Bassem Youssefs Kritik an der Muslimbruderschaft

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Der ägyptische TV-Moderator und Satiriker Bassem Youssef droht Gefängnis, weil er sich über Präsident Morsi und Islamisten lustig gemacht hat. In seiner Satire-Sendung „Das Programm“ kritisiert er Morsi, Islamisten und muslimische Prediger immer wieder. Es geht ihm nicht darum, sich um den Islam und die Muslimbrüder lustig zu machen, sondern er will „der Gesellschaft den Spiegel vorhalten und aufzeigen, welche Kultur dahinter steckt”, sagte er vor Monaten in einem Interview. Doch bei Regierungskritik, besonders wenn zudem die islamistische Umsetzung der Regierungsherrschaft in Frage gestellt wird, kennt man in Ägypten kein Pardon – sie wird als Verleumdung des Islam interpretiert. „Wir sind doch nicht diejenigen, die den Islam beleidigen. Wir stellen nur jene bloss, die den Glauben missbrauchen und ihm mehr Schaden zugefügt haben als jeder sonst”, sagte Youssef in einem TV-Interview.

An einem Podium kritisiert der ägyptischer Satiriker und TV-Moderator Bassem Youssef die Herrschaft der Muslimbruderschaft: „Sie treiben die Menschen vom Islam weg.“

Nachfolgend einige Auszüge aus seiner Rede, die auf dem ägyptischen Sender Dream 2 TV am 7. Februar 2013 ausgestrahlt wurde.

Bassem Youssef: Ständig hören wir über „ketzerische Laizität“, „unzüchtigen Säkularismus“ und „Demokratie, die zur Hölle gehen kann“, die von den ungläubigen säkularen Ländern umgesetzt wird, aber der Islam breitet sich in diesen Ländern mehr aus als in arabischen Ländern. In den sogenannten „ungläubigen“ säkularen Ländern werden Moscheen gebaut und der Islam ist die am schnellsten wachsende Religion. Es ist ihnen egal, ob sie von Bars, Stripclubs oder Pornos umgeben sind, weil sie dem Prinzip „leben und leben lassen“ folgen.

Unser Problem hier – und das betrübt mich sehr – ist, dass die Menschen, die die Regierung in der Hand haben und uns die frohe Botschaft eines islamischen Staates gebracht habe, Menschen von Islam wegtreiben. Das ist eine schreckliche Sache, die mich zutiefst betrübt.

[…]

Das ist im Mittelalter geschehen, als die Kirche den christlichen Glauben missbrauchte. Das führte zu einer schrecklichen Welle des Atheismus und Säkularismus. Ich befürchte, dass das Gleiche in der arabisch-islamischen Welt geschehen wird. Wenn wir weiter auf diesem Weg gehen, befürchte ist, wird das geschehen. Gegenwärtig drängen die [Islamisten] Menschen in eine Ecke und sagen ihnen: entweder du wählst unsere Herrschaft oder sonst gehst du ins Höllenfeuer…Das ganze System ist problematisch. Es veranlasst mich von dir wegzulaufen und von dem was du repräsentierst.

[…]

Die Sympathie, die für Mitglieder der Muslimbruderschaft und für Islamisten, die von ungerechtfertigter Inhaftierung befreit wurden, empfunden wurde, nimmt von Tag zu Tag ab. In den Wahlen 2005 und 2010 stimmte meine Familie für die Muslimbruderschaft, obwohl niemand von uns Islamist ist oder der Muslimbruderschaft angehört. Nach der Revolution haben alle gegen sie gestimmt.

Es ist traurig. Menschen glaubten, dass den [Islamisten] Unrecht widerfahren sei und öffneten ihnen ihre Herzen, aber diese Sympathie wird abgefressen und bald wird sie zu Hass werden.

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In Norwegen, wo die muslimische Bevölkerung weniger als 2% der Bevölkerung ausmacht, ist die Kulturministerin eine Muslimin. Hier erklärt der Informationsminister, der ein Mitglied der Muslimbruderschaft ist, dass eine Bahai-Frau nicht als TV-Ansagerin arbeiten, und andere sagen, dass Bahais nicht in Spitälern und Schulen sein dürfen. Wenn deine Perspektive religiös ist, verachtest du alle anderen Religionen, unabhängig aller der schönen Worte, die gesagt werden und unterm Strich bist dem anderen überlegen, so dass du herrschen wirst und die Verfassung so schreibst, wie du willst.

[…]

In den Moscheen und Talk-Shows hören ich die Menschen sagen: Die Christen sind gute, reine Menschen, aber „sie haben bestimme Zweifel an jenen, die sagen dass Allah einer von Dreien ist.“ Sie sagen, dass der Bahai Glaube kein Glaube sei. Und in Bezug auf die Juden sagen sie, dass sie die Abkömmlinge von Affen und Schweinen seien.

Diese Leute untergraben die Prinzipien einer gemeinsamen nationalen Identität. Der Durchschnittsägypter wird nie einen Christen wählen, weil [die Islamisten] sagen, dass die Christen Ungläubige seien.

[…]

Das Prinzip der gemeinsamen nationalen Identität wird nicht umgesetzt, solange du religiöse Texte nutzt, um deine politischen Rivalen zu dämonisieren und sie der Ketzerei beschuldigst.

Deutsche Übersetzung basiert auf dem englischen Transcript © MEMRI Clip No. 3784, February 2013.