Ein Ende des arabischen Boykotts Israels

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Jerusalem, Felsendom. Foto Godot13. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
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Ed Husain, Senior Fellow for Middle Eastern Studies beim Council on Foreign Relations, schreibt in seinem Leitartikel „End the Arab Boycott of Israel“, der in der New York Times erschien, dass sich der arabische Boykott Israels für palästinensische Araber nur nachteilig auswirkt.

Als Husain den Tempelberg besuchte, habe ihn die Verwahrlosung des wohl „bedeutendsten Gebäudes der Welt“ und dass er wegen der „Gerüste und Gerümpels“ noch nicht einmal ins Zentrum reinblicken konnte, wie ein Schlag getroffen. Das sei „nicht die Schuld der Juden oder des Westens“, sagt er, sondern derjenigen Muslime, die behaupten für die Befreiung Jerusalems zu kämpfen und „dennoch das Herz dieser Stadt vernachlässigen. Warum? Und wie kann sich das ändern?“, fragt er.

Husain, der selbst Muslim ist, erklärt, dass seine Reise nach Israel – die er jüngst zum ersten Mal gemacht hat – von der muslimischen Gemeinde als Unterstützung der „zionistischen Entität“ interpretiert werde und „damit soziale Isolierung riskiert.“

Ed Husain betrachtet diese Denkweise als überholt und kontraproduktiv. Obwohl viele arabische Staaten eine offizielle Position des Boykotts aufrechterhalten, „umgehen viele diese Politik, aber die … die Massen müssen sich erst noch von dieser Denkweise, dass alles Israelische boykottiert werden muss, losreissen.“ Der „kontraproduktive“ Boykott wurde zudem von Klerikern und Wissenschaftlern verstärkt, meint Husain, doch „die jahrzehntelange [Bemühung] ist kläglich gescheitert.“

„Die primären Opfer sind nicht die Israelis“, deren Wirtschaft blüht, „sondern Palästinenser…die in erbärmlicher Armut stagnieren.“

Araber in den Nachbarländern ist es wegen des Boykotts nicht erlaubt, nach Israel zu reisen, dennoch sind es „arabische Bauarbeiter, Klempner, Taxifahrer und andere Arbeiter, die den israelischen Lifestyle aufrechterhalten“, beobachtete er auf seiner Reise. Während also „viele Menschen israelische Siedlungen verurteilen und zu einem Wirtschaftsboykott ihrer Produkte aufrufen“, erkennt Husain, dass viele palästinensische Araber ihre Arbeit in Israel finden.

Husain „hat das muslimische Gruppendenken aufgegeben“ und reiste nach Israel, weil er „ein neues Momentum in der Region“ erkannte, was auch durch den Besuch des ehemaligen ägyptischen Grossmuftis in Jerusalem geprägt war. Ali Gomaa und der Gelehrte Habib Ali al-Jifri wurden in Jerusalem von muslimischen Führern begrüsst, die „zum Ende des arabischen Boykotts“ aufriefen und damit Radikale wie den sunnitischen Kleriker Yusuf Al-Qaradawi und seine Unterstützer herausforderten.

„Warum wollen sie den Boykott weiterführen?“ fragt Husain. Israels Freihandelsabkommen mit der Türkei hat für beide Länder erfolgreiche Ergebnisse abgeworfen; Jordanien unterhält gute Beziehungen mit Israel; und der Besuch von zwei ägyptischen Gelehrten zeigt, dass nicht alle Muslime auf Konfrontationskurs sind.

Friedensgespräche werden weiterhin versagen „falls es nicht zu einer tieferen Veränderung in der Einstellung kommt.“ Netanjahu, so Husain, habe Recht, wenn es darum geht „eine breitere Form der Intoleranz Israel gegenüber zu identifizieren.“ Die Nationen des arabischen Frühlings können nicht ernsthaft Demokratie wollen, wenn sie es ihren eigenen Bürgern verbieten, muslimische (und jüdische und christliche) heilige Stätten zu besuchen.“

„Die Stimme der palästinensischen Imame, die ein Ende des Boykotts sehen wollen, muss verstärkt werden“, schreibt Husain, und dass „ein Friedensabkommen, das von gemässigten Imamen wie ihnen unterzeichnet würde, grösseren politischen wie religiösen Einfluss hat.“

Wenn sich Einstellungen nicht verändern, „werden Israels Sicherheitsbedenken nie beschwichtigt werden.“ Araber müssen anfangen, Israel zu humanisieren, indem sie Antisemitismus ansprechen und „sie arabischen Bürgern erlaubten, nach Israel zu reisen und mit Israel Handel zu treiben.“

Die Kehrseite ist, dass es den Rückhalt der wichtigen sunnitischen Kräfte wie Saudi Arabien erfordert, damit ein Friedensabkommen in den Augen der Muslime Glaubwürdigkeit gewinnt. Mit der steigenden Macht des Islamismus, kann die religiöse Dimension des israelisch-arabischen Konflikts nicht ignoriert werden. „Wenn wir den islamistischen Tiger nicht zähmen, werden wir in einem Jahrzehnt zurückblicken und jammern.“

Abstract der Originalversion: End of the Arab Boycott of Israel by Ed Husain © New York Times, March 6, 2013.

Wenig überzeugt von Ed Husains Vorschlägen zeigt sich die Hamas, die den islamischen Tourismus nach Jerusalem scharf angriff und die Arabische Liga sowie muslimische Kleriker aufforderte, Pilgerfahrten nach Jerusalem zu verbieten: Hamas attack Islamic tourism to Jerusalem (Times of Israel)

1 Kommentar

  1. Dank an Ed Husain, für diesen Bericht. Dass er als Muslim den arabischen Boykott gegen Israel ablehnt, ist bemerkenswert. Er ist offensichtlich zum Schluss gekommen, dass die Opfer des Boykotts die Palästinenser selbst sind. Dies gilt sowohl für den damaligen Boykott der Arabischen Liga, als auch für den Boykott des palästinensischen BDS-Movements. Unten aufgeführt habe ich einen Link, der zeigt, dass man in Israel sehr wohl zusammenarbeiten kann, für nachhaltigen Erfolg. Uneinsichtig sind immer noch die Boykotthetzer der EJJP.ORG und JVJP.CH. http://www.kavmashve.org.il/en/home/page/12

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