Kenne deinen Feind

1
Lesezeit: 3 Minuten

In einem Beitrag für die englische Ausgabe der arabischen Zeitung Asharq Al-Awsat, antwortet Amal al-Hazzani auf die Reaktionen, die sein vorheriger Beitrag ausgelöst hatte. In diesem rief er zur Normalisierung mit Israel auf, befürwortete das Erlernen der hebräischen Sprache und lobte den israelischen Liberalismus. „Die Kritik war zu erwarten, weil ich ein Tabu gebrochen habe,“ schreibt al-Hazzani, „es tut mir Leid, aber ich muss ihnen sagen, dass ihre Empörung die Realität nicht verändern wird. Israel wird so bleiben wie es ist: ein kleiner Staat, jedoch stärker als der Rest der arabischen Welt.“

Nachfolgend eine Zusammenfassung seines Beitrags:

In meinem vorherigen Artikel [The Israel We Don’t Know, 31.01.2013] war es nicht meine Absicht, die politische Haltung der Araber zu werten und die Araber für ihre Arroganz anzuschuldigen, es abzulehnen ihren Feind zu kennen unter dem Vorwand, dies sei gleichbedeutend mit der Anerkennung der Existenz Israels.

Die bittere Wahrheit ist, dass wir Araber, obwohl wir uns weigern, Israel offen anzuerkennen, implizit bereits auf viele Weise dies tun, durch die Gräber von Märtyrern, Flüchtlingslager, die palästinensische Diaspora und die periodischen Kriege im Libanon und Gaza. Wenn wir auf die Leugnung der Realität bestehen, werden wir alleine im Dunkeln zurückbleiben.

Die Sprache als Instrument des Wissens – in diesem Fall Hebräisch – muss auf den Radar der Nachbarstaaten Israels, weil Israel noch für einige Zeit ihr Nachbar als auch Feind bleiben wird. In Israel ist Arabisch eine offizielle Amtssprache, weil ein Fünftel der Bevölkerung Araber ist, doch das ist nicht der wichtigste Antrieb, warum dort gedrängt wird, Arabisch zu lernen. Isolation liegt nicht im Interesse Israels – das ist der Grund. Ein bedeutender Teil israelischer Webseiten, Magazine und Zeitungen haben eine arabische Ausgabe und die Zeitungen bieten sogar Nachrichten aus arabischen Staaten an, die Israel selbst als Feindstaaten betrachtet.

Man bedenke das Auftreten des israelischen Verteidigungsministeriums auf Twitter. Zu jedem islamisch-religiösen Anlass twittert der Sprecher die Glückwünsche der israelischen Armee – auf Arabisch – an die Muslime. Und bedenkt man die Eigenart dieses Mediums, so wendet sich der Sprecher – der selbst Arabisch spricht – nicht nur an israelische Araber oder Palästinenser, sondern eher an die ganze arabische Präsenz auf Twitter.

Im Gegensatz dazu wagen es die arabischen Medien nie, israelische Nachrichten aus Kultur oder Wirtschaft zu veröffentlichen, aus Angst beschuldigt zu werden, sich für den Zionismus zu engagieren. Im Ergebnis bedeutet das, dass arabische Pressekanäle Fakten nicht vollständig liefern. Während der Kriege im Libanon und Gaza vermieden arabische Satellitensender, jemanden für die israelische Seite sprechen zu lassen. Natürlich, um so sicherzustellen, dass das arabische Publikum sich nicht gegen die arabischen Medienkanäle wenden würde, auch wenn es der springende Punkt im Journalismus ist, beide Seiten einer Geschichte anzuhören. Einzig Al-Arabiya wagte, dem Trend nicht zu folgen und wurde dafür auch schnell als „Zionist“ gebrandmarkt.

Die Araber konzentrieren sich seit 1967 auf den blinden Hass. Währenddessen hat sich Israel zum Zentrum für höhere Bildung und Kultur aufgebaut, das jährlich Millionen Touristen anzieht. Israel ist sogar den USA im Bereich Programmierung und Software Industrie zur Konkurrenz geworden.

Die jährliche US-Hilfe an Israel liegt nicht höher als 1.5 Prozent des israelischen BIP, das 240 Milliarden Dollar beträgt, und drei Viertel der Hilfe wird für Waffen ausgegeben. Daher ist die Behauptung unwahr, Amerika füttere die Israelis und finanziere ihr Bildungs- und Gesundheitswesen; Israel ist ein reicher Staat, der keine Unterstützung von anderen braucht.

Wir müssen Israelis verstehen, um zu wissen, wie wir vergleichen können. Kriege können nicht mit Hassgefühlen alleine gewonnen werden. Kenne deinen Feind, sodass du keine grossen Verluste erleiden musst. Das ist alles, was ich sage.

Zusammenfassung der Originalversion: Know Your Enemy by Amal al-Hazzani © Asharq Alawsat, 7 February 2013.

Dr. Amal Al-Hazzani ist Privatdozent an der King Saud University in Riyadh.

1 Kommentar

  1. Die Stimme von Dr. Amal Al-Hazzani ist sehr ermutigend! Ich würde gerne hoffen, dass sich Leute wie er viel vermehrter zu Wort melden! Und ich bin sicher, dass eben gerade solche Stimmen auf der israelischen Seite vieles bewegen könnten!

Kommentarfunktion ist geschlossen.