Revolutionierung der Diabetes-Behandlung?

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Eine Insulin-Tablette. Dies hofft die israelische Firma Oramed Pharmaceuticals bis 2016 Millionen an Diabetes erkrankten Menschen anbieten zu können.

„Heute gibt es weltweit kein orales Insulin, aber wir sind der Markteinführung am nächsten“, sagt Nadav Kidron, CEO von Oramed. „Wir stehen kurz vor Beginn der zweiten Testphase in den USA und das sind grossartige News.“

Oramed hat zwar bereits eine zweite Testphase erfolgreich in Südafrika im Mai 2010 abgeschlossen, doch eine Zulassung der US-Arzneimittelzulassungsbehörde (FDA) ist in der Welt der Arzneimittel der Massstab schlechthin. Um die FDA-Zulassung zu erhalten, hofft Oramed, die zweite Testphase in den USA Anfang 2013 beginnen zu können, und bei erfolgreichem Abschluss die dritte Testphase im darauffolgenden Jahr.

Doch warum hat bisher noch niemand eine Insulintablette erfunden? Kidron benennt gegenüber The Jewish Press zwei Gründe: „Erstens ist Insulin ein Peptid, das ist ein kleines Protein, und wenn man es schluckt, wird es von körpereigenen Enzymen abgebaut. Zweitens die Grösse des Insulins – es geht nicht durch die Darmwand und erreicht daher nicht den Blutkreislauf. Man kann sich Insulin wie einen Tennisball vorstellen und die Darmwand ist das Netz. Der Ball geht nicht durch das Netz.“

Ein Wissenschaftlerteam am Hadassah Medical Center in Jerusalem hat 25 Jahre geforscht und eine Möglichkeit entwickelt, dieses Hindernis zu überwinden. Unter den Wissenschaftlern befand sich Dr. Miriam Kidron, Nadavs Mutter und Grossnichte von Rabbi Abraham Issac Kook, der erste aschkenasische Oberrabbiner in Palästina. Sie berichtete ihrem Sohn von diesem Durchbruch und gemeinsam wirkten sie 2006 bei der Gründung von Oramed mit.

„Ich bin glücklich, dass das Wirklichkeit wird“, sagt Dr. Kidron gegenüber The Jewish Press. „Mein Ziel ist es, dass Menschen orales Insulin in der Apotheke kaufen können. Das wird fantastisch sein, weil viele Menschen auf dieser Welt dieses Medikament brauchen.“

Laut der American Diabetes Association leiden mehr als 25 Millionen Amerikaner, oder acht Prozent der Bevölkerung gegenwärtig an Diabetes. Weltweit beläuft sich die Zahl Diabetiker auf 350 Millionen. [Nach Angaben der Schweizer Diabetesgesellschaft schätzt man, dass rund 350’000 Personen an Diabetes erkrankt sind, und in Deutschland sind es schätzungsweise 6 Millionen Menschen, oder 7.3% der Bevölkerung.]

Wohin er auch gehe, die Menschen seien von Orameds Arbeit begeistert, sagt Nadav Kidron. „Das ist ein Kiddush HaShem [Heiligung des Gottesnamen]. Ich glaube, das ist der beste Weg, den Menschen zu zeigen, dass Israel mehr ist als der palästinensisch-israelischen Konflikt. Israel steht auch für Medikamente, die das Leben zum Besseren verändern können.“

Zwar stehen die Insulintabletten aktuell im Zentrum von Orameds Arbeit, doch letztendlich hofft die Firma, andere Medikamente ebenfalls in oraler Form anbieten zu können. „Man denke nur an die Grippeimpfungen“, sagt Nadav Kidron. „Wie viele Menschen würde diese machen, gäbe es sie bloss in Tablettenform? Das Gesundheitswesen könnte so viel Geld einsparen. Das ist eine Technologie, die das Gesundheitswesen dieser Welt, so wie wir es kennen, revolutionieren könnte.“

Originalversion: Israeli Company Hopes To Revolutionize Treatment Of Diabetes by Elliott Resnick © The Jewish Press.com, July 18, 2012.