Sieg für den Spass im Ferienlager

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„Für uns und unseren Sohn haben Sie etwas Zauberhaftes geschaffen, das man mit Worten nicht beschreiben kann“, schrieben die Eltern eines Teilnehmers am Jordan-River-Village-Ferienlager in Israel – dem jüngsten Projekt von SeriusFun, einem weltweiten Ferienlager-Netzwerk für schwer kranke Kinder, das der amerikanische Schauspieler Paul Newman 1988 ins Leben rief.

„Unser Sohn kam begeistert, optimistisch und glücklich nach Hause … und das Erste, was er fragte, war: ‚Darf ich nächstes Jahr wieder hin?“.

Das Programm Jordan River Village (JRV) ist im Nahen Osten einzigartig und bietet auf einem knapp 25 Hektare grossen Gelände während eines einwöchigen Ferienaufenthalts in Obergaliläa Schwimmen, Theater und weitere künstlerische und Sportaktivitäten. Ein Betreuer ist für jeweils zwei oder drei Teilnehmer zuständig – Kinder zwischen neun und 18 Jahren, die an Krebs, Kinderlähmung, Mukoviszidose, Hämophilie, familiärer Dysautonomie, an rheumatischen oder Herzkrankheiten, neurologischen oder anderen lebensbedrohlichen chronischen Störungen leiden.

Zunächst ist das JRV ganz so wie alle anderen SeriousFun-Camps rund um die Welt. Aufgrund seiner Lage bietet es jedoch zudem Kindern aus jüdischen, muslimischen und christlichen Elternhäusern die seltene Gelegenheit, Freunde zu werden.

„Als wir noch keinen Ort in Israel hatten“, berichtet CEO Katia Citrin, „haben wir acht Kindergruppen in ein [SeriousFun-]Ferienlager in die USA geschickt. In jeder Gruppe waren vier jüdische und vier muslimische Kinder. Der Vater eines arabischen Mädchens machte sich grosse Sorgen darüber, wie seine Tochter zurechtkommen würde. Sie sprach kein fliessendes Hebräisch, geschweige denn Englisch. Als sie zurückkam, erzählte er uns, sie habe eine fantastische Zeit gehabt – und meinte, wenn wir die Probleme des Nahen Ostens den Kindern überliessen, hätten wir schon lange Frieden.“

Ein ganzjähriges Camp

Während viele SeriousFun-Camps nur im Sommer stattfinden, erlaubt das milde Klima in Nordisrael ganzjährig Ferienaufenthalte im JRV. Seit letztem August, als das Ferienlager inoffiziell eröffnet wurde, fanden bereits 20 solcher Camps statt; Citrin schätzt, bis zu 3500 Kinder jährlich könnten im JRV betreut werden. „Wir kooperieren mit allen möglichen NGOs, die mit Kindern und mit Krankenhäusern arbeiten“, sagt sie, „und Eltern können ihr Kind für einen Aufenthalt auch direkt bei uns anmelden.“

Die JRV-Stiftung wurde 1999 von Marilyn und Murray Grant, einem nach Israel emigrierten amerikanischen Ehepaar, ins Leben gerufen, um „das Leben jüdischer und arabischer Kinder in Israel und den Nachbarstaaten zu bereichern, die an schweren Krankheiten und unter lebensbedrohlichen Bedingungen leiden – indem wir ihnen einen kostenlosen, unbeschwerten, im Gedächtnis bleibenden, stärkenden und medizinisch rundum heilsamen Campingaufenthalt ermöglichen.“

Da Israel ein kleines Land ist und viele der Teilnehmer bereits mehrfach im Krankenhaus waren, treffen sie bei ihrer Ankunft im Ferienlager oft auf bekannte Gesichter. Kennenlernspiele helfen, einander näher zu kommen – und Citrin sieht dabei Religions-, Nationalitäten- und Kulturunterschiede schnell dahinschmelzen.

„Ein arabischer 17-Jähriger verbrachte eine so grossartige Zeit bei uns und war von der Idee der Koexistenz so begeistert, dass er sich, sobald er 18 wurde, als Freiwilliger im Village meldete“, erzählt sie.

Ihr Lachen

Viele Teilnehmer haben noch nie unter freiem Himmel geschlafen oder mit anderen Kindern wie sie jenseits medizinischer Einrichtungen interagiert. Wenn sie sehen, mit was andere Kinder fertig werden müssen, gewinnen sie eine neue Perspektive auf ihre eigenen Probleme; gleichzeitig lernen sie, sich und die anderen nicht über ihre körperlichen Gebrechen zu definieren.

„Unser Motto lautet: ‚Ich bin nicht krank; ich habe eine Erkrankung‘“, so Citrin. „Und unsere neue PR-Kampagne steht unter dem Thema: das Leben feiern.“

Bei den vielfältigen Aktivitäten wird kein Kind gezwungen, mitzumachen; doch „man kann in unserem Ferienlager nicht scheitern: Was auch immer du tust, wird dir gelingen. Wir haben einen Abenteuerpark mit Kletterwänden, Tauen und anderen Herausforderungen. Die Kinder unterstützen einander und ermutigen sich gegenseitig, an allen Aktivitäten teilzunehmen. Und wenn ein krankes Mädchen an einer sechs Meter hohen Wand emporklettern kann – dann kriegt es das Gefühl: ich kann alles!“

Beobachtungen an SeriousFun-Camp-Teilnehmern zeigen, dass sie auf medizinische Behandlungen besser ansprechen und auch seelisch in einer positiveren Verfassung sind. Dies ist besonders wichtig, da psychologische Faktoren den Gesundungsprozess bei schweren Krankheiten stark beeinflussen können. Und ein glückliches Kind wirkt im emotionalen Gefüge der ganzen Familie wahre Wunder.

Wie es die Eltern einer Teilnehmerin in einem Brief an Citrin ausdrückten: „Wir waren erleichtert und glücklich, sie lachen zu sehen.“

Originalversion: At new Israeli camp, fun conquers by Abigail Klein Leichman © israel21c, June 11, 2012