Der Pfarrer: Protokoll des Ungesehenen

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Gestern (22. Mai) konnte man in der gedruckten Ausgabe des „Zürcher Unterländer“ lesen, dass Pfarrer Schärer von seiner Beobachtungstour im „Gelobten Land“ nach Regensberg heimgekehrt ist. Und wie war es nun mit der Erfüllung der Aufgabe, „Menschenrechtsverletzungen zu beobachten“? Nun, er will sie gesehen haben. Denn der Artikel sagt, dass Schärer „als Beobachter Menschenrechtsverletzungen protokolliert (hat).“ Wo? Antwort: „So etwa am Checkpoint an der israelischen Trennungsmauer in Bethlehem“. Und was ist dort vorgefallen? Palästinenser, die am Checkpoint nach Israel einreisen wollten, haben zwischen 15 Minuten und 2 Stunden warten müssen. Einige wurden auch abgewiesen. Und statt der 3 Metalldetektoren haben nur zwei funktioniert. Aber das sind natürlich keine Vorfälle, die als „Menschenrechtsverletzungen“ charakterisiert werden können. Wenn das Menschenrechtsverletzungen sein sollten, dann habe ich solche auch des öfteren schon erlebt, freilich bei der Einreise in die USA. Denn die haben ziemlich strikte Sicherheitsmassnahmen, ja, sogar striktere als am Checkpoint, den der Pfarrer beobachtet hat. Da muss man Fingerabdrücke abgeben, wird auch fotografiert und unter Umständen ziemlich lang über den Zweck der Einreise befragt. Wir wissen, dass dies seit 9/11 und wegen der andauernden terroristischen Bedrohung so streng bei der Einreise zugeht. Könnte das auch am Checkpoint bei Bethlehem der Grund sein? Könnte es sein, dass dann, wenn etwa 3500 Palästinenser nach Israel täglich zur Arbeit einreisen wollen, man immer damit rechnen muss – leider -, dass ein Selbstmordattentäter dabei sein könnte? Natürlich fallen dem Pfarrer solche Fragen nicht ein. Und natürlich musste er ja Menschenrechtsverletzungen sehen. Denn das hatte er sich fest vorgenommen; und der Artikel, der vor seiner Abreise im „Zürcher Unterländer“ erschien, hatte sie schon vorweggenommen. Da konnte er nicht mehr zurück.

Was hat er noch zu erzählen? Es gab in einem Dorf, wo wöchentlich Demonstrationen stattfinden, einen Tränengaseinsatz zu deren Auflösung durch die israelischen Sicherheitskräfte. Das könnte ihm nun allerdings auch zu bestimmten Anlässen bei Demonstrationen etwa in Zürich passieren – oder? Schliesslich hat er „Zerstörung im Gelobten Land“ protokolliert, weil in Beit Jalla etwa zwei unbewilligte Gartenhäuschen von Bulldozern eingerissen wurden. Dass es sich hier um „unbewilligte“ Bauten gehandelt hat, sagt uns der Pfarrer nicht. Auch dass Beit Jalla nach dem Interimsabkommen Israels mit der PLO in der Zone C liegt, in der Israel, vertraglich von der PLO anerkannt, bis zum endgültigen Friedensvertrag die Verwaltungs- und Sicherheitshoheit hat, muss der Pfarrer nicht erwähnen. Denn das würde ja „Wut und Trauer“, die er empfunden hat, möglicherweise relativieren – jedenfalls in den Augen der etwas nachdenklicheren Leser und Leserinnen. Fazit: Es hat keine Menschenrechtsverletzungen gegeben, aber Pfarrer Schärer hat sie verdienstvoller Weise im Auftrag einer antiisraelischen Propagandaorganisation „protokolliert“.

 

Über Ekkehard W. Stegemann

Ekkehard W. Stegemann war von 1985 bis 2014 Ordinarius für Neues Testament an der Theologischen Fakultät der Universität Basel.

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4 Kommentare

  1. Im Mai 2012 sendete der palästinensische Rundfunk (Fatah) ein Programm, in dem Palästinenserkindern beigebracht wurde, dass Juden und Christen minderwertig sind:
    http://youtu.be/gq2P4e1acXM

    Erziehung zum Hass ist in palästinensischen Kindergärten und Schulen, in Moscheen und über die Medien absolut üblich. Das stört Peacewatcher Schärer offenbar nicht, sonst hätte er darüber berichtet.

    Was, wenn Schweizer Kinder am Fernsehen sagen würden, ….

    Mit unseren Steuergeldern unterstützen wir diese skandalöse Erziehung zum Hass. Wie lange noch?

  2. Keineswegs langsam, sondern ab sofort sollten wir uns verstärkt darum bemühen besser zu verstehen, warum als europäische, auch christliche Mehrheitsmeinung “von unten” verloren zu gehen droht: nämlich dass ein Recht auf Selbstverteidigung, der Schutz der Bevölkerung, die Ausübung des staatlichen Gewaltmonopols zu den zentralen Errungenschaften der ansonsten so viel beschworenen europäischen Zivilisation gehört.
    Komplementär zu den israel- und judenfeindlichen Dimensionen dessen, was Ekkehard Stegemann im Hinblick auf Pfarrer Schärer beschreibt, muss die Frage verstärkt gestellt werden, was wir auch hier in Europa als Schutz von unserem Staat erwarten und was wir dafür bereit sind, zu “zahlen”. Bei dieser “Zahlung” geht es um mehr als um Finanzen. Wie zivil ist dieses Europa (noch), wenn Pfarrer Schärer und zahlreiche seiner Mitbrüder bereit sind, Dschihadisten, Terroristen und aktivistische Judenfeinde mit Hilfe sog. Menschenrechte zu Opfern derer zu insinuieren, die als Soldaten eben ihre Schutzaufgabe (siehe Arye S. Shalicars ergänzenden Kommentar) – unter großem Risiko – wahrnehmen. Die Welt scheint Kopf zu stehen. Die Gefahr umzukippen ist nicht ausgeschlossen!
    Karl H. Klein-Rusteberg http://www.christlich-juedisch-interessen.de

  3. Pfarrer Schärer schlafe schlecht, sagt dieser. – Weil er sich völlig einseitig gegen Israel instrumentalisieren liess? Leider macht er die Verursacher zu Opfern und das Opfer zum Täter. Weiss er, dass der Mufti von Jerusalem (höchste religiöse Autorität) im Januar proklamierte, dass es Pflicht der Muslime sei, Juden zu töten, – dass Ministerin Al Masri kürzlich sagte, dass – um Israel zu vernichten – sich die Paläst. Autonomie vereinen müsse? Er kennt Charta von Hamas und Fatah wohl kaum, die den Staat Israel auslöschen wollen. Dazu geben jene Menschenrechtler keinen Laut von sich! Mit Schutzmauer, Checkpoints etc. schützt sich Israel gegen Mörder und Attentäter etc. Die leider unangenehmen Folgen hat die palästinensische Führung zu verantworten! Pfarrer Schärer spricht von Bethlehem. Weiss er, dass der dortige Anteil Christen infolge Unterdrückung durch die Muslime von 80% auf 20% gefallen ist? Wohl kaum, er ist auf das "Feindbild" Israel fixiert, wie die Kirche jahrhundertelang die Juden diffamierten. Nicht, dass Israel keine Fehler macht, jedoch darf das Hauptszenario, nämlich das Ziel des Islams, Israel zu vernichten, nicht aus den Augen gelassen werden. Das sog. Westjordanland (Judäa/Samaria) und Ostjerusalem waren 1949 widerrechtlich von Jordanien besetzt worden. Erst 1967 konnte Israel diese ureigenen Gebiete zurückerobern. Es gehört leider zur antiisraelischen Berichterstattung der Medien, Israel immer wieder mit Besatzung und Besetzern gleichzusetzen. Wer Hilfe braucht, sind die unterdrückten Christen in jenen Gebieten.

  4. an den Checkpoints werden fast täglich Palästinenser gestoppt mit Sprengsätzen bzw. Messern oder Pistolen (manchmal sogar geladen und bereit zum Einsatz) im Rucksack oder Auto.
    Junge Soldaten, bzw. Grenzpolizisten bzw. Angestellte von Sicherheitsfirmen machen einen äusserst riskanten Job, der sehr schnell sehr "explosiv" enden kann.
    Es ist eine Unverschämtheit, dass man sich dafür rechtfertigen muss, dass man versucht sich, seine Familie, seine Mitbewohner, produktiv vor Terror zu schützen.

    Natürlich geht es manchmal nicht unbedingt so freundlich zu, wie man in einem Duty-Free-Shop am Flughafen begrüsst wird, schliesslich geht es um Menschenleben, die man versucht zu retten.

    Arye S. Shalicar, Major
    Pressesprecher der IDF

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