Bern marschiert gegen Jerusalem?

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Am 30. März planen verschiedene Organisationen aus dem Spektrum der BDS-Bewegung (BDS = Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) den Marsch an die Grenzen Israels. Dieser Global March to Jerusalem wird tatkräftig unterstützt und mitorganisiert sowohl von Hamas als auch der Fatah. Wie bereits aber bei der Gaza-Flottille im letzten Jahr nimmt insbesondere die Muslimbruderschaft eine wichtige Rolle bei der Organisation dieses Propaganda-Events ein.[i] Auch in Bern ist für den 31. März eine Demonstration geplant.

Unter dem Motto „Jerusalem gehört allen! Schluss mit Apartheid, Besatzung und Vertreibung. Gegen Rassismus!“ soll gegen die „Judaisierung“ und „ethnische Säuberung“ der heiligen Stadt protestiert werden.[ii] Diese Begriffe erinnern unweigerlich an die „Arisierung“. Die Pressemitteilung des Komitees zur Vorbereitung des GMJ im deutschsprachigen Raum gibt weiteren Aufschluss über den Event. Hier heisst es, dass der Globale Marsch nach Jerusalem „ein Tag friedlicher, gewaltfreier Demonstrationen in Palästina und in den Nachbarländern“ sei.[iii] Wie gewaltfrei diese tatsächlich verlaufen werden, wird sich zeigen, selbst im offiziellen Musikvideo zum GMJ werden Aufnahmen von steinwerfenden Personen, als auch der Mufti von Jerusalem gezeigt. Letzterer geriet kürzlich in die Schlagzeilen, weil er eine Koran-Sure die zum Mord an Juden aufruft, zustimmend rezitierte.[iv] Infolgedessen kam es zu internationalen Protesten gegen den Mufti und die örtliche Polizei nahm Ermittlungen auf.

Ferner behauptet das Komitee, dass durch „ethnische Säuberungen“ der multi-religiöse und multi-ethnische Charakter der Stadt, die als Hauptstadt Palästinas vorgesehen ist, zunehmend gefährdet werde. Ein „namhafter Beraterausschuss“, der extra für den Globalen Marsch einberufen wurde, kommt zum Schluss, „dass die Versuche der israelischen Regierung, die arabische und kulturelle Identität der Stadt zu verändern, ein Verbrechen gegen die Menschheit darstellt.“ Dass laut Umfragen ein Grossteil der Araber aus Ost-Jerusalem wenn sie die Wahl hätten, lieber unter israelischer Verwaltung leben möchte, und warum, ist für die GMJ-Unterstützer völlig irrelevant. In dem Ausschuss vertreten sind unter anderem Erzbischof Desmond Tutu, der notorische Antizionist und Hisbollah-Verteidiger George Galloway, Professorin Judith Butler, die Hamas und Hisbollah als Teil einer „progressiven, globalen Linken“ verortet oder auch Sheikh Raed Salah, Anführer der islamischen Bewegung in Nordisrael, der nicht davor zurückschreckt, den Juden zu unterstellen, sie würden Kinderblut zum Brotherstellung zu benutzen, eine Ritualmordlegende, die ihre Ursprünge im Mittelalter hat.[v]

Zur Demonstration in Bern rufen Gruppen aus der Palästina-Solidarität in der Schweiz auf, allesamt Gruppen vereint im Kampf gegen Israel durch BDS-Kampagnen. Auch BADIL – führend in der BDS-Bewegung – unterstützt den Event in Bern, das Hauptanliegen von BADIL ist das „Rückkehrrecht“. Jüngst erst hat die Schweizer Regierung direkter Gelder an BADIL eingestellt, weil sich die Organisation weigert, die Genfer Initiative zu befürworten, aber auch die  Arabische Friedensinitiative lehnt sie ab.[vi] Selbstverständlich sind auch das welsche Collectif Urgence Palestine und die NGO Droit Pour Tous dabei, über deren Hintergründe hier wir bereits detailliert im Rahmen ihrer Beteiligung an der Gaza-Flottille berichtet haben. Dank ihrem Vorsitzenden Anouar Gharbi verfügt Droit Pour Tous über beste Verbindung zum Netzwerk der Union of Good, die wiederum eng mit der Hamas und der Muslimbruderschaft verbunden ist.[vii] Droit Pour Tous war es auch, die eine Veranstaltung mit dem Hamas-Parlamentarier Musheer Al Masri an der Uni Genf organisierte (Audiatur berichtete).

Bei seinem Besuch in der Schweiz wurde Musheer Al Masri auch vom grünen Nationalrat Geri Müller zu einem Treffen ins Bundeshaus eingeladen. Müller, der jeweils an vorderster Front dabei ist, wenn es gegen Israel geht, sitzt deshalb auch nicht unerwartet im Patronatskomitee der Berner Demonstration, ebenso wie Franco Cavalli und Andrea Hämmerle, beides prominente Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei (SP) der Schweiz.

Ist es Naivität, den Zweck dieser gewaltigen Propagandaveranstaltung nicht zu erkennen? In der Presseerklärung des Beratungsausschusses sucht man vergeblich Worte des Friedens oder Aufrufe zu Verhandlungen. Dies ist allerdings nur konsequent. Das Ziel von BDS ist weder Frieden, noch Dialog  zwischen Israel und den Palästinensern. Stattdessen strebt BDS die Ein-Staaten-Lösung an, das heisst die Eliminierung des israelischen Staates und das Ende des Selbstbestimmungsrechts der Juden. Folgerichtig werden auch sämtliche Kooperationen von Palästinensern und Israel abgelehnt und als „Kollaboration“ diffamiert. Der Gobal March to Jerusalem fordert „das Recht des palästinensischen Volks auf Selbstbestimmung an, ihr Land zu befreien und dort in Freiheit und Würde zu leben“ und „das unverhandelbare und unveräußerliche Recht der palästinensischen Bevölkerung, mit ihren Familien zu ihren Häusern und Ländereien, von denen sie entwurzelt wurden, zurückzukehren“ anerkennen. Auch dies zeigt eindeutig, dass eine Zwei-Staaten-Lösung, wie sie zumindest vorgeblich auch von der Palästinensischen Autonomiebehörde favorisiert wird, für die Organisatoren des Globalen Marsches nach Jerusalem keine Option darstellt.

„Die Verteidigung und Befreiung“ von Jerusalem sei eine Pflicht „aller freien Menschen auf der ganzen Welt“. Das heisst nichts anderes als, dass Israel vor der ganzen Welt delegitimiert und als Feind „aller freien Menschen“ porträtiert werden soll, als „Jude unter den Staaten“ wie es der französische Historiker Léon Poliakov einmal treffend beschrieben hat.

Michel Wyss

Für weitere Hintergründe zu den Organisatoren des Globalen Marsches nach Jerusalem: Die BDS-Bewegung plant einen gewalttätigen Marsch an Israels Grenzen.



[i] Rosen,Ehud: The Global March to Jerusalem: Part of the International Campaign to Delegitimize Israel, Jerusalem Center for Public Affairs, März 2012 (aufgerufen am 27.03.2012)

[ii] Plakat (PDF): Jerusalem gehört allen, www.jerusalem-marsch.ch, ohne Datum (aufgerufen am 27.03.2012)

[iii] Presseerklärung: Der Globale Marsch nach Jerusalem gewinnt weitere Unterstützung, Komitee zur Vorbereitung des GMJ im deutschsprachigen Raum, 16.03.2012 (aufgerufen am 19.03.2012)

[iv] Marcus, Itamar & Zilberdik, Nan Jacques: PMW report shows that Mufti did apply call to kill Jews to current conflict, Palestinian Media Watch, 23.01.2012 (aufgerufen am 19.03.2012)

[v] Stern, Yoav: Islamic Movement head charged with incitement to racism, violence, Haaretz, 29.01.2008 (aufgerufen am 27.03.2012)

[vi] NGO Monitor: BADIL – Resource Center for Palestinian Residency and Refugee Rights, ngo-monitor.org, 23.05.2011 (aufgerufen am 27.03.2011)

[vii] Merley, Steven: The Union of Good: A Global Muslim Brotherhood Hamas Fundraising Network, The NEFA Foundation, 19.01.2009 (aufgerufen am 27.03.2011)

5 Kommentare

  1. Danke für die Information zur WoZ. Zum Glück lassen sich nicht alle instrumentalisieren!

  2. … im Gegenteil! Sie haben sich selber dabei nur lächerlich gemacht! Ich habe mir sagen mir sagen lassen, dass knapp 200 Leute dabei waren. Gegen 30 Leute waren als "Gegner" dabei, teilweise mit Israelfahnen!Hingegen sei der Islamische Zentralrat mit von der Partie gewesen!

    – Übrigens: die WoZ (Zeitung der Schweizer Linken) hatte sich geweigert, das hetzerische Inserat der Organisatoren zu publizieren!

  3. Offenbar sind beim "Marsch gegen Jerusalem" nicht viele Teilnehmer den Aufrufen der grünen, braunen und roten Politiker auf deren (Sch)Leim gekrochen. Die Aufrufenden, allesamt Anhänger der Palästinenser und bekennende Hasser von Israel und von Juden haben mit ihrem Aufruf zu Boykott und Verleumdung von Israel den Frieden nicht näher gebracht.

  4. Und wie Recht Sie haben, David! Wenn es nach dem Willen all dieser Organisationen (und der Einzelpersonen, die sie unterstützen), müsste Israel und seine Bewohner möglichst bald ebenfalls liquidiert werden! Und – wie damals während der Shoa – würden in so einem Fall auch jetzt viele Grenzen verschlossen sein, würde nachträglich "niemand" etwas geahnt haben wollen! "… nichts Neues unter der Sonne!"

  5. Shalom. Schon in der Nazizeit, die ich erleben durfte, wo aus meiner Familie einige vergast wurden und ein Onkel, Tante und kind nach Grenzübertritt in die Schweiz, sofort an die Nazis ausgeliefert wurden. Die das taten wussten genau das sie ins KZ kamen und ermordet wurden. Die so demokratische Schweiz, war schon immer Judenfeindlich. Ich habe bis heute nicht einen Schritt in die Schweiz getan. david

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