Antijüdische Krawalle in Oslo

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eirik eiglag
Eirik Eiglad

In seinem schmalen Buch The Anti-Jewish Riots in Oslo (2010), einem Essay von zwanzigtausend Wörtern, beschreibt Eirik Eiglad Geschehnisse in Norwegen aus dem Jahr 2009. Der Autor sagt über sie: Soweit ich das beurteilen kann, haben wir hier das grösste Ausmass antijüdischer Ausschreitungen in der Geschichte Norwegens. Selbst vor und während des 2. Weltkrieges, als es starke antisemitische Vorurteile gab, als die Politik die Juden offen diskriminierte und die nazifizierte Staatspolizei jüdisches Eigentum konfiszierte und Juden auf das entsetzliche Sklavenschiff SS Donau deportierte  – selbst damals erlebte Norwegen keine antijüdischen Ausbrüche dieses Ausmasses. Es gibt in Norwegen keine Vorgeschichte mutwilliger antijüdischer Massengewalt.

Das Buch beschreibt die Ereignisse der vier Tage vom 8. – 11. Januar 2009 und Reflexionen des Autors von den Begebenheiten, deren Zeuge er war. Zu Anfang bemerkt er: Dass ich jemals antijüdische Ausschreitungen in der norwegischen Hauptstadt sehen würde, hätte ich nie für möglich gehalten.

Der Autor, der ausserhalb Oslos lebt, merkt an, dass seine Perspektive eine linke ist: Ich bin Sozialökologe und glaube an die direkte Demokratie, die Aufklärung und eine liberale Form des Sozialismus.

Am Donnerstag, den 8. Januar, einem kalten Tag mit eisigem Wind, war Eiglad zu Besuch in Oslo, als zwei Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg stattfanden. Auch eine Pro-Israel- Kundgebung fand statt; deren Teilnehmer befanden sich in einem abgesperrten Areal, während die Hamas-Unterstützer Flaschen und kleine Steine auf sie warfen. Eiglad, der abseits stand, wurde von einigen Einwanderern der ersten oder zweiten Generation angegriffen, wie er sie nennt; in Norwegen gilt es als politisch nicht korrekt, genauer zu sein und die Angreifer „gewaltsame Muslime“ zu nennen. Sie dachten, er gehöre zu den Pro-Israel-Leuten oder, schlimmer noch, sei ein Jude.

Später beobachtete er eine Demonstration für den Frieden mit ungefähr zehntausend Teilnehmern. Teilnehmer riefen auf Arabisch Tötet die Juden! und Schlachtet die Juden ab! Ein Flugblatt wurde verteilt, auf dem die Menschen aufgefordert wurden, ihren Müll vor der Synagoge zu entleeren und grosse Schweinsköpfe auf dem Friedhof zu platzieren. Angesichts dieser Beleidigung verliessen anwesende Vertreter der jüdischen Gemeinde, die Vorsitzende Anne Sender und der Rabbiner Yoav Mechior, die Versammlung.

Es folgten Aufrufe, die israelische Botschaft in Brand zu setzen, und einige Demonstranten gingen zum Botschaftsgebäude, das sie schwer bewacht vorfanden. Darauf zertrümmerten sie die Fenster eines nahegelegenen Schönheitssalons, der einem bekannten Schwulen gehört. Ausserdem wurden einige Teilnehmer der Pro-Israel Kundgebung verprügelt und verletzt. Ich habe die Zukunft gesehen ist Eiglads Titel des Kapitels über den Donnerstag.

Am nächsten Tag stellte die Tageszeitung Dagbladet auf ihrer Internetseite ein Video ein, das Jugendliche dabei zeigt, wie sie einen 73-jährigen Mann mit einer israelischen Flagge in der Hand, Sverre Martin Haug, zu Boden treten und dabei rufen: Verdammter Jude – schnappt ihn! [i], berichtet Eiglad. Zwei junge Muslime retteten Haug, und die anderen stoppten ihrem Angriff,  weil sie begriffen hatten, dass er kein jüdischer Norweger war.

Zwei Tage später fand eine pro-palästinensische Demonstration statt. Unter den Teilnehmern befanden sich neben Muslimen viele Sozialisten. Auch Kristin Halvorsen, die Vorsitzende der linken Sozialisten – damals Finanzministerin und heute Bildungsministerin – war zugegen. Eiglad, der an ihr vorbeiging, sah sie nahe einer Person stehen, die ein Plakat mit der Aufschrift Die grösste Achse des Bösen: USA und Israel trug. Mehrere Tageszeitungen veröffentlichten Fotos, die das dokumentieren. [ii]

Nach dieser Demonstration schlossen sich Tausende einem Marsch auf die israelische Botschaft an. Eiglad berichtet, viele hätten auf Arabisch Tod den Juden! gerufen, andere Sprengt die Botschaft in die Luft! oder sogar  Vergast die Botschaft!. Eine israelische Flagge wurde verbrannt; Plakate zeigten den damaligen Ministerpräsidenten Ehud Olmert als Hitler und hatten dem Buchstaben s in „Israel“ die Form eines Hakenkreuzes gegeben. Militante Teilnehmer stellten Kinder zwischen sich und die Polizei; die Methode, Kinder als menschliche Schutzschilde zu benutzen, wird auch von den Palästinensern angewandt.

Während der darauffolgenden Krawalle wurden McDonald’s -Restaurants und andere Geschäfte attackiert und teilweise sogar zerstört. Im Internet war das falsche Gerücht verbreitet worden, McDonalds würde alle Einnahmen dieses Tages nach Israel spenden, darum wurden diese Lokale zu Zielen der Angriffe.

Ein von ausserhalb angereister Teilnehmer an der Pro-Israel- Demo vom 8. Januar wurde so schwer verletzt, dass er sein Leben lang entstellt bleiben wird. Jon Gunnar Aksnes berichtet, dass zuerst mit einer Fahnenstange auf ihn eingeprügelt worden und dann eine Bande mit Schlagstöcken auf ihn losgegangen sei. Ein Journalist des notorisch anti-israelischen Staatsfernsehens sah ihn blutend zu seinem Bus zurückkehren und filmte ihn. Doch als Aksens ihm berichtete, wer auf ihn eingeschlagen hatte, liess der Reporter die Kamera rasch abschwenken.[iii]

Diese Krawalle veranschaulichen, in welch extremer Art und Weise Teile der muslimischen Gemeinschaft und ihre Verbündeten in West-Europa wirken. Ihr Ziel ist es, den öffentlichen Raum zu beherrschen und alles Jüdische oder Israelische in ihm zu zerstören.

 

The Anti-Jewish Riots in Oslo, by Eirik Eiglad, Communalism, 2010.

Dr. Manfred Gerstenfeld ist Aufsichtsratsvorsitzender des Jerusalem Center for Public Affairs.



[i] Harald S. Klungtveit, “Ta Ham! Jaevla jøde!” Dagbladet, 9 January 2009. [Norwegian]

[ii] Bjørn Gabrielsen, “En smak av egen medesin,” Dagens Naeringslev, 2 April 2009 [Norwegian], picture. by Scanpix; Manfred Gerstenfeld, “Antisemittisme i Norge,” Dagbladet, 5 April 2009. [Norwegian]

[iii] Ove Eikje, “Merket for Live av Gaza demonstranter,” Dagen, 18 February  2010. [Norwegian]

2 Kommentare

  1. Wie man derzeit im gesamten Nahen Osten beobachten kann, ist Israel bei weitem nicht die Ursache für sämtliche Konflikte in der Region, wie immer behauptet wird. Der Kampf zwischen Sunniten und Schiiten wäre auch ohne die Existenz Israels nicht weniger gewalttätig. Desweiteren ist nicht zu erwarten, dass die Israelis ihren Vorschlag betreffend einer kollektiven Umsiedlung unterstützen würden.

  2. Wenn ich das lese, verstehe ich die Gedankenwelt von Breivick noch weniger als vorher. Dieser entmenschte Massenmörder argumentierte ja, die Sozialisten würden die Moslems unterstützen und hätten daher den Tod verdient. Breivick, der ja sein Pamphlet unter kabbalistischen Perspektiven schrieb, stellt sich durchaus als semitophil dar. Die Sozialisten jedoch auch. Wie durchgeknallt ist dieser barbarische Vollidiot überhaupt? Und angesichts der exemplarischen innenpolitischen Situation in Norwegen: Gibt es überhaupt noch Menschen auf diesem Planeten, die bzgl. dieses Konflikts nicht verrückt geworden sind?
    Alles schreit nach Heilung in einer völlig kranken Region. Araber bezeichnen Israel als Dorn im Fleisch der arabischen Nation. Wenn das tatsächlich die reale Situation ist, warum entfernt man diesen Herd ständigen Unfriedens nicht endlich und gibt den Juden eine Heimstatt favorisiert in den USA, wo noch genügend Fläche für Staatsgründungen in einer sicheren Umgebung vorhanden ist? Das könnte die UNO doch sicher schaffen.

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