Der humanitäre Rassist

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Unter Rassisten sind es besonders die humanitär veranlagten, die ihr boshaftes Verhalten am besten verstecken. Deshalb bleibt ihr Rassismus oftmals unbemerkt und sie können behaupten, ausgewogene und anständige Menschen zu sein.

Ein anderer Rassistentyp ist leicht zu erkennen: Der Miese! Er wiederholt schon mal die alten kolonialistischen Aussagen, dass Afrikaner wie Kinder, Zurückgebliebene oder gar, dass sie Untermenschen seien. Solche Rassisten glauben, dass Menschen, die nicht für ihr Tun zur Verantwortung gezogen werden können, als minderwertig behandelt werden sollten.

Die grundlegenden Ansichten der humanitären Rassisten sind denen des miesen Rassistentypen sehr ähnlich. So könnten sie beispielsweise behaupten, dass die meisten der gegenwärtigen Probleme der afrikanischen Staaten aus der Kolonialzeit stammen, selbst wenn diese Staaten seit vielen Jahrzehnten unabhängig sind. Das bedeutet nichts anderes, als dass Afrikaner für ihr Tun nicht verantwortlich sein können. Die Weltanschauung des humanitären Rassisten ist genauso verzerrt wie das des miesen Rassisten. Ausdrücklich sagt er es nicht, doch impliziert er es mit seinen Worten.

Das Fazit der beiden Rassistentypen – humanitär und mies – unterscheidet sich. Er/sie erwägt, dass man so oft wie möglich wegschauen sollte, auch wenn sie Kapitalverbrechen begehen, da nicht-weisse oder schwache Menschen für ihr Handeln ja nicht verantwortlich gemacht werden können. Glücklicherweise werden Artikel von miesen Rassisten nicht länger in den Mainstream-Medien veröffentlicht, doch unglücklicherweise werden die von humanitären Rassisten gerne angenommen.

Im Kampf gegen die Delegitimierung Israels wird die Entlarvung humanitärer Rassisten versäumt, obwohl sie entscheidend ist. Der Erfolg des palästinensischen Narrativs und seiner vielen Lügen in der westlichen Welt, ist weitgehend seiner ständigen Förderung durch humanitäre Rassisten geschuldet. Sie stellen die Palästinenser ausschliesslich als Opfer dar, wobei sie so wenig wie möglich auf die grossen Verbrechen verweisen, die Palästinenser selber begehen oder unterstützen. Somit sind die humanitären Rassisten zu Unterstützern oder Verbündeten palästinensischer Terroristen, Mördern und Befürwortern von Völkermord geworden.

Als Beispiel sei die Beileidsbekundung des PA-Präsidenten Mahmud Abbas an die Familie von Abu Daoud 2010 genannt, die international nur sehr verhaltene öffentliche Aufmerksamkeit erhielt. Abu Daoud hatte das Attentat auf die israelischen Athleten an den Olympischen Spielen 1972 in München geplant. Folgendes hatte Abbas über ihn zu sagen: „Der Verstorbene war einer der bekanntesten Führer der Fatah-Bewegung und lebte ein Leben, erfüllt vom Kampf, den aufopfernden Anstrengungen und dem enormen Opfer des Verstorbenen um Willen des legitimen Problems seines Volkes, in vielen Bereichen… Welch’ ein wundervoller Bruder, Kamerad, harter und sturer, unermüdlicher Kämpfer.“

Einen Sündenbock finden

In der Weltanschauung des humanitären Rassisten gibt es weitere Verdrehungen. Wenn zum Beispiel Araber nicht für ihre kriminellen Handlungen verantwortlich gemacht werden können, müssen andere dafür herhalten. Der humanitäre Rassist muss daher nach Sündenböcken Ausschau halten. Deshalb wird Israel manchmal der Verbrechen beschuldigt, die eigentlich von Palästinensern begangen worden sind. Eine weitere Verzerrung der Wahrheit ist die Leugnung der Existenz von Rassismus unter Menschen mit anderer Hautfarbe. Zum weit verbreiteten, extremen Rassismus beispielsweise unter Muslimen gibt es sehr viele Angaben. Die Aussage der ehemaligen Parlamentsabgeordneten der Niederlande somalischer Herkunft, Ayaan Hirsi Ali, zeigt, wie diese Form des Rassismus ignoriert wird:

„Ich habe ein Jahr lang in den Niederlanden Sozialarbeit studiert. Unsere Dozenten lehrten uns, Einwanderer und Ausländer mit anderen Augen zu betrachten. Sie glaubten, Rassismus sei ein Phänomen ausschliesslich der Weissen. Aber meine Familie in Somalia erzog mich als Rassistin und sagte mir, dass wir Muslime den christlichen Kenianern weit überlegen seien. Meine Mutter glaubt, sie seien Halbaffen.“

Eine grosse Mehrheit der Israelis hingegen sind keine humanitären Rassisten. Sie halten Palästinenser zu Recht verantwortlich für ihre kriminellen Handlungen, wie es jeder andere Mensch auch sein würde.

Ein einfacher Test

Ich habe einen einfachen Test entwickelt, wie man humanitäre Rassisten unter denjenigen erkennen kann, die Israel delegitimieren. Es reicht, wenn man extremen Kritikern nur ein paar Fragen stellt oder ihre Äusserungen und Veröffentlichungen untersucht. Die Fragen könnten folgendermassen aussehen: Erste Frage: „Können Sie aufzeigen, wo und wie oft Sie den beträchtlichen Prozentsatz an Muslimen in der Welt offengelegt haben, der Selbstmord-Bombenanschläge oder die völkermörderische Weltanschauung Osama bin Ladens unterstützt?“ Zweite Frage: „Gemäss UNO-Völkermordkonvention ist Ihre Regierung verpflichtet, den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad vor ein internationales Gericht zu stellen, weil er dem Staat Israel mit Völkermord droht. Wie oft haben Sie Ihre Regierung dazu aufgefordert?“ Dritte Frage: „Wo und wie oft haben Sie die zutiefst mörderische Weltanschauung offen gelegt, welche die palästinensische Gesellschaft, die Palästinensische Autonomiebehörde und die Hamas durchzieht?“

Schweigen nun diese Kritiker oder sagen nur wenig zu einer dieser Fragen, dann können sie als humanitäre Rassisten „geoutet“ werden. Dieser Test kann auch auf Politiker, Kirchenleiter, Journalisten, Akademiker wie auch auf jüdische und israelische Kritiker des jüdischen Staates angewandt werden.

Dieser einfache Test wird auch die vielen humanitären Rassisten in Menschenrechtsorganisationen im Ausland und in Israel aufdecken, von denen einige von der Europäischen Union subventioniert werden; und somit unterstützt die EU Rassismus. Humanitärer Rassismus ist einer von vielen Aspekten, der detailliert erforscht werden sollten. Erst dann werden die neuen, kriminellen Strömungen verstanden, die in europäischen Gesellschaften und der Europäischen Union selbst aufgekommen sind.

 

Dr. Manfred Gerstenfeld ist Aufsichtsratsvorsitzender des Jerusalem Center for Public Affairs.

Originalversion: Beware the humanitarian racist by Manfred Gerstenfeld, ynetnews, Jan. 23. 2012. Deutsche Übersetzung: H. Eiteneier