Hamas: Legitimierung durch Angliederung an die Muslimbruderschaft

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Ismail Haniya

Ein Besuch der Hamas Ende Dezember im Sudan warf Licht auf einige der unvereinbaren Positionen, die die Führer der Hamas entzweien. Wie die palästinensische Zeitung Al-Hayat al-Jadida berichtet, war das wichtigste Thema während des Besuchs die Beziehungen zwischen der Hamas und der Muslimbruderschaft (MB). Der Leiter des Politbüros der Hamas, Khalid Mashal, versuchte seinen Standpunkt durchzusetzen: die Notwendigkeit der Bildung einer neuen Partei, einer palästinensischen MB. Sie soll als Spiegelbild der ägyptischen Freiheits- und Gerechtigkeitspartei der MB auftreten. Mashals Plan ist, die Hamas aufzulösen und eine neue interne wie internationale Legitimierung für sie zu finden, indem sie als ein Ableger der MB agiert. Die MB ist ihrerseits inzwischen als legale politische Partei anerkannt.

Doch der Ministerpräsident des Gazastreifens, Ismail Haniya, und seine Anhänger dort sind anderer Meinung, wie Al-Hayat al-Jadida berichtet. Haniya, so scheint es, würde in Anbetracht der Tatsache, dass nach jüngsten Umfragen die islamistische Partei in allen Wahlen gegen die Fatah gewinnen würde, die Rolle und Identität der Hamas im Gazastreifen und im Westjordanland gerne stärken. Ausserdem versucht Haniya, die Bedeutung der Hamas-Anführer im Ausland und speziell diejenige Mashals im Entscheidungsprozess zu verringern, während er die der Anführer im Gazastreifen aufwertet. Nach Informationen von Al-Hayat Al-Jadida versuchte der sudanesische Präsident Umar al-Bashir zwischen Mashal und Haniya zu vermitteln – ohne Ergebnis.

Die Hamas hatte den sudanesischen Präsidenten offiziell um finanzielle und politische Unterstützung gebeten. Danach berichtete Mashal Reportern, er sei zufrieden mit dem Treffen und die sudanesische Regierung habe versprochen, arabische Hauptstädte für die Unterstützung der Hamas zu mobilisieren. Der Ministerpräsident der Hamas, Ismail Haniya, wusste Reportern seinerseits zu berichten, dass seine Delegation diskutierte, wie die „Pflicht des arabischen Volkes und des Islam“ aussehe, wenn es um die israelische Politik in Hinblick auf Jerusalem geht. „Wir haben festgestellt, dass der Sudan bereit ist, sich in unsere Richtung zu bewegen“, sagte Haniya.

Offensichtlich ist der Sudan willens, eine Rolle in der politischen Arena Palästinas zu spielen, besonders nach dem Besuch des südsudanesischen Präsidenten in Israel. Nachdem der Südsudan mit seiner afrikanisch-christlichen Bevölkerungsmehrheit, der sich vor kurzem vom arabisch-muslimisch dominierten Sudan abgespalten hat, in den Medien als einer der besten Verbündeten Israels bezeichnet wurde, ist der sudanesische Präsident nun mehr denn je bereit, der beste Verbündete der Hamas zu werden.

Der Besuch der Hamas im Sudan folgte dem Bedürfnis der islamistischen Bewegung, neue Partner zu finden. Syriens Präsident Bashir al-Assad kann nicht länger als Verbündeter betrachtet werden: Arabische Medien spekulieren, dass er vor Ende Juli stürzen könne. Es gibt Berichte, wonach Mashal aus seinem Büro in Damaskus, wo er für gewöhnlich residiert und sich logistische Unterstützung beschafft hat, bereits geflohen sei und sich nach einem neuen Ort umsehe, an dem er sich niederlassen könne. Sudan, der in der Vergangenheit dem früheren Anführer von al-Qaida, Osama Bin Laden, Unterschlupf gewährte, könnte als neues politisches Hauptquartier der Hamas im Ausland zur Verfügung stehen.

Weitere Delegationsmitglieder der Hamas in Sudan waren die HamasMitbegründer Mahmud al-Zahar und Moussa Abu Marzouk.

Originalversion: Hamas: Legitimacy by Joining Muslim Brotherhood by Anna Mahjar-Barducci © Stonegate-Institute, January 6, 2012