Warum Palästinenser Fayyad nicht wollen

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Salam Fayyad

In der palästinensischen Gesellschaft ist es viel wichtiger, einen Abschluss als Insasse eines israelischen Gefängnisses als von einer Universität in Texas zu haben. Deshalb werden auch die Führungspositionen in beiden palästinensische Regierungen, Hamas und Fatah, von Absolventen israelischer Gefängnisse dominiert.

Das Hamas-Fatah Versöhnungsabkommen wurde kürzlich auf Eis gelegt, weil beide Seiten zu keiner Einigung gelangen konnten, wer denn die neue palästinensische Einheitsregierung anführen solle.

Die Hamas ist weiterhin gegen die Ernennung des derzeitigen Ministerpräsidenten Salam Fayyad, weil sie ihn für die scharfen Sicherheitsmassnahmen gegen Hamas-Unterstützer im Westjordanland verantwortlich machen. Auch lehnen viele Palästinenser Fayyad ab, weil er, wie sie sagen, nie Teil der „Revolution “ war. Sie sehen ihn als „Aussenseiter“, der Präsident Abbas von den Amerikanern und den Europäern aufgezwungen wurde.

Fayyads Hauptproblem ist, dass er nie an gewaltsamen Angriffen gegen Israel teilgenommen hat. Auch hat er seinen Sohn nie zur Teilnahme an der Intifada gegen Israel losgeschickt.

Je länger man im israelischen Gefängnis sitzt, desto höher ist danach der Rang in den palästinensischen Sicherheitskräften. Das ist so seit Gründung der Palästinensischen Autonomiebehörde 1994. Personen wie Mohammed Dahlan und Jibril Rajoub konnten so zu Kommandeuren in den palästinensischen Präventiv-Sicherheitskräften werden.

Im Westjordanland haben die meisten leitenden Beamten in den Ministerien entweder lange Zeit in israelischen Gefängnissen verbracht oder an der Gewalt gegen Israel teilgenommen. Viele ausgebildete Palästinenser, die nie im israelischen Gefängnis waren, sind  dagegen gezwungen, Jobs in den US, in Europa oder in der arabischen Welt zu suchen.

Dabei gibt es keinen Mangel an gut ausgebildeten Palästinensern, die enorm zum Aufbau  ordentlicher Institutionen und einer guten Regierung beitragen könnten. Aber sie spielen fast keine Rolle in der „Uniform-Kultur“, aufgrund derer viele Palästinenser weiterhin stärker jene bewundern, die Teil der „Revolution“ waren, als diejenigen mit Uni-Abschluss und ehemalige ranghohe Weltbank-Mitarbeiter wie Fayyad.

Die grosse Bewunderung für Jassir Arafat ist hauptsächlich auf seine Militäranzüge zurückzuführen, und nicht weil er an der ägyptischen Universität in Kairo studiert hat.

Als Mitglied des bewaffneten Flügels der Fatah oder der Hamas wäre Fayyad beliebt geworden, oder wenn er einige Jahre in israelischen Gefängnissen verbracht hätte. Falls Fayyad oder Dr. Sari Nusseibeh, der angesehene Präsident der Al-Quds Universität, zur Wahl gegen jemanden mit israelischer Gefängnisvergangenheit antreten müssten,  würden sie wahrscheinlich unterliegen.

Bereits einmal hat Fayyad dies erlebt, als er 2006 zu den Parlamentswahlen mit der Partei „der Dritte Weg“ antrat und lediglich zwei Sitze verbuchen konnte.

 

Originalversion: Why The Palestinians Do Not Want Fayyad by Khaled Abu Toameh, July 15, 2011 ©Hudson New York