Motivation eines Boykottaufrufs

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iStock © Frank schoettke

Herr Stadler ist einer der wenigen, die den Boykottaufruf gegen Israel kritisch betrachten und die Motivation dieser Bewegung hinterfragen. Mit dieser klaren Ablehnung und Distanzierung von diesem Boykottaufruf macht man sich bestimmt keine Freunde. Doch kann man auf solche Freundschaften getrost verzichten, spielen sie doch mit verdeckten Karten, was Herr Stadler durchschaut. Die Sprache dieses BDS-Trupps und ihrer Aktionen lässt den Schluss zu, dass sie „über das Erreichen eines bestimmtes Zieles hinausreicht“ und es eigentlich um „die totale Ausgrenzung des Judenstaates geht“. Ja. Aber leider geht es um viel mehr als nur Ausgrenzung. Konfliktlösung durch Ausschaltung ist der Grundsatz: Der Judenstaat muss einfach weg. Übertrieben? Nicht für Omar Barghouti, dem Gründer der BDS-Bewegung, er kennt beim Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge nach Israel (Gebiete von 1948) „keinen Kompromiss“. Eine Gemeinsamkeit der vielen Organisationen, die sich für die Rechte der Palästinenser einsetzen, ist ihre Forderung des Rückkehrrechts der palästinensischen Flüchtlinge ins heutige Israel. Dies mag sich harmlos anhören, fragt man sich doch zu Recht, warum ein Palästinenser sein Dasein als Flüchtling im Libanon verbringen soll. Das Rückkehrrecht war Hauptthema des diesjährigen Nakba-Tages. In Syrien und im Libanon strömten Palästinenser und Syrer gemeinsam in Massen an die Grenzzäune zu Israel, mit dem Schlüssel in der Hand. Ja, das ist die Vision dieser Bewegung: ein palästinensischer Staat und zwar nur ein palästinensischer Staat. Und das bedeutet das Ende des Judenstaates. Also doch gegen Juden?

Wenn hierzulande Menschen im festen Glauben diese Bewegung unterstützen, es gehe um Israels Einhaltung des Völkerrechts und Menschenrechte für Palästinenser, sind sie entweder naiv. Oder einfach nur so dumm, sich so hinters Licht führen zu lassen und Werte wie Demokratie und Toleranz zu verraten. Dieser Boykottaufruf richtet sich auch gegen wirtschaftliche und akademische Kooperationen zwischen Israeli und Palästinenser, Kooperationen, die eben dieses Ziel anstreben. Kann solch ein Boykott denn Ausgleich und die Zukunft zwischen beiden Seiten fördern? Herr Stadler hat sehr gut den Unsinn eines Boykotts an sich aufgeführt, er baut nur eine Mauer der Distanz auf. Es wäre wünschenswert, wenn die Energien dieses Boykott-Aktivismus in ein Engagement übergehen, welches beiden – Israeli und Palästinensern – hilft, Seite an Seite zu leben und insbesondere Israel unterstützt, seine vielen Probleme in einer konstruktiven Art und Weise zu bewältigen. Der einfachste Weg ist natürlich die Abschaffung des Judenstaates, aber es nicht unbedingt der, mit dem geringsten Widerstand.

4 Kommentare

  1. Herr Müller, auch wir heissen Sie herzlich willkommen. Aber Sie irren sich, wir publizieren nicht nur Ihre, sondern auch die Meinung anderer. Für den Inhalt Ihrer Meinung sind ausschliesslich Sie verantwortlich.
    Selbstverständlich behalten wir uns aber vor, Kommentare mit diskriminierenden und/oder beleidigenden Inhalten nicht zu publizieren. Wir danken für Ihr Verständnis.

  2. Ich heisse alle herzlich willkommen im neusten Propagandaforum zum Thema Israel.

    «audiatur» kommt aus dem lateinischen Satz «audiatur et altera pars» heisst: (»Es soll auch die andere Seite gehört werden»).
    Römisches Recht

    Alle dürfen hier Ihre Meinung kundtun, sie wir einfach nicht publiziert, oder man wird als antisemit bezeichnet.

    Kritik an der Politik des Staates Israel soll möglich sein.

    Aufruf zum Bokott ist ja neuerdings per Gesetz verboten, bis jetzt mindestens in Israel, und Strafe mit Entschädigung ohne Schadensnachweis.

    Wie wärs mit Strafen für Leute die plötzlich nicht mehr Israelische Produkte kaufen?
    Am besten auch gleich pauschal erheben und mit Drohung zum Luftangriff oder totaler Atomvernichtung untermauern.

    Ach, ja. Israel hat gar keine Atomwaffen.

    Ps: Ich bin selbst jüdischer Abstammung und praktiziere meine Religion.

    Mal schauen ob Ihr es ehrlich meint mit:
    der anderen Seite auch zuhören = andere Meinungen zulassen.

    shalom

    Stefan Müller

  3. Herr Müller liest offenbar gern und ausgiebig Selbstkritik von Israelis. Wenn er anderes liest, kann das nur von einem "Opfer der israelischen Propaganda-Maschinerie" sein. So kommt dann sein (antiisraelisches) Weltbild immer ins Lot.

  4. Der Verfasser des obigen Kommentars ist kein aufmerksamer Beobachter der Schweizer Presse. Die Sonntagszeitung "Der Sonntag" vom 26. Juni 2011 zum Beispiel brachte an prominentester Stelle einen Kommentar des Stellvertretenden Chefredaktors Sandro Brotz, der den Boycott-Aufruf nicht nur nicht hinterfragte, sondern einfach pauschal verurteilte – nach altem Muster. Wörtlich: "Hetze. Hetze gegen Israel. Hetze gegen Juden."
    Rainer Stadler ist ein hervorragender Journalist. Er glaubt an das Wort und an die besseren Argumente. Das ehrt ihn. Brotz ist ein (unbedarftes) Opfer der israelischen Propaganda-Maschinerie, wonach jeder, der Israel kritisiert, ein Antisemit ist. Klüger und weiser wäre, zu hinterfragen, warum integre und intelligente Menschen den Glauben an das Wort verloren haben und zum Boycott aufrufen.
    Dem kritischen Leser, der kritischen Leserin sei das Buch "Avraham Burg: Hitler besiegen" zur Lektüre empfohlen. Da wird deutlich, dass es auch in Israel selbst integre und intelligente (jüdische) Menschen gibt, die zur Erkenntnis gekommen sind, dass es so nicht weitergehen kann in Israel. Die Netanyahu-Strategie nach der Devise "Die (internationalen) Hunde bellen, die (israelische) Karavane zieht weiter" wird sich eines Tages rächen – zum Schaden Israels. Leider.

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