Persische Golfstaaten und Israel im Kampf gegen BDS

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Giro d'Italia 2018, Tel Aviv. Foto Dotan Doron - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68824877
Giro d'Italia 2018, Tel Aviv. Foto Dotan Doron - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68824877
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Sport ist nicht Politik. Sport baut Brücken. Sport reisst Barrieren nieder. Sport ist der Weg zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Menschen und Staaten. Bürger, deren Länder keine diplomatischen Beziehungen miteinander unterhalten, nehmen an Sportereignissen im jeweils anderen Land teil.

 

von Dr. Glen Segell

In diesem Jahr nahmen Israelis an einem Autorennen in den Vereinigten Arabischen Emiraten teil, während Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate Radrennteams in einem Rennen in Israel sponserten. Die BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) gegen Israel schwindet allmählich dahin.

Sylvan Adams, der kanadisch-israelische Immobilien-Multimillionär, auch bekannt als der Pate des israelischen Radsports, hatte eine schwere Aufgabe, als er Mauro Vegni, den Direktor des italienischen Klassikers Giro d‘Italia, davon zu überzeugen versuchte, die ersten drei Etappen des Radrennens 2018 in Israel stattfinden zu lassen. Nicht wegen der BDS-Bewegung. Vegni war skeptisch, weil Israel bis dato keine ausgesprochene Radfahrernation gewesen ist. Vegni war skeptisch, weil der Giro d‘Italia noch nie ausserhalb Europas stattgefunden hatte. Nachdem er Israel besucht und mit Radrennfahrern und Sponsoren gesprochen hatte, wurde Mauro Vegni zum eifrigen Verfechter des Ereignisses und betonte, dass „wir Sport nicht mit Politik vermischen“ und dass dies „die Tour des Friedens von Jerusalem nach Rom“ sei. Das war erste Mal, dass eines der drei wichtigsten Radrennen, der Giro, die Tour de France und die Vuelta a España, ausserhalb Europas startete.

Seine Worte haben für die 22 Mannschaften, die in diesem Jahr am Giro d’Italia teilnehmen, eine besondere Bedeutung. Es gibt Teams, die von Bahrain und von den Vereinigten Arabischen Emiraten gesponsert werden, und zwei Staaten, die keine diplomatischen Beziehungen mit Israel unterhalten. Und es gibt das israelische Team. Sie nehmen als Sportler im Namen des Sports teil und nicht als Politiker im Namen der Politik.

Ablehnung der BDS-Bewegung

Es überrascht nicht, dass Mitglieder der UAE- und Bahrain-Merida-Teams bei ihrer Ankunft keine Kommentare zur politischen Situation in Israel abgaben. „Wir sind hier, um an einem Sportereignis teilzunehmen und haben zu anderen Fragen keinen Kommentar“, sagte Andrea Appiani, der Kommunikationsdirektor des UAE-Teams Emirates. Ähnliche Worte kamen vom Sprecher des Bahrain-Merida-Teams Ozren Müller, der sagte: „Wir sind ein internationales Team, wir sind stolz darauf, alle Nationen zu vertreten, aus denen wir kommen. Sport kann in jedem Bereich oft Grenzen öffnen. Wir sind nur für den Sport hier, wir sind ein WorldTour-Team und sind vertraglich verpflichtet, an der World Tour teilzunehmen.“ Nach Angaben der Organisatoren des Giro d‘Italia zogen sich weder Fahrer noch Teams aufgrund von Druck durch die BDS-Bewegung vom Rennen zurück.

Diese Haltung, „Sport, nicht Politik“, und die Ablehnung der BDS-Bewegung ist kein Einzelfall bei diesem Ereignis in Israel. Anfang des Jahres erhielten die israelischen Fahrer Dani Pearl und Itai Moldavski, Mitglieder des Pearl Pango Racing Teams, eine offizielle Einladung von der Leitung der Abu Dhabi Desert Challenge, einem Offroad-Autorennen. Sie reisten mit israelischen Pässen in die Vereinigten Arabischen Emirate ein und nahmen an der Veranstaltung teil.

Die Weigerung von Sportlern, sich in die Politik hineinziehen zu lassen, und die damit verbundenen Aussagen beleuchten die Kluft, die zwischen dem Idealismus der BDS-Bewegung und der Realität klafft. Die BDS-Bewegung schwindet dahin, weil sie mit Rassismus versetzte Lügen verbreitet. Die BDS-Bewegung stiess auf Twitter den Hashtag #ShameOnGiro an, während der BDS-Aktivist Zaid Al-Shoabi im Namen aller Palästinenser seinem Ärger über die Teilnahme der Teams von Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) Luft machte. Jede Unterstützung, die es dafür hätte geben können, wurde durch den Inhalt seiner Aussagen befleckt. Der Inhalt unterscheidet sich nicht von der jüngsten, heftigen antisemitischen Rede des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Abu Mazen.

Auch gibt es eine Kluft zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und arabischen Staaten. Die PA beschreibt die von Bahrain und den VAE gesponserten Teams beim Giro d‘Italia als „eine sehr ernste Provokation der Gefühle des palästinensischen Volks und der arabischen und islamischen Nationen“. Es sollte ihnen klar sein, dass Bahrain und die VAE arabische und islamische Nationen sind; sie sollten wissen, dass sie lügen, denn die Beschreibung ist das Gegenteil von dem, was sie tun und fühlen!

Das schönste Rennen der Welt im schönsten Land der Welt werden am Ende über eine Milliarde Zuschauer auf der ganzen Welt gesehen haben. Sie alle schauen es sich an, weil Strassenradrennen einen unvergleichlichen Sport auf der Weltbühne darstellen, weil es zwischen den Sportlern und den Zuschauern, die Juden, Christen, Muslime, Drusen und Bahai sind, keine Barrieren gibt, wenn sie gemeinsam am Strassenrand stehen, um arabischen, christlichen und jüdischen Sportteams beim Wettbewerb zuzusehen. Arabische Staaten lehnen die BDS-Bewegung als Mittel zur Veränderung ab, wie man am diesjährigen Giro d‘Italia sehen kann. Der Giro zeigt aber, dass der Weg zu einer Normalisierung über konstruktive Teilhabe erfolgt.

Dr. Glen Segell ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ezri Center for Iran & Persian Gulf Studies an der Universität von Haifa.