Der Mythos Abbas

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Mahmoud Abbas im EU-Parlament in Brüssel. Foto © European Union 2016
Mahmoud Abbas im EU-Parlament in Brüssel. Foto © European Union 2016
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Vor Kurzem hiess es in einem Artikel der amerikanischen Zeitschrift The Atlantic, in dem es um „Die Tragödie des Mahmoud Abbas“ ging: „Die Welt sah in ihm einen Reformer, einen Machthaber, dem es gelingen könnte, die Palästinenser an den Verhandlungstisch zu bekommen und der möglicherweise die Hürde der Zweistaatenlösung überwinden könnte.“

 

von Mitchell Bard

Dies war der mythologische Abbas, den es in Wirklichkeit nie gab. Dieser Mythos ermöglichte jedoch dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, zum Lieblings-Palästinenser der Welt zu werden.

Erst jetzt ist die Welt nach Aussage des vorgenannten Artikels erwacht und hat erkannt, dass Abbas sich „in seiner Heimat in einen bürokratischen Tyrannen verwandelt hat, der den USA feindlich und Israel gegenüber geradezu aufrührerisch gesinnt ist.“

Die Wahrheit ist, dass Abbas nie ein Gemässigter war, dass er nie von den Palästinensern als ihr Führer anerkannt wurde und dass er zu keiner Zeit willens oder in der Lage war, eine Friedensvereinbarung mit Israel zu erreichen.

Aktuelle Meinungsumfragen zeigen, dass die Mehrheit der Palästinenser Abbas‘ Rücktritt will. Es ist ihm nicht gelungen, irgendetwas zu erreichen, um das Leben seines Volkes zu verbessern, und er hat sich als ein korrupter Grössenwahnsinniger erwiesen, der wiederholt Wahlen absagte, um sich selbst de facto zum Präsidenten auf Lebenszeit zu machen. Die Tatsache, dass er so unbeliebt ist, dass er sich kaum ausserhalb von Ramallah wagen kann, findet nur wenig öffentliche Beachtung. Ich glaube nicht, dass er jemals im Gazastreifen war – zumindest nicht, seit die Hamas dort die Kontrolle übernahm – obwohl rund 40 % seiner Wähler dort leben.

Ausserdem scheint er mit dem Alter und zunehmender Frustration aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Wie The Atlantic feststellte, hielt er letzten Monat eine Rede, in der er „antisemitische Begriffe benutzte, die jüdische Verbindung zu Israel leugnete und einfach jeden, von Oliver Cromwell über Napoleon bis hin zu Winston Churchill, für die Gründung Israels verantwortlich machte.“

Laut dem Magazin, zeigte damit Abbas „sein wahres Gesicht“.

Wer sich mit dem Thema beschäftigt hat, weiss schon lange, dass er ein Antisemit ist, aber Befürworter des Friedensprozesses und andere Phantasten sehen es ihm unter dem Vorwand nach, dass „Frieden nur mit unseren Feinden geschlossen werden kann.“ Aus diesem Grund werden beispielsweise seine Dissertation, in der er die Wahrheit des Holocaust infrage stellt und den Zionismus mit dem Nazismus vergleicht, bereitwillig als Jugendsünden abgetan.

In jüngerer Zeit allerdings, stellte das Magazin fest: „er beschuldigt israelische Rabbis, palästinensische Brunnen zu vergiften [eine Blutlegende], behauptet, die Geschichte der Juden sei ‚erfunden‘ und beharrt darauf er ‚werde das Judentum des Staates Israel nie anerkennen‘“.

Abbas ist ausserdem ein erwiesener Lügner, der bei seiner Rede vor dem UN-Sicherheitsrat im Februar  einige faustdicke Lügen zum Besten gab. So behauptete er beispielsweise, die Gründung Israels habe sechs Millionen palästinensische Flüchtlinge zur Folge gehabt, die nun im Exil lebten. Die tatsächliche Anzahl der als Resultat der arabischen Invasion in Israel im Jahr 1948 entstandenen Flüchtlinge belief sich auf weniger als 650.000; davon abgesehen, lebt der grösste Teil der Palästinenser innerhalb der Grenzen des historischen Palästina, nicht im Exil. Die Tatsache dass er sich auf den Krieg als Nakba (Katastrophe) bezieht, ist auch ein Hinweis darauf, dass er ganz Israel als „besetztes Gebiet“ betrachtet – nicht nur das Westjordanland.

Abbas wiederholte ausserdem die Zeitungsente der zufolge die Palästinenser „Nachkommen der Kanaaniter“ sind, um zu implizieren, die Palästinenser hätten einen grösseren Anspruch auf das Land, da sie vor den Juden dort gewesen wären. Von all den Völkern, die in früheren Zeiten in der Region lebten, sind nur die Juden übriggeblieben. Die palästinensischen Araber stammen ursprünglich aus Arabien.

Diese Erklärung von Abbas hätte die Delegierten zum Lachen bringen sollen: „Unsere nationalen Institutionen sind international anerkannt aufgrund ihrer Verdienste und der geleisteten Arbeit, welche basiert auf Rechtsstaatlichkeit, Verantwortlichkeit und Transparenz sowie der Ermächtigung von Frauen und Jugendlichen in einer Umgebung der Toleranz, des Zusammenlebens von Zivilisationen und der Nichtdiskriminierung.”

Gleichermassen lächerlich war seine Behauptung, er verfolge den Frieden. Er bestand darauf, dass Israels Unnachgiebigkeit der Grund für das Scheitern aller Friedensinitiativen seit Camp David wäre. Es war jedoch Jassir Arafat, der in Camp David die Eigenstaatlichkeit ausschlug und es war Abbas, der Ehud Olmerts Zweistaatenlösung zurückwies, ebenso, wie es Abbas war, der in den letzten acht Jahren alle Verhandlungen mit dem israelischen Premierminister ablehnte.

Wie vorherzusehen war, wetterte Abbas gegen den Bau von Siedlungen, obwohl er eigentlich für deren Ausbreitung dankbar sein sollte. Dank seiner Unnachgiebigkeit ist die Bevölkerung im Westjordanland angewachsen. Er hat es in der Hand, den Siedlungsbau zu stoppen, indem er einer Friedensvereinbarung zustimmt. So lange es jedoch keine Verhandlungen gibt, hat Israel keine Verpflichtung, ihre Ausbreitung zu stoppen.

Einige von der äussersten Linken lobten Abbas für die Präsentation seiner Friedensinitiative vor der UN, obwohl sie die herkömmlichen Blindgänger enthielt – die Forderung nach einer „internationalen Friedenskonferenz“, die Anerkennung des „Staates Palästina, basierend auf den Grenzen von 1967 und Ost-Jerusalem als der Hauptstadt Palästinas“, die „Umsetzung der arabischen Friedensinitiative“ und die Forderung, es möge den palästinensischen Flüchtlingen gestattet werden, Israel zu überrennen.

Abbas‘ Anhänger weigerten sich auch, seine Wende zum Islamismus zu erkennen. Sie ignorieren die Abwendung der Palästinenser vom Ziel der Gründung eines „säkularen demokratischen Staats“. Dies war schon immer eine Propaganda, die in Englisch vor westlichem Publikum zum Besten gegeben wurde und die im Gegensatz zu dem stand, was die Palästinenser in arabischer Sprache sagten. Der Schwindel trat zutage, als die Palästinenser eine Verfassung formulierten, in welcher der Islam zur Staatsreligion erklärt wurde.

Heute kommt Abbas mit seiner Doppelzüngigkeit nicht mehr so leicht davon, da Übersetzungen seiner arabischen Stellungnahmen heute jederzeit verfügbar sind. Dennoch ignorieren die, die in den Gedanken investiert haben, dass er der „Friedenspartner“ Israels ist, das, was er auf Arabisch sagt.

So habe ich beispielsweise keine Berichterstattung über seine Rede an der ehrwürdigen Al-Azahr-Universität in Kairo erlebt, ausser einer Kolumne von Dr. Reuven Berko in der Zeitung Israel Hayom, in welcher er feststellte, die Rede sei „im Grossen und Ganzen ein offensichtlicher Aufruf zum Glaubenskrieg gegen Israel“ gewesen. In seiner Rede wiederholte Abbas sein oft vorgetragenes Flehen, die islamische Welt möge doch „Jerusalem, die ewige Hauptstadt Palästinas, aus der Hand der Besatzer befreien“. Berko ist der Ansicht, Abbas glaube, die Palästinenser seien „mit der göttlichen Mission“ der Zerstörung Israels betraut.

Westliche Unterstützer ignorieren ausserdem wissentlich Abbas‘ Unterstützung des Terrorismus – von der Zeit als er die Nummer Drei in der Rangfolge der PLO war über seine terroristische Blütezeit bis heute, wo er im Rahmen seiner „Pay-to-Slay“-Politik finanzielle Anreize zum Töten von Juden bietet.

Abbas hatte tatsächlich die Chuzpe, vor dem UN-Sicherheitsrat zu erzählen, er „engagiere sich für die Förderung einer Kultur des Friedens“ und „die Ablehnung von Gewalt“ – während er gleichzeitig Märtyrer verherrlicht und junge Palästinenser erzieht, dass ganz Israel Palästina ist.

Er sagte dies ohne mit der Wimper zu zucken, während er gleichzeitig die Zahlungen erhöhte, die an die Familien von Selbstmordattentätern und Palästinensern gehen, die in israelischen Gefängnissen einsitzen, weil sie Attentate auf Juden verübten und Juden ermordeten. Bei seiner Rede an der Al-Azhar-Universität pries Abbas die 30 Shahids (Märtyrer), die bei den Attentaten auf Juden starben, seit die Vereinigten Staaten Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt haben.

Abbas hat nach wie vor Fans im Westen, besonders jene, die der arabistischen Sichtweise Glauben schenken, nach der Israel vor sich selbst gerettet werden muss. Eines der Kennzeichen von Arabisten ist, dass ihre Überzeugungen nicht einmal durch Beweise erschüttert werden können. Aus diesem Grund werden sie nicht müde zu versichern, dass Abbas ein Partner für den Frieden ist und dass Amerika ihn nicht nur unterstützen, sondern vielmehr Israel drängen sollte, seinen Forderungen nachzugeben.

Die passendere Reaktion wäre, Abbas als Demagogen abzulehnen und die Palästinenser zu ermutigen, einen Nachfolger zu wählen, der die radikale islamistische Ideologie zurückweist und der bereit ist, in Wort und Tat sein Engagement für den Frieden mit Israel unter Beweis zu stellen.

Dr. Mitchell Bard ist Geschäftsführer des American-Israeli Cooperative Enterprise und Autor/Herausgeber von 24 Büchern, darunter „The Arab Lobby“ und der Roman „After Anatevka: Tevye in Palestine“. Auf Englisch zuerst erschienen bei The Algemeiner.