Licht und Wasser im ländlichen Afrika dank israelischer Technologie

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Sivan Ya'ari mit Bukadukha Dorfbewohnern in Uganda sammelt schmutziges Wasser aus den alten Wasserquellen. Foto Innovation: Africa
Sivan Ya'ari mit Bukadukha Dorfbewohnern in Uganda sammelt schmutziges Wasser aus den alten Wasserquellen. Foto Innovation: Africa
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Israelisch-geführte NGO setzt israelische Solartechnik ein, um afrikanische Dörfer auf dem Land mit sauberem Wasser und Strom zu versorgen.

 

von Abigail Klein Leichman

Die Szenerie war schockierend: Die Dorfbewohner in Akuyam, Uganda, hatten seit drei Tagen nichts mehr gegessen, als Sivan Ya’ari und die Mitarbeiter ihrer Organisation Innovation: Afrika (iA) sie im Februar antrafen. Sie waren unterwegs, um die solarbetriebenen Wasserpumpen- und Tropfbewässerungsprojekte der Organisation in sechs Dörfern in der Umgebung zu überprüfen.

„Die Armut, die wir dort sahen, ist mit nichts zu vergleichen, das wir bisher je gesehen haben. Während der zwei Wochen, die wir dort waren, starben 37 Menschen. Die Dürre und der Hunger sind einfach unvorstellbar“, sage Genna Brand, die leitende Kommunikationsbeauftragte von iA.

Ya’ari, die israelische Gründerin der seit neun Jahren bestehenden NGO, setzte Akuyam sofort auf die Liste der iA-Projekte in der Karamoja-Region. Ausserdem organisierte sie den allerersten Nahrungshilfe-Aufruf der iA – eine Ausnahme, da es die Mission der Organisation ist, mithilfe israelischer Technologie den Lebensstandard in afrikanischen Dörfern auf lange Sicht zu verbessern.

„Wir gingen zurück nach Israel und sammelten Spenden in Höhe von 110.000 USD für eine Ernährungshilfeaktion und schickten Mais, Bohnen und andere Nahrungsmittel über einen afrikanischen Lieferanten dorthin. Logistisch war es eine grosse Herausforderung, aber wir konnten unsere Augen einfach nicht vor dem verschliessen, was wir gesehen hatten“, erzählt Brand ISRAEL21c.

Der iA-Länderbeauftragte in Uganda berichtete, dass sowohl die Soforthilfe wie auch das Wasserpumpenprojekt die Einwohner von Akuyam gesünder und glücklicher gemacht haben.

Bislang hat iA Solartechnologie in Schulen, Waisenhäusern und Krankenstationen in rund 150 Dörfern in Uganda, Malawi, Tansania, Südafrika, Äthiopien, der Demokratischen Republik Kongo, dem Senegal und Kamerun installiert und so über einer Million Menschen sauberes Wasser und Elektrizität gebracht.

Ya’ari glaubt, dass die Verwendung von israelischem Know-how bei der Energiegewinnung aus dem im Überfluss vorhandenen Sonnenlicht in Afrika der Schlüssel für die Befreiung der Landbevölkerung aus Armut und Ernährungsunsicherheit ist. Elektrischer Strom ermöglicht ihnen, Wasser für die Tropfbewässerung zu fördern, lebensrettende Medikamente und Impfstoffe zu kühlen und Klassenzimmer zu beleuchten.

Stromversorgung für Afrika

Nun, da Israel ein offizieller Partner der USAID-Initiative Power Africa für die Region Schwarzafrika ist – wo zwei von drei Einwohnern keinen Zugang zu Elektrizität haben – ist iA bereit, noch einen Schritt weiter zu gehen.

Gemeinsam mit anderen Vorreitern aus der Branche der Solarenergie – darunter Yossef „Kaptain Sunshine“ Abramowitz von Engergiya Global und Power Africa Koordinator Andrew M. Herscowitz – nahm Ya’ari am 4. Dezember 2017 an einem Forum teil. Die Zeremonie in Jerusalem stellte für viele israelische Unternehmen eine Gelegenheit dar, sich an der Stromversorgung Afrikas zu beteiligen.

„Immer wenn Unternehmen aus dem Privatsektor an mich herantreten, um mir verschiedene Produkte vorzustellen, sage ich ihnen: ‚Haltet es einfach.‘ Denn wenn es das nicht ist, wird es in den Dörfern keine Nachhaltigkeit zeigen“, erklärte sie bei dem Festakt.

„Für gewöhnlich sind Lösungen im kleinen Stil die besten. Halten Sie es also simpel, erschwinglich und nachhaltig. Das ist tatsächlich der Schlüssel.“

Lokale Einbindung

Ya’ari besuchte Afrika erstmals im Rahmen ihrer Tätigkeit für eine internationale Bekleidungsfirma. Die dort herrschenden Bedingungen veranlassten sie dazu, einen Master-Abschluss in International Energy Management and Policy an der Columbia University und anschliessend ein Praktikum beim Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zu machen.

2008 gründete sie Innovation: Afrika (ursprünglich „Jewish Heart for Afrika“) als 501(c)(3)-NGO in New York, wo sich noch immer der Hauptsitz der Organisation befindet. 2009 zog sie wieder zurück nach Israel, wo sie das IA-Büro in Herzliya Pituah leitet. Weitere Geschäftsstellen der NGO gibt es in Uganda, Malawi und Tansania.

IA verfügt über einen Mitarbeiterstab von insgesamt 16 Personen, darunter auch Manager, die aus den jeweiligen Ländern stammen, in denen die Organisation aktiv ist. Die Gehälter werden aus Mitteln bestritten, die getrennt von den für die Projekte gesammelten Geldmitteln sind.

Die Spenden für die Organisation stammen häufig von Bar-/Bat-Mitzvah-Kindern. Ein israelischer Bar-Mitzvah-Zelebrant spendete 18.000 USD, um eine Grundschule für 1.000 Schüler in Uganda mit Strom zu versorgen. Gemeinsam mit seiner Mutter flog er im Oktober anlässlich der Inbetriebnahme-Feierlichkeiten dorthin.

Wenn iA ein Projekt beendet, bedeutet das jedoch nie das Ende ihres Engagements. Einheimische werden in der Wartung der solarbetriebenen Systeme, die auch aus dem fernen Israel überwacht werden, geschult.

Ausserdem hilft iA jeder Gemeinschaft bei der Schaffung eines Kleinstunternehmens, um Fördergelder für Ersatz-Leuchtmittel und andere laufende Kosten zu generieren. So zum Beispiel betreiben Frauen in einigen Dörfern Ladestationen für Mobiltelefone. Die geringen Gebühren für diesen Service sind zweckbestimmt für den Kauf von Glühbirnen, Batterien und anderen benötigten Artikeln.

2012 erhielt iA den Status eines Sonderberaters beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und wurde im folgenden Jahr mit dem Innovation Award der Global South-South Development Expo der Vereinten Nationen in Nairobi ausgezeichnet.

Sivan Ya'ari und ein Dorfbewohner von Nakuluny in Karamoja, Uganda, bei der Installation einer solaren Wasserpumpanlage. Foto Innovation: Africa
Sivan Ya’ari und ein Dorfbewohner von Nakuluny in Karamoja, Uganda, bei der Installation einer solaren Wasserpumpanlage. Foto Innovation: Africa

Eine weitere Million Menschen

Brand erklärt, dass 2017 ein produktives Jahr für iA war, da es seine Aktivitäten von sieben auf acht Länder ausweiten konnte.

iA ging eine Partnerschaft mit UNICEF ein, um in Bertoua – der Hauptstadt der Ostregion Kameruns – Wasser zu fördern, drei Krankenhäuser mit Solarenergie zu versorgen und in einem weiteren Dorf ein solarbetriebenes Wasserpumpensystem zu installieren. Zu den Menschen, die von diesem Projekt profitieren, zählen 250.000 Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik.

Ausserdem führte iA in Zusammenarbeit mit dem Christian Broadcasting Network und privaten Spendern sieben Wasserpumpenprojekte in Karamoja, Uganda, sowie eines im Kongo und vier weitere im Senegal durch.

Brand betont, dass Karamoja von besonderer Bedeutung für die Israelis ist. Denn es ist die Region, die der zionistische Visionär Theodor Herzl Grossbritannien als mögliches vorübergehendes Refugium für die 1903 in Russland verfolgten Juden vorschlug. Der Plan wurde zwar nie realisiert, aber heute sind es technologische Neuerungen, die in dem von Herzl vorgesehenen jüdischen Heimatland erfunden wurden, die in eben dieser Region Menschenleben retten.

In Hinblick auf die Zukunft sagt Brand, beabsichtige iA, einen positiven Einfluss auf das Leben von weiteren sechs Millionen Menschen zu nehmen und in weiteren 1.000 Dörfern Solarenergie zu installieren.

„Wir haben einige sehr aufregende Dinge geplant. Dieses Jahr hatten wir mit vielen neuen Herausforderungen zu kämpfen, aber wenn ein Problem auftaucht, finden wir – wie echte Israelis – die schnellste, effizienteste und nachhaltigste Möglichkeit, um es zu beheben.“

Auf Englisch zuerst erschienen bei Israel21c.