Der Krieg der Islamisten gegen die Zivilisation

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Symbolbild. Screenshot Youtube
Symbolbild. Screenshot Youtube
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«Gegenüber dem Terrorismus kann man nicht neutral bleiben», sagte der ehemalige Schweizer Bundesrat Samuel Schmid einmal, als er gefragt wurde, ob sein Land, das für seine Neutralität berühmt ist, Teil des weltweiten Kriegs gegen den Terror sein könne.

Ein Kommentar von Amotz Asa-El

Jetzt, wo sich Grossbritannien darauf vorbereitet, die Opfer des am Montag in Manchester verübten Selbstmordanschlags zu beerdigen, könnte man den Eindruck bekommen, als würde der Krieg gegen den Terror tatsächlich universell und einstimmig geführt, ohne wenn und aber. Doch das ist nicht der Fall.

Schmids klare Erkenntnis ist im Lauf der Jahre immer wieder quasi bestritten worden, von einer Reihe europäischer Politiker, die die Motivation und Unerbittlichkeit des Gegners geleugnet haben.

Als etwa die schwedische Aussenministerin Margot Wallstrom im Herbst 2015 nach ihrer Reaktion auf die Anschläge gefragt wurde, benutzte sie absurderweise diese Situation, die mit Israel rein gar nichts zu tun hatte, um zu sagen, “die Palästinenser sehen, dass es keine Zukunft gibt” und müssten sich daher “entweder mit einer verzweifelten Lage abfinden oder zur Gewalt greifen”.

Im selben Geist sagte der norwegische Diplomat Svein Sevje im Sommer 2011, nach den Anschlägen in seinem Land: “Wir Norweger betrachten die Besatzung als die Ursache des Terrors gegen Israel”.

Besonders beschämend: Der britische Labour-Führer Jeremy Corbyn nannte die Hamas, die in Serie Selbstmordbomber produziert hat, die Busse, Restaurants und Einkaufspassagen in die Luft gesprengt haben, “Teil des Friedensprozesses”.

Anschläge wie die in Manchester wiederum erinnern uns immer wieder daran, dass die Täter es auf die wehrlosesten Mitglieder der “Gesellschaft der Ungläubigen” abgesehen haben, in diesem Fall Kinder und Heranwachsende in einer Konzerthalle; das Ziel dabei ist, die Welt zu dem zu machen, was diese sich weigert zu sein: muslimisch.

“Viele Leute in der Welt sind verzweifelt, doch sie schnallen sich trotzdem kein Dynamit um.”

Aus Sicht Israels und seiner Unterstützer können der absichtliche Angriff auf Zivilisten im Allgemeinen und der Einsatz von Selbstmordbombern im Besonderen nicht entschuldigt werden, in welchem Zusammenhang auch immer. Wie der New York Times-Kolumnist Thomas Friedman es einige Monate nach dem Elften September in einer Kolumne mit dem Titel “Selbstmörderische Lügen” ausdrückte: “Viele Leute in der Welt sind verzweifelt, doch sie schnallen sich trotzdem kein Dynamit um.”

Es ist offensichtlich, dass es hier um etwas völlig anderes geht.

Beim islamistischen Terror geht es nicht um nationale Bestrebungen, selbst in Israel nicht. Diese Leute morden nicht wegen etwas, das zwischen einem Land und dessen Nachbarn in einem bilateralen Konflikt passiert. Sie kämpfen vielmehr für eine zeitlose Sache, und ihr Schlachtfeld ist die ganze Welt.

Der frühere US-Präsident Barack Obama hat das Leugnen dieser simplen Kausalität noch verstärkt, indem er darauf bestand, dass die Vereinigten Staaten “den Terror bekämpfen”, statt die Wahrheit zu sagen, die lautet, dass der Feind die islamistische Ideologie ist, die ihre Interpretation einer Religion allen anderen aufzwingen will. Terror ist nicht der Feind, sondern dessen Waffe.

Der Schauplatz dieses Krieges ist mittlerweile gut kartografiert. Er erreicht selbst Kunming in China, wo im Jahr 2014 Islamisten 29 Passanten erstachen, oder Wolgograd in Russland, wo 2013 bei zwei Selbstmordanschlägen 34 Menschen ermordet wurden, nachdem es 2004 in Beslan schon ein Massaker an 334 Menschen gegeben hatte, von denen fast die Hälfte Kinder waren. Der islamistische Terror hat so gut wie überall zugeschlagen; von Indien, Pakistan, Kenia und Ägypten bis nach Frankreich; in Belgien, Spanien, Argentinien ebenso wie in Grossbritannien, Deutschland, Belgien, Australien und auch in Kanada, wo im Jahr 2006 Islamisten verhaftet wurden, die geplant hatten, das Parlament zu stürmen und den Ministerpräsidenten zu enthaupten.

Wie Bernard Lewis, der führende Historiker des Islam, in einem berühmten Artikel mit dem Titel “Die Wurzeln der muslimischen Wut” bemerkt, wird der Islamismus getrieben von einer Sehnsucht nach der mittelalterlichen Ära, in der die islamische Kultur die Welt beherrschte. Kulturen wie die der Chinesen, Inder, Japaner oder Juden haben keine vergleichbaren Erinnerungen oder Ambitionen, erklärt Lewis.

Angesichts einer Welt, die von den Erfindungen der Ungläubigen dominiert wird – von Autos, Flugzeugen und Eisenbahnen bis hin zu Computern, Telefonen, Fernsehern, Filmen und Fastfood –, spüren die Islamisten ein Gefühl der Niederlage, das sie nicht ertragen können. Daher rührt ihre Entschlossenheit, den blutigen Strom hinabzusegeln, der von der Zukunft zur Vergangenheit führt.

“Es ist ein Krieg gegen die Zivilisation.”

Dies erklärt nicht nur die Ausweitung des islamistischen Ansturms, sondern auch die bevorzugten Anschlagsorte, nämlich Symbole der Modernität wie das Theater, den Nachtclub, den Wolkenkratzer und den Jet. Es ist ein Krieg gegen die Zivilisation. Darum hat Israel in dieser Konfrontation denselben Platz wie die übrigen Ziele, nur, dass es viel weniger bedeutsam ist.

Woher rühren dann die Versuche, den islamistischen Terror, der sich gegen Israel richtet, getrennt von dem restlichen zu betrachten? Sie dienen der (Selbst-) Täuschung, wonach die islamistische Bestie befriedet werden könne, wenn man sie nur mit zahlreichen Stücken des jüdischen Staates füttert. Es ist eine alte Logik, dieselbe, die zur Anwendung kam, als europäische Staatsmänner Hitler das Sudetenland servierten und dabei tatsächlich hofften, seinen Appetit auf Weltherrschaft zu stillen.

Totalitäre Revolutionäre machen keine Kompromisse. Sie wollen Weltkriege. Sie werden nicht eher ruhen, als bis sie die Menschheit unterworfen ist, sie ihren Platz in der Geschichte erobert haben und den Globus regieren. Solcher Natur waren die Faschisten, so waren die Bolschewisten und so sind die Islamisten.

Von den Anschlägen auf Bali im Jahr 2002, bei denen 202 Menschen ermordet und 209 verletzt wurden, erfuhr die Welt, als ich gerade meine Mutter im Altenheim besuchte.

Als Sekretärin im Ruhestand und Vollzeitgrossmutter hatte sie keine akademischen Allüren, möge sie in Frieden ruhen. Sie war jedoch eine Absolventin von Auschwitz und hatte in Weltkriegen graduiert. Jetzt, als sie im Fernsehen die grausamen Bilder aus dem fernen Indonesien sah, befand sie: “Das ist ein Weltkrieg.”

Über Amotz Asa-El

Amotz Asa-El ist leitender Berichterstatter und ehemaliger Chefredakteur der Jerusalem Post, Berichterstatter Mittlerer Osten für Dow Jones Marketwatch, politischer Kommentator bei Israel's TV-Sender Channel 1 und leitender Redakteur des Nachrichtenmagazins Jerusalem Report.

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1 Kommentar

  1. Sehr klar und stringente Ansichten.
    Unter anderen Artikelschreibern ist bei Amotz Asa-El die Eigenschaft hervorstechend,
    auch schwierige Sachverhalte klar ausdrücken zu können.

    Er hätte auch Lehrer werden können!
    – und er wäre bestimmt ein guter Lehrer geworden.

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