Pax Christi: Im Namen des Friedens gegen Israel

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Symbolbild. Foto Henning Schlottmann (User:H-stt) - , CC-BY 4.0, Wikimedia Commons.
Symbolbild. Foto Henning Schlottmann (User:H-stt) - , CC-BY 4.0, Wikimedia Commons.
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Im Essener Dom war eine Ausstellung zu sehen, in der Israel dämonisiert und delegitimiert wird. Verantwortlich dafür ist Pax Christi, eine Organisation, die für den Boykott des jüdischen Staates eintritt.

Wer in Essen eine Ausstellung präsentieren möchte, darf sich gewiss glücklich schätzen, wenn er es in der zentral gelegenen, altehrwürdigen und imposanten Münsterkirche tun kann. Zumal das Bistum Essen sicherlich nichts in seinem Dom zeigen würde, was es in irgendeiner Weise problematisch oder gar anstössig findet. Man kann deshalb wohl davon ausgehen, dass die Ausstellung mit dem Titel „Mauer Museum Bethlehem“, die am heutigen Dienstag im Kreuzgang des Essener Münsters eröffnet wird, bei den Bischöfen auf Sympathie trifft. Organisiert und verantwortet wird sie von Pax Christi, der katholischen Organisation der Friedensbewegung. Deren Bethlehemer Partnereinrichtung, das Arab Educational Institute (AEI), hat die rund 120 Tafeln erstellt, die zu der Schau gehören. 15 davon werden nun im Essener Dom zu sehen sein. Worum es in der Präsentation geht, beschreibt Pax Christi so:

„Wer im Heiligen Land war, kennt die Mauer, die Israel und Palästina trennt und das Leben der Palästinenser oft unerträglich macht. Jeder Palästinabesucher kennt aber auch die Graffiti, die an die Mauer gesprüht sind: aggressive, witzige, romantische Bilder, die von der Wut, dem Humor, den Hoffnungen und den Träumen der Menschen zeugen. In Anlehnung an diese Graffiti zeigt das AEI […] das ‚Wall Museum‘ (Mauermuseum): Es sind Geschichten, die von den Mitgliedern der Frauen- und der Jugendgruppe gesammelt, auf wetterfeste Tafeln gedruckt und an der Mauer angebracht wurden. Sie berichten davon, wie das Leben unter der israelischen Besatzung den Alltag der Menschen, der Frauen und ihrer Familien beeinflusst und erschwert. Sie geben aber auch einen Einblick in ihr Durchhaltevermögen (‚Sumud‘), ihre Menschlichkeit und – manchmal – ihren Humor.“

Die Tafeln hat das AEI auf seiner Internetseite und in einem Buch dokumentiert. Auf ihnen sind subjektive, ungeprüfte Äusserungen palästinensischer Frauen und Mädchen aus Bethlehem, Beit Jala, Beit Sahour und benachbarten Dörfern zu lesen. Es sind Geschichten, die sich vorwiegend um angebliche Schandtaten der israelischen Armee drehen: sexuelle Belästigungen, Demütigungen, Häuserzerstörungen, Schüsse, Festnahmen; sogar einen Esel sollen die Soldaten inhaftiert haben. Andere Texte haben zum Inhalt, wie sich Bewohner gegen die behaupteten Schikanen wehren. Was man in der Ausstellung dagegen vergeblich sucht, sind Hinweise darauf, warum es die israelischen Sperranlage – die nur zu einem kleinen Teil aus Mauerwerk und ansonsten aus einem Zaun besteht – überhaupt gibt.

Ohne „Intifada“ keine Sperranlage

Und das, obwohl es in den Erzählungen recht häufig um den Anlass dafür geht, ohne dass er jedoch als solcher identifiziert wird: Es war die zweite „Intifada“ mit ihren unzähligen Selbstmordattentaten, die den jüdischen Staat zu drastischen Massnahmen zwecks Sicherung seiner Grenzen nötigte. Denn die Terroristen – die auch aus Bethlehem und Umgebung kamen – konnten bis dato relativ problemlos ins israelische Kernland vordringen, um dort in Bussen, in Cafés und an anderen belebten Orten ihr tödliches Werk zu verrichten. Erst der Bau von Zaun und Mauer hinderte sie effektiv daran. Die „Intifada“ kommt in der Ausstellung jedoch nicht als der antisemitische  Pogromterror vor, der sie war, sondern sie wird als Protest verharmlost, der von den Israelis brutal unterdrückt worden sei.

Nun würde gewiss niemand behaupten, dass die Sperranlagen für die palästinensischen Bewohner keine Härten mit sich bringen. Aber die Ausstellung und der dazu gehörige Einführungstext, den die AEI-Direktorin Rania Murra und der AEI-Berater Toine van Teeffelen verfasst haben, vermitteln das Bild, dass Israel die Mauer in Bethlehem nicht gebaut hat, um seine Bürger vor Selbstmordattentätern zu schützen, sondern aus reiner Boshaftigkeit zur Knechtung der Palästinenser. Entsprechend findet sich auf den Schautafeln auch kein Wort der Kritik am palästinensischen Terror, obwohl die Mauer ohne ihn gar nicht gebaut worden wäre. Und deshalb ist das im Begleittext erklärte Ziel des „Mauermuseums“, sich selbst abzuschaffen – nämlich gemeinsam mit dem Bauwerk als solchem –, nur so zu verstehen, dass der jüdische Staat kein Recht haben soll, sich gegen Angriffe zu verteidigen. Die Palästinenser kommen nur als friedliebende, unschuldige, bewundernswerte Opfer einer israelischen Aggression vor. Terroristen gibt es demnach gar nicht unter ihnen.

Was die Direktorin des AEI über Israel denkt und sagt

Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch, welche grundsätzlichen Positionen Rania Murra in einem auf der Website des Arab Educational Institute veröffentlichten Interview ausführt. Die Direktorin des Instituts, die auch dem International Board von Pax Christi angehört, befürwortet darin vehement einen Boykott Israels und macht keinen Hehl daraus, dass sie auch ihre Kinder in diesem Geiste erzieht – schliesslich sollten Eltern ja Vorbilder sein, wie sie sagt. Den Palästinensern dürfe es nicht nur darum gehen, ihr tägliches Leben zu organisieren, sie müssten vielmehr den politischen Kampf gegen die „israelische Besatzung“ in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen, ja, ihr gesamtes Leben darauf ausrichten. Dem jüdischen Staat wirft sie ausserdem vor, Muslime und Christen voneinander zu trennen.

Über den Islamischen Staat sagt Murra, dieser sei zwar ein Problem in anderen arabischen Ländern, doch in den palästinensischen Gebieten sei Israel der Hauptfeind und nicht der IS. Murra befürwortet es, Hebräisch zu lernen – nicht etwa zur Verständigung mit Israelis, sondern „um besser zu verstehen, wie der Feind denkt“. In einem weiteren Interview nennt sie die israelische Sperranlage eine „Apartheidmauer“ und legitimiert das Werfen von Steinen auf israelische Soldaten als „gemeinschaftlichen Widerstand“.

So denkt und spricht eine führende Funktionärin der katholischen Friedensbewegung, die von Pax Christi eingeladen wurde, die Ausstellung im Essener Münster zu eröffnen. Das ist nur konsequent, schliesslich liegt Rania Murra auf der Linie der deutschen Sektion dieser Organisation. Auch diese beteiligt sich – ganz im Sinne von Pax Christi International, das die antisemitische BDS-Kampagne unterstützt – an antiisraelischen Boykottaktivitäten. Zwar gab es Ende des Jahres 2012 von einigen Ortsverbänden Kritik an dieser modernisierten Neuauflage der Forderung „Kauft nicht beim Juden“, doch ihre Befürworter – darunter die Bistumsstelle Essen – setzten sich durch.

Was Pax Christi unter Frieden versteht

Zu erwähnen ist in diesem Kontext auch die Beteiligung von Pax Christi an der „Free Gaza“-Flottille, die Ende Mai 2010 versuchte, die israelische Seeblockade vor der Küste des Gazastreifens zu durchbrechen und dabei die israelische Marine angriff, als diese das grösste Boot des Konvois, die türkische Mavi Marmara, stoppte. Eine führende deutsche Funktionärin von Pax Christi scheiterte anschliessend bei ihrer Bemühung, die Tatsache in Abrede zu stellen, dass es sich bei der Flottille um ein Joint-Venture zwischen militanten Islamisten und europäischen „Friedens“-Aktivisten handelte, mithin um eine grosse Koalition der Israelfeinde.

Wenn heute also die Ausstellung „Mauer Museum Bethlehem“ im Essener Dom von der Direktorin des Arab Educational Institute eröffnet wird – später wird sie auch in der Bochumer Liebfrauenkirche und der Duisburger Karmelkirche zu sehen sein –, zeigt sich einmal mehr, was die katholische Kirche in Bezug auf den jüdischen Staat offenkundig unter Frieden versteht: die Dämonisierung und Delegitimierung Israels nämlich. Gut möglich, dass Rania Murra in ihrer Rede für den Boykott Israels werben wird, schliesslich ist das eines ihrer zentralen Anliegen. Die Bischöfe werden dieses unerhörte Ansinnen bei nächster Gelegenheit gewiss gerne in ihr Fürbittengebet aufnehmen. Auf dass der Herr den „Frieden Christi“ wider den jüdischen Staat walten lasse.

Über Alex Feuerherdt

Alex Feuerherdt ist freier Autor und lebt in Köln. Er hält Vorträge zu den Themen Antisemitismus, Israel und Nahost und schreibt regelmässig für verschiedene Medien unter anderem für die «Jüdische Allgemeine» und «Mena-Watch». Zudem ist er der Betreiber des Blogs «Lizas Welt». Gemeinsam mit Florian Markl ist er Autor von »Vereinte Nationen gegen Israel«, erschienen bei Hentrich & Hentrich 2018.

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4 Kommentare

  1. Bitte verzeihen Sie mir meine Direktheit.
    Ihrem inhaltlichen Beitrag entnehme ich, dass Ihnen das tiefe, zusammenhängende Verständnis von Gottes Wort, der Bibel, fehlt.
    So sind Ihre Argumente und Vorwürfe sehr oberflächlich und treffen nicht den “Kern” der Wahrheit.
    Wenn Sie Glauben an GOTT haben, dann lesen Sie bitte die Bibel.
    Das Wort Gottes beschreibt u.a. die Geschichte der Juden.
    Nur dann kann man auch die Gegenwart Judentum/Christentum und etwas weiter gefasst, den Islam verstehen.
    Gerne beantworte ich Ihre Fragen.

  2. Herr Mäder, ich habe es absichtlich überspitzt formuliert, weil ich die Meinung so mancher Katholischer Polen (hier in D und im Polen), sehr katholisch geprägtes Land, und auch der deren Priester kennen gelernt habe.

    Außerdem hat es mich interessiert ob ich auf viel Widerspruch in diesem Forum dabei treffen würde.

    Andererseits weiß ich auch, daß es viele Christliche Strömungen und Vereine gibt die Israel unterstützen, auch wenn manche dabei im Hinterkopf die mögliche oder angestrebte Bekehrung der Juden zur Christentum haben.
    Papst Johannes Paul den II habe ich großen Respekt gegenüber seinem aufklärerischen Standpunkt in Bezug auf die Verflechtungen beider Religionen gezollt und gehofft, daß dieses auch in den niedrigeren kirchlichen Hierarchien zur Einsicht und toleranteren Standpunkt bei Ihren Predigten zur Jüdischen Themen haben wird. Im großen und ganzen ist dies leider nicht der Fall.
    Gleiches gilt heute weiterhin auch bei den evangelischen Bischöfen in D.

    Die beiden von Ihnen genannten Theologen, Hrn. Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer habe ich nicht gekannt, da ich mich in diesem Bereich doch nicht allzusehr vertieft habe.

  3. Auch wenn sie mehrheitlich Recht haben, (die Geschichte beweist es ja) etwas mehr differenzieren dürfen sie dennoch, wenn sie über Christen schreiben.
    Vielleicht kennen sie Karl Barth (gilt als Kirchenvater des 20 Jahrhundert)und seine Theologie
    oder Dietrich Bonhoeffer?
    Hoffe es ist ihnen auch nicht entgangen dass es auch Heute noch Christen gibt die den Staat Israel positiv sehen oder sogar unterstützen. (Natürlich nicht beliebte und als Fundamentalisten verketzerte)
    Und es gibt sogar Christen, die lesen die Bibel und wissen dass die Frage wer Jesus ans Kreuz brachte sehr einfach zu lösen ist. Unsere Schuld oder Sünde. Die Bibel bezeichnet Jesus als das Opferlamm. Oder starb Jesus zufälligerweise am Passover (Pessach) Fest?
    Das Israel und die Juden alleine sind hat nach meiner Sicht einen Theologischen Hintergrund:
    Es ist die Erwählung Gottes und der Neid der Anderen
    Die Einsamkeit von Israel wird übrigens schon im 4 Mose 23.9 erwähnt

  4. “Pax Christi” Antisemiten haben es nach bereit über 2000 Jahren nicht verdaut, daß Sie Ihre Christliche Religion einem Jüdischen Abweichler verdanken.

    Um es für alle Ewigkeit zu zementieren, wurden fälschlicher Weise die Juden für die Kreuzigung Jesus verantwortlich gemacht. In den nachfolgenden Jahrhunderten steigerte sich die Abneigung gegen Juden durch allerlei frei erfundene Lügen, wie z.B. Blut christlicher Kleinkinder für Matzot backen zu verwenden oder Brunnen zu vergiften usw., die sich in die Gehirne der gläubiger Christen eingeritzt haben.
    Letzteres haben sogar die EU Parlamentarier einem Hr. Abbas in seiner Rede vor dem EU Parlament abgenommen und mit stehenden Ovationen beklatscht ?!

    Was verwundert dann deren Zusammenschluß mit linken und links-liberalen Antisemiten und Israel Hasser unter dem Banner “Friedens Aktivisten”.

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