Neuer israelischer Botschafter in der Türkei: „Es gibt viel zu tun“

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Foto Facebook / İsrail Türkiye'de
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„Es gibt viel für uns zu tun“, so der neue israelische Botschafter in der Türkei Eitan Na‘eh, zwei Tage nachdem Erdoğan Israel vermehrter ‚Unterdrückung, Ausweisung und Diskriminierung‘ beschuldigte.

von Raphael Ahren

Der neue israelische Botschafter in der Türkei – der erste in fünf Jahren – kam letze Woche in Ankara an. „Ich bin sehr froh, als Botschafter wieder zurück in der Türkei zu sein. Es gibt viel für uns zu tun“, sagte Eitan Na‘eh bei seiner Ankunft am Flughafen gegenüber der türkischen Presse. „Ich möchte mich für die Unterstützung und die Hilfe bedanken, die die Türkei Israel bei der Bekämpfung der Feuer in der letzten Woche geleistet hat. Wir haben eine gemeinsame Tradition, einander in schwierigen Zeiten zu helfen.“

Die Türkei gehörte zu den Staaten, die Flugzeuge und andere Ausrüstungsgüter schickten, um Israel bei der Bekämpfung der über 1.000 Waldbrände im Land beizustehen.

„Vielen Dank für den freundlichen Empfang“, sagte Na‘eh auf Englisch und überging damit die Aufforderung eines Reporters, ein paar Worte in türkischer Sprache zu sagen – eine Sprache, von der es heisst, er spreche sie fliessend –, bevor er in seinem grauen Kleinbus fortfuhr.

Na‘eh, der zuletzt als stellvertretender Botschafter in London beschäftigt war, war in den 1990er Jahren in der Türkei stationiert.

Seine Ankunft in der Türkei markiert das Ende einer 6-jährigen Periode der Distanzierung zwischen beiden Ländern, die 2010 durch den Angriff der israelischen Armee auf das türkische Solidaritätsschiff für Gaza ‚Mavi Marmara‘ ausgelöst wurde. Ein israelisches Spezialkommando der Marine ging damals an Bord des Schiffs und wurde von Aktivisten angegriffen, die sie dort erwartet hatten. Daraufhin eröffneten die Soldaten das Feuer und es kamen 10 Türken ums Leben. Auch zehn Israelis wurden bei dem Vorfall verwundet. Die diplomatischen Beziehungen wurden daraufhin 2011 offiziell auf Eis gelegt und erst Anfang dieses Jahres wiederaufgenommen.

Einen Tag, nachdem Jerusalem die Ernennung Na‘ehs zum Botschafter in Ankara bekannt gegeben hatte, verkündete die Türkei die Entsendung von Kemal Okem, einem Experten für Aussenpolitik und engen Berater von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, als türkischen Botschafter nach Tel Aviv.

Präsident Reuven Rivlin bedankte sich in einem Telefongespräch bei Erdoğan für die Hilfe bei der Bekämpfung der Waldbrände, die in Teilen des Landes gewütet hatten. „Mit ihren tapferen Herzen und ihren Fähigkeiten waren Ihre Piloten uns eine grosse Hilfe“, sagte er.

Der türkische Führer gab ihm zur Antwort: „Sobald ich gehört hatte, dass die Feuer sich ausbreiten, veranlasste ich, dass unsere Hubschrauber und Mannschaften zur Hilfe entsandt wurden.“

Laut Rivlins Büro stellte Erdoğan weiterhin fest, dass sich die türkisch-israelischen Beziehungen in einem Prozess der Erneuerung befänden und dass der türkische Botschafter seinen Dienst schon bald antreten würde.

„Die Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Israel ist von grösster Bedeutung für die gesamte Region“, teilte Erdoğan seinem israelischen Amtskollegen mit.

Trotz der wiederaufgenommenen Beziehungen unterliess es der türkische Präsident jedoch nicht, Israel weiterhin scharf zu kritisieren.

„Seit 1948 nimmt die Politik der Unterdrückung, Ausweisung und Diskriminierung unserer palästinensischen Brüder immer weiter zu“ sagte er anlässlich der ersten Jahreskonferenz der Vereinigung der „Parlamentarier für Al-Quds” in Istanbul. „Es ist die gemeinschaftliche Pflicht aller Muslime, uns der palästinensischen Sache anzunehmen und Jerusalem zu beschützen“, so Erdoğan.

Anfang des Monats hatte der türkische Präsident Israel bezichtigt, den Status Quo der Al-Aqsa Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem verändern zu wollen.

In einem Interview mit einem israelischen Fernsehsender war Erdoğan zwar leicht von einer früheren Aussage im Jahr 2014 zurückgerudert, in welcher er behauptet hatte, die damalige IDF-Offensive in Gaza sei barbarischer gewesen als Hitler. Nichtsdestotrotz entschuldigte er sich nicht dafür, dass er den Namen des Nazi-Führers in diesem Kontext genannt hatte. Er sagte weiter, er sei sich der Befindlichkeiten „durchaus bewusst“, verurteilte jedoch gleichzeitig die „Barbarei“ Israels gegenüber den Palästinensern.

„Ich bin nicht mit dem einverstanden, was Hitler getan hat, und ebenso wenig bin ich mit dem einverstanden, was Israel in Gaza getan hat. Daher gibt es keinen Vergleich, was von beidem nun barbarischer war.“

Auf Englisch zuerst erschienen bei The Times of Israel.