Treffen mit Rivlin: Muslimische und jüdische Geistliche verurteilen Gewalt und werben für Frieden

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Foto The Washington Institute.
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Israels Präsident Reuven Rivlin empfing auf Initiative des Washington Institute, führende israelisch-jüdische und palästinensisch-muslimische Geistliche, um für Frieden zu werben und die Ablehnung gegenüber jeder Form von religiös inspirierter Gewalt zu bekunden.

Die Teilnehmer der Initiative veröffentlichten beim Treffen folgende Stellungnahme:

“Gott gibt und nimmt Leben. Deshalb verurteilen wir das Töten von Unschuldigen oder jegliche Aggression gegen andere. Wir glauben, dass die gezielte oder die versuchte Tötung von Unschuldigen Terrorismus darstellt, unabhängig davon, ob sie von Muslimen, Juden oder anderen begangen wird. In diesem Sinne ermutigen wir alle unsere Völker, für einen gerechten Frieden zu arbeiten, für gegenseitigen Respekt für das menschliche Leben und den Status Quo der heiligen Stätten, sowie für die Ausmerzung von religiösem Hass.”

Zu den wichtigsten Teilnehmern dieses noch nie zuvor dagewesenen Treffens gehörten der sephardische Oberrabbiner Israels Yitzhak Josef, sowie Scheich Mahmoud Habbash, Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas für islamische Angelegenheiten und Oberster Richter am Scharia-Gerichtshof.

“Das heutige Treffen ist wichtig und bedeutend, vielleicht das wichtigste Treffen, das in diesen Tagen abgehalten werden kann,” sagte Präsident Rivlin. “Wir alle wissen um die schwierigen Spannungen zwischen Juden und Muslimen. Genau aus diesem Grund beharren wir darauf, uns hier und heute zusammen zu treffen. Wir dürfen nicht zulassen, dass in diesem Land einmal mehr sinnlos Blut vergossen wird.”

Das Treffen war das Resultat einer einjährigen Initiative von zwei Gelehrten des Washington Institutes, Ziegler Distinguished Fellow David Makovsky und Kaufman Fellow David Pollock, die Dutzende von Stunden mit Privatgesprächen verbrachten, um diese Gruppe zusammenzubringen.

“Führende muslimische und jüdische Geistliche aus Israel und von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), die in der Residenz des israelischen Präsidenten zusammenkommen; dies ist eine mächtige Friedensbotschaft in einem solch kritischen und sensiblen Augenblick,” sagten Makovsky und Pollock. “Im vergangen Jahr sahen wir einen Anstieg von Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern, welcher gravierende Konsequenzen hatte. Da ein Grossteil der Gewalt des letzten Jahres religiös motiviert war, glaubten wir an die Notwendigkeit, dass sich führende Geistliche äussern. Man sollte nicht davon ausgehen, dass ein Treffen alleine alles verändern wird, aber dies könnte ein wichtiges Fundament bilden, auf dem aufgebaut werden kann.”

Mithilfe des Center for Middle East Development an der University of California Los Angeles (UCLA) brachte das Washington Institute Anfang 2016 Scheich Habbash, den früheren PA-Minister für religiöse Angelegenheiten, mit Rabbi Moshe Lichtenstein zusammen, dem Leiter der Yeshivat Har Etzion in der Region Gush Etzion. Die beiden diskutierten die Rolle von Geistlichen bei der Konfliktentschärfung. In darauffolgenden Gesprächsrunden brachten beide Seiten jeweils drei zusätzliche Geistliche dazu. Die Teilnehmer fingen an, die Perspektive der anderen Seite auf den Konflikt, sowie deren religiöses Narrativ zu verstehen, ebenso wie die Bedeutung von führenden Geistlichen, die sich gegen religiös inspirierte Gewalt aussprechen und für Frieden und Toleranz werben.

Das Institut plant, diesen Dialog auf hoher Ebene fortzusetzen, um zusätzliche praktische Schritte zur Reduzierung von religiösen Spannungen zu finden.

“Wir hoffen, dass diese Initiative einen fortlaufenden Mechanismus für die religiöse Führung auf israelischer und palästinensischer Seite hervorbringt, der es ihnen ermöglicht, miteinander zu kommunizieren und gemeinsam Spannungen zu reduzieren,” sagte Robert Satloff, der Executive Director des Washington Institute. “In ihrem kleinen Umfang unterstreicht diese Initiative die wirkmächtige Idee, dass Religion als eine Basis für Koexistenz dienen kann, nicht nur als Entschuldigung für Gewalt.”

Zu den Teilnehmenden zählten:

  • Rabbi Shlomo Brin, Leiter Yeshivat Har Etzion für Erstjahresstudenten
  • Scheich Mahmoud Habbash, Oberster Richter des Scharia-Gerichtshof und Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas für religiöse und Islamische Angelegenheiten
  • Rabbi Moshe Lichtenstein, Leiter Yeshivat Har Etzion in Gush Etzion
  • Rabbi Daniel Tropper, Gründer und Ehrenpräsident von Gesher
  • Rabbi Yitzhak Yosef, Sephardischer Oberrabbiner Israels

Auf englisch zuerst erschienen bei The Washington Institute. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung.

1 Kommentar

  1. Die Fußangel ist die immer in derartigen Erklärungen verwendete Formel “Wir verurteilen das Töten Unschuldiger”. Schuldige darf man demnach töten. In den Augen radikaler Muslime ist jeder Ungläubige schuldige, der so genanntes muslimisches Land besetzt. In der derzeitigen Situation ist für Israelis jeder schuldig, der Gewalt gegen die Bürger ihres Landes anwendet. Wenn ich keinen Konsens über Schuld und Unschuld herstellen kann, was nützen dann solche Erklärungen? In Europa wird man sie dazu benutzen, den Islam als Religion des Friedens schönzureden.

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