Palästinensisches Fernsehen behauptet: “Israel ermordet Unbewaffnete”

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Sanitäter und Polizei am Tatort eines Messer-Angriffs in Jerusalem am 19. September 2016. Foto Yonatan Sindel/Flash90
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Mehrere palästinensische Terroristen haben in den letzten Tagen Anschläge verübt, bei welchen Israelis zum Teil schwer verletzt wurden. Das offizielle palästinensische Fernsehen hat die Terroristen als unbewaffnete Opfer präsentiert und Israel für das Ausüben von “Hinrichtungen” verurteilt.

“Israels Besatzungssoldaten exekutierten den jungen Muhammad Kayed Al-Rajabi in Tel Rumeida bei Hebron und verwandelten ihn in einen Märtyrer. Am Nachmittag exekutierten sie auch noch den 28 Jahre alten Jordanier Sa’id Al-Amru nahe dem Damaskustor in Jerusalem unter dem Vorwand, dass er eine Messer-Stecherei-Operation durchgeführt habe.”

Mit solchen Formulierungen präsentiert das offizielle palästinensische Fernsehen die jüngsten Messerstecher-Attacken bei Hebron und in Jerusalem. Jordanien verurteilte die „Ermordung“ seines Staatsbürgers und dementierte gar, dass er jeglichen Terroranschlag verübt habe, obgleich Überwachungskameras gefilmt haben, wie er eine Grenzpolizistin lebensgefährlich und ihren Kollegen schwer mit Messerstichen in den Hals verletzt hat, ehe der Polizist seine Pistole zücken und ihn erschiessen konnte.

Die israelische Botschafterin wurde ins jordanische Aussenministerium einberufen, wo sie die Aufnahmen von Überwachungskameras zeigte. Da ist Al-Amru deutlich zu erkennen, wie er mit zwei Messern bewaffnet auf Passanten und die Grenzpolizisten losging. Insgesamt hat er vier Menschen verletzt.

Durch Auslassung der Messerstechereien wird es beim palästinensischen Fernsehen so dargestellt, als würden israelische Sicherheitsleute nur darauf warten, junge Palästinenser ohne Grund hinzurichten.

In den vergangenen 6 Tagen hat es mindestens 8 Anschläge oder versuchte Anschläge gegeben, bei denen die Angreifer erschossen wurden, oder verhaftet werden konnten.

Am Mittwoch rannte ein 13-jähriges Mädchen, Bara’a Ramadan Owaisi, auf der Fahrzeugspur am Elijahu Checkpoint auf Soldaten zu. Trotz Rufen der Soldaten und Warnschüssen in die Luft rannte es weiter, bis ihm die Soldaten in die Beine schossen. Beim Verhör erklärte Owaisi, dass sie gekommen sei, um zu sterben. Sie wollte ins Paradies gelangen, um ihre Tante Rasha Owaisi zu treffen. Die war im November am gleichen Checkpoint erschossen worden, als sie mit einem Messer bewaffnet auf die Soldaten zuging. Bei dieser Tante hatte man einen Abschiedsbrief gefunden: „Gott sei Dank… Liebe Mutter, ich weiss nicht, was passiert. Ich weiss nur, dass ich das Ende des Weges gefunden habe. Diesen Weg wähle ich bewusst, in Verteidigung meines Heimatlandes, der jungen Männer und Frauen. Ich kann es nicht mehr aushalten….“

Am Sonntag verhafteten israelische Soldaten bei Jericho einen 12-jährigen Palästinenser, der ein Messer, zwei Brandbomben und eine kleine palästinensische Flagge bei sich trug. Er näherte sich einem Stützpunkt des israelischen Grenzschutzes. Nach Angaben der Polizei habe er die Absicht gestanden, einen Anschlag verüben zu wollen. Der Junge wurde unverletzt verhaftet.

Einem Monat lang gab es fast keine Zwischenfälle. Seit etwa einer Woche jedoch kam es wieder zu einer Vielzahl Terrorattacken, bei denen israelische Sicherheitskräfte und Zivilisten zum Teil sehr schwer verletzt worden sind, während mehrere Angreifer mit dem Leben bezahlten.

Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas erklärte die erneute Gewaltwelle in der UNO mit der „Verzweiflung“ der Palästinenser wegen dem israelischen Siedlungsbau und weil sie „keine Perspektive“ hätten.

Die Polizei und israelische Medien haben nicht berichtet, ob die verhafteten Attentäter, darunter der 12-jährige Junge oder das 13-jährige Mädchen nach ihrer „Perspektive“ befragt worden sind, oder ob der Siedlungsbau ein Motiv für ihren Todeswunsch war.

Im April hatte der 16-jährige Attentäter Ahmad Amer einen Abschiedsbrief bei sich. Er wurde erschossen, als er mit einem gezückten Messer auf Soldaten zuging: „Im Namen Allahs…Möge Friede und Allahs Gnade über Euch kommen. Liebe Mutter, und Vater, verzeiht mir und freut Euch mit mir, dass ich mit Allahs Willen ein Märtyrer bin. Gedenkt meiner schlechten Taten, damit die Menschen mir vergeben. Ich schulde einigen Leuten noch Geld: Rami Mohyee A-Din – 8 Schekel (2 Euro), Onkel Hamdallah – 20 Schekel (5 Euro), Al-Beek Restaurant – 32 Schekels (8 Euro).”

Über Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm, Sohn eines deutschen Diplomaten, belegte nach erfolgtem Hochschulabschluss in ev. Theologie, Judaistik und Linguistik in Deutschland noch ein Studium der Hebräischen Literatur an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1975 ist Ulrich Sahm Nahost-Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Medien und berichtet direkt aus Jerusalem.

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1 Kommentar

  1. Eine halbe Wahrheit ist doch immer eine ganze Lüge!

    Wenn man von den palästinensischen Medien wenigstens mal die Hälfte der Wahrheit zu
    hören und zu sehen bekäme!
    Dieses typisch arabische, infantile Gelüge und Gejaule, diese äußerste Entstellung
    der Wahrheit und das kindische Nicht-wahrhaben-wollen von Fakten widerspricht
    jeglicher menschlicher Vernunft.

    Es entspricht rechtsstaatlicher Tradition, wenn Israel immer noch mit vollem Ernst
    und aller Sachlichkeit auf die Vorwürfe arabischer Institutionen eingeht
    – aber Sinn macht es eigentlich keinen.
    Wenn die jordanische Regierung insistiert, der jordanische Messerstecher vom Damaskus-Tor
    sei ein unschuldiger Tourist gewesen,
    während sich jeder Interessierte längst das Video des mit mehreren Messern verübten
    Attentates angesehen und selbst Mahmoud Abbas von der PA den Jordanier bereits zum
    Märtyrer erhoben hat,
    dann ist das Verhalten der jordanischen Regierung für mich schlicht Kindergarten-Niveau.

    Sollte mir nun jemand vorwerfen, ich würde auf die Araber ein schlechtes Licht werfen,
    so sei demjenigen gesagt, dass niemand die Fähigkeit der Araber zu menschlichem
    Intellekt mehr verunglimpft als eben die Araber, die für die jordanische Regierung oder die
    PA die Pressemitteilungen vorbereiten, diese verbreiten oder am schlimmsten:
    daran glauben!

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