Mutter von Terroropfer erhält Auszeichnung in den USA

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Rachelle Fraenkel. Foto Screenshot Youtube
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Rachelle Fraenkel, die Mutter des von Palästinensern aus dem Umfeld der Hamas ermordeten 16-jährigen Naftali Fraenkel, und Bestsellerautorin Lihi Lapid wurden für den Empfang des Pamela Claman Award im Rahmen des Jewish Women‘s Renaissance Project (JWRP) in Maryland ausgewählt. Die Organisation setzt sich für die Stärkung der Frau ein, um die Welt durch jüdische Werte zu verändern.

von Ilana Messika/TPS

„Eine Auszeichnung des JWRP zu erhalten, ist eine ganz besondere Ehre“, sagte Fraenkel gegenüber der Nachrichtenagentur Tazpit (TPS). „Ich finde, die Organisation leistet Unglaubliches, indem sie Frauen aus der ganzen Welt und aus allen jüdischen Strömungen vereint, um ihnen zu ermöglichen, sich auf ihr Selbstverständnis als jüdische Frauen zurückzubesinnen.

„Diese Auszeichnung an der Seite der feministischen Erfolgsautorin Lihi Lapid zu erhalten, wird diesem Ziel, Frauen aus unterschiedlichen Zweigen der jüdischen Gesellschaft zu vereinen, mehr als gerecht“, fügte sie hinzu.

Die aus Nof Ayalon stammende Fraenkel ist Mutter von sieben Kindern und eine der bekanntesten Lehrpersonen, die Frauen im Talmud und rabbinischer Literatur unterrichten. Sie ist Studiendekanin an der Bildungsinstitution Nishmat: The Jeanie Schottenstein Center for Advanced Torah Study for Women sowie Direktorin des Halacha (jüdisches Religionsgesetz)‑Programms für Fortgeschrittene am Matan Women‘s Institute for Torah Studies.

„Als orthodoxe Jüdin fühle ich mich aufrichtig und zutiefst dem Studium des Talmud und der Halacha verpflichtet, von Fragen der allgemeinen Theologie bis hin zu den kleinsten Details ihrer Anwendung“, erklärt sie dem TPS.

Auf die Frage, wie sich die Beteiligung der Frauen in der jüdischen Öffentlichkeit entwickelt habe, sagte Fraenkel, dass sich dieses Phänomen sukzessive weiterentwickle.

„Es gibt eine wachsende Anzahl von Frauen, die an den Familiengerichten Rechtssuchende vertreten oder religiöse Rechtsberatung leisten. Darüber hinaus gibt es einige wenige Synagogen, in denen Frauen neben der Funktion als Gemeinde-Rabbinerinnen auch in anderen Führungspositionen vertreten sind.“

„Nach wie vor bleibt jedoch die Wahrheit bestehen, dass dieser Entwicklung immer noch eine wahre Revolution zugrunde liegt“, erklärte Fraenkel weiter.

Fraenkel erlangte unerwünschte Bekanntheit, als ihr Sohn Naftali zusammen mit zwei weiteren israelischen Teenagern an der Bushaltestelle in Allon Schewut im Verwaltungsbezirk Gusch Etzion entführt wurde. Die Entführung löste eine Grossfahndung aus, die als „Operation Brother‘s Keeper“ bekannt wurde und die im Gazastreifen von der „Operation Protective Edge“ gefolgt wurde.

Während der Krise sprach Fraenkel am Ende einer Debatte vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf, als die PLO und rund 40 weitere Staaten Israel für ihre Aktionen gegen Palästinenser in Judäa und Samaria rügten, und appellierte an die internationale Gemeinschaft, bei der Rettung der vermissten Teenager behilflich zu sein.

Bei der Beerdigung ihres Sohnes war Fraenkel die erste orthodoxe Frau, die je das Kaddisch der Trauernden öffentlich vor Kameras und vor dem askenasischen Oberrabbiner David Lau sprach.

Ein Jahr nach der Krise war sie eine zentrale Person, als in Gemeinschaft mit der Stadt Jerusalem, der Gesher Organisation und den Familien von Gilad Shaer und Eyal Ifrach der Jerusalem Unity Prize ins Leben gerufen wurde.

„Frau Fraenkel ist ein Beispiel für einen Menschen, dem es im Angesicht der Tragödie gelang, eine ganze Nation zu trösten und in einer Zeit grossen Unglücks Würde und Vertrauen zu demonstrieren. Sie wurde ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gestossen und anstatt fortzulaufen, stellte sie sich der Herausforderung mit Würde und Anmut“, stellte Lori Palatnik, Gründungsdirektorin des JWRP gegenüber TPS fest.

Der Pamela Claman Leadership Award wird an internationale Vorbilder verliehen, die die jüdische Welt mit ihrem aussergewöhnlichen und inspirierenden Führungsverhalten massgeblich beeinflusst haben. Er wurde anlässlich der JWRP Leadership Conference vom 18. bis 20. September verliehen.

„Ich denke, wir alle haben unsere eigene Art, mit Verlust umzugehen. Ich persönlich versuche mit der Leere und dem Schmerz umzugehen, indem ich ihnen Raum zugestehe ohne sie zu verdrängen; wenn sie kommen, lasse ich jedoch nicht zu, dass sie den Raum, der den Momenten des Glücks vorbehalten ist, überwältigen“, sagte Fraenkel abschliessend.

Im Frühjahr 2015 war Rachel Fraenkel in Zürich zu Besuch, wo sie von der Audiatur-Stiftung interviewt wurde: