Europa will israelische Sicherheitslösungen im Kampf gegen ISIS

0
Foto IDF Computing and Cyber Defense Academy
Lesezeit: 4 Minuten

Westeuropa ist mit einer stetigen Zunahme an Gräueltaten konfrontiert. Diese werden durchgeführt von ISIS-Zellen oder von einzelnen Angreifern, die von der mörderischen Ideologie der Terrororganisation inspiriert wurden.

von Yaakov Lappin

In Folge dessen wenden sich europäische Staaten, auf der Suche nach Hightech Sicherheitslösungen, vermehrt an israelische Verteidigungsunternehmen. Besonders begehrt sind dabei Echtzeit-Informationserfassung und Prävention.

Die israelischen Sicherheitsbehörden und Geheimdienste verwenden tagtäglich eine Vielzahl von Methoden, um Terrorpläne zu verhindern, die im Westjordanland, Gaza oder in anderen nahegelegenen Gebieten geschmiedet werden. Umgeben von Hamas, Islamischer Jihad, Hisbollah und ISIS (welche sowohl an der ägyptischen als auch der syrischen Grenze präsent sind), liegt Israel in einem der Epizentren globaler Terroraktivitäten.

Meistens geht der israelische Alltag ohne Zwischenfälle von statten. Dies ist nur möglich dank den pausenlosen Bemühungen von Sicherheitskräften im Hintergrund, Anschläge zu verhindern. Zu diesem Zweck nutzt Israel zahlreiche elektrooptische Sensoren, verwendet eine umfangreiche Signalaufklärung (d.h. das Abhören von Funksignalen, sowie die Erfassung und Analyse anderer elektronischer Signale), durchsucht das Internet und andere Kommunikationsformen, und schleust angeblich Informanten in Terrororganisationen ein.

Zu jedem Zeitpunkt sind Drohnen, elektronische Sensoren an den Grenzen, Radare, Satelliten, und Einheiten zur Kommunikationsüberwachung aktiv, welche Kontrollzentren mit Informationen zu möglichen Gefahren versorgen. All diese Daten müssen in Kürze – oftmals mithilfe von Algorithmen – überprüft und in fristgerechte und präzise Alarme konvertiert werden.

Die Alarme werden an operative Einheiten übermittelt, welche zum richtigen Zeitpunkt eingreifen, um die Bedrohungen zu neutralisieren.

Dies kann durch Hausdurchsuchungen und Verhaftungen (für interne Sicherheit), das Abfeuern von Lenkflugwaffen (für Operationen ausserhalb der Grenzen) oder die Unterbrechung Terrorfinanzierungsnetzwerken erreicht werden. Ebenfalls können ausgeklügelte Cyberangriffe genutzt werden. Israelische Verteidigungsunternehmen stehen im Zentrum dieser fortlaufenden Bemühungen. Sie entwickeln Technologien, die es den Sicherheitskräften erlauben, den Terroristen einen Schritt voraus zu sein.

Heutzutage ist auch Europa mit einer jihadistischen Gefahr konfrontiert. Wenn nicht eingedämmt, könnte die Bedrohung durch ISIS die offenen, liberalen europäischen Gesellschaften in Nationen unter Belagerung transformieren, deren Realität nichts mehr gemein hat mit der westeuropäischen Lebensart der vergangenen Jahrzehnte. Diese Einsicht führt nun dazu, dass europäische Länder sich vermehrt für israelische Sicherheitslösungen, wie die oben erwähnten, zu interessieren Beginnen.

Israelische Verteidigungsunternehmen melden eine klare Zunahme von Anfragen aus Europa, obwohl sie aus Sicherheitsgründen keine genauen Angaben zu Kunden oder potenziellen Verträgen machen können.

„Ich sehe ein zunehmendes Interesse aus Europa“, sagt Rani Kril, der Vizedirektor für internationales Marketing bei Elbit Systems, eines der führenden Verteidigungsunternehmen Israels, in diesem Monat. Dies kann zurückgeführt werden auf neue Herausforderungen wie unkontrollierte Migration, Terrorismus, sowie der Eruption des Ukrainekonfliktes und die ansteigenden Spannungen zwischen Russland und der Nato.

Er spricht von vielen Anfragen von europäischer Sicherheitsbehörden, Geheimdiensten, und Streitkräften. „Wir wissen, wie wir sie mit Lösungen versorgen können“, sagt Kril. „Es gibt nicht ein Land in Europa, welches nicht sein Sicherheitsbudget erhöht hätte.“

Zudem würde eine zunehmende Anzahl der EU-Staaten die sogenannte „Nato-Zusage“ erfüllen, welche sie verpflichtet, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandprodukts für Verteidigung auszugeben. Ein Anstieg in Ausgaben für die verschiedenen europäischen Streitkräfte bedeutet, dass diese – falls notwendig – in der Lage sein werden, eine grössere Rolle bei der Informationserfassung oder Angriffen auf ISIS-Ziele im Nahen Osten zu spielen. Damit würde die Bedrohung bereits am Ort ihrer Entstehung angegriffen, statt abzuwarten, dass ISIS-Mörder in europäisches Gebiet vordringen. Dieser transnationale Antiterrorismus erfordert weitreichende Informationserfassung-Kapazitäten und präzise Waffensysteme.

Gen. (a.D.) Mishel Ben Baruch, welcher beim israelischen Verteidigungsministerium zuständig ist für die Koordinierung von Verteidigungsexporten, hat ebenfalls eine eindeutige Zunahme an europäischem Interesse in israelische Verteidigungslösungen wahrgenommen.

„Wir betrachten Europa als ein wichtiges Ziel für Kooperation“, sagt Baruch. „Israel, welches seit seiner Gründung Sicherheitsbedrohungen ausgesetzt war, ist ein einzigartiges Laboratorium für die Entwicklung von Sicherheits- und Verteidigungslösungen, die ihre Tauglichkeit unter Beweis stellten“, fügt er an.

„Israels Sicherheitsindustrie bietet fortgeschrittene und bewährte Lösungen an, die eine Reaktion auf Terrorbedrohungen liefern, sowie für Probleme wie Massenimmigration und Grenzschutz in ganz Europa. Diese Lösungen beinhalten Echtzeit-Informationssysteme, automatisierte Systeme zum Schutz grosser Gebiete, Verteidigungssystem, Cybersicherheit und mehr“, sagt Ben Baruch.

Letzten Endes könnten israelische Radars, Kameras, Drohnen, präzisionsgelenkte Raketen oder Cyber-Lösungen dabei helfen, in der Zukunft zahlreiche europäische Leben zu retten.

Original zuerst erschienen bei The Investigative Project. Leicht gekürzte Fassung. Yaakov Lappin ist der Militär- und Sicherheitskorrespondent bei der Jerusalem Post und der Autor vonThe Cyber Caliphate“, welches argumentiert, dass Jihadisten im Internet einen virtuellen islamistischen Staat errichtet haben.