Arbeitsdefinition zum Begriff des Antisemitismus verabschiedet

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Foto International Holocaust Remembrance Alliance
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Die Internationale Allianz für Holocaust-Gedenken (International Holocaust Remembrance Alliance, IHRA) hat kürzlich eine Arbeitsdefinition von Antisemitismus angenommen.

Die IHRA setzt sich aus 31 Mitgliedsländern zusammen und richtet im Rahmen ihres einzigartigen Mandats ihr Augenmerk auf die Bildung und Forschung rund um das Thema Holocaust sowie auf das Andenken der Holocaust-Opfer. Die Organisation hat im vergangenen Monat eine rechtlich nicht bindende Definition vereinbart, die wie folgt lautet: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die als Hass auf Juden zum Ausdruck gebracht werden kann. Die rhetorischen und physischen Bekundungen von Antisemitismus richten sich gegen jüdische oder nichtjüdische Individuen und/oder ihr Eigentum sowie gegen Institutionen und religiöse Einrichtungen der jüdischen Gemeinschaft.“

Sir Eric Pickles, britischer Abgesandter für Post-Holocaust-Thematiken und Leiter der britischen IHRA-Delegation, sagte:

„Ich freue mich sehr, dass die IHRA diese Arbeitsdefinition von Antisemitismus im Konsens vereinbart hat und ich möchte insbesondere unseren Vorsitzenden Mihnea Constantinescu aus Rumänien zu seiner Leitung des Vorhabens beglückwünschen. Mit dieser von 31 Ländern angenommenen Definition sind wir in der Lage, unseren Bemühungen im Kampf gegen den weltweiten Antisemitismus mehr Nachdruck zu verleihen.“

„Mit der Annahme dieser Arbeitsdefinition geht die IHRA anderen internationalen Foren mit gutem Beispiel für verantwortungsbewusstes Agieren voran und hofft damit, sie zur Annahme einer rechtlich bindenden Arbeitsdefinition bewegen zu können“, so der Vorsitzende der IHRA, Botschafter Mihnea Constantinescu.

Der Beschluss wurde während der ersten der halbjährlich stattfindenden Plenarsitzungen der IHRA in Bukarest im Mai dieses Jahres gefasst. An der Plenarsitzung nahmen 200 Experten und politische Entscheidungsträger aus der ganzen Welt teil, um über den Holocaust als ein politisches Problem unserer Zeit zu diskutieren. Der Ausschuss für die Leugnung von Antisemitismus und Holocaust, dessen Vorsitz Mark Weitzman führt, schlug die Vereinbarung einer Definition vor. Weitzman erklärte: „Um das Problem Antisemitismus angehen zu können, muss zunächst Klarheit darüber bestehen, was Antisemitismus eigentlich bedeutet. Das ist nicht einfach. Die angenommene Arbeitsdefinition ist eine Hilfestellung bei der Beantwortung dieser schwierigen Frage.“

Am 5. November 2015 haben die 31 Mitgliedstaaten die Kandidatur der Schweiz für den Vorsitz der International Holocaust Remembrance Alliance im Jahr 2017 gutgeheissen. Der Bundesrat hatte die Kandidatur auf Vorschlag des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) unterstützt. Die Schweiz, die seit 2004 Mitglied der IHRA ist, folgt auf Rumänien, das den Vorsitz 2016 innehat. Chef der Schweizer Delegation ist Botschafter Benno Bättig, Generalsekretär des EDA. Er übernimmt 2017 die Funktion als amtierender Vorsitzender der IHRA (IHRA Chair).

Weitere Informationen (PDF, englisch): Adoption of a Working Definition of Antisemitism

Quellen: Agenturen, IHRA, Botschaft des Staates Israel in Berlin