Hamas bedroht Jordanien

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Ausschreitungen von Palästinensern auf dem Tempelberg im September 2015. Foto Israeli Police
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In einem am 20. April 2016 in der Al-Quds Al-Arab erschienenen Artikel wird gefragt, warum der jordanische Premierminister Abdullah Ensour, Salameh Hammad als Innenminister feuerte, obwohl Hammad die innere Sicherheit wiederhergestellt und den Jordaniern wieder das Gefühl gegeben hatte, in einem Land zu leben, in dem Recht und Ordnung herrschen. [1. Der Artikel untersuchte die positiven Aspekte der Amtszeit von Hammad: die Ausmerzung von Korruption, die Einführung staatlicher Reformen sowie der Umgang mit den Rebellen im Südteil des Landes, insbesondere im Umkreis der Stadt Ma‘an. Er war ein erfolgreicher Minister; sein Amt kooperierte gut mit anderen Regierungsinstitutionen; er hatte einen positiven Einfluss und setzte sich für den Kampf gegen Drogen ein.

Allerdings traf er sich auch direkt und alleine mit König Abdullah und stärkte so seine eigene Position auf Kosten des Premierministers. Ein weiterer Vorwurf gegen ihn ist, wie im Artikel festgestellt wird, dass er die Durchführung eines gut finanzierten Projekts mit dem Ziel, das Zentrum des saudi-arabischen Fernsehsenders MBC vom Libanon nach Jordanien zu verlegen, verhindert hat. Ein Standortwechsel, der erforderlich wurde, weil die arabischen Staaten die Hisbollah als eine terroristische Organisation bezeichnet hatten. Seine Entscheidung hatte einen Millionenverlust für einen jordanischen Geschäftsmann zufolge, der in das Projekt investiert hatte.]

von Bassam Tawil

Wie sich herausstellte, lag es daran, dass er im Umgang mit der Muslimbruderschaft nicht entschlossen genug gewesen war. Auch wenn er einige ihrer Niederlassungen geschlossen und die Anzahl der aus Gaza nach Jordanien einreisenden Besucher strenger beschränkt hatte, so war er offensichtlich nicht einfühlsam genug mit der Bewegung umgegangen und hatte sich während seiner Amtszeit sogar zweimal mit ihren Führern getroffen.

Ein Zeichen für seine Schwäche im Umgang mit den Islamisten war der überraschende Rückzieher Jordaniens bei einer von der Waqf (eine Art Stiftung des jordanischen Rechts) geschlossenen Vereinbarung, die von US-Aussenminister John Kerry ausgehandelt worden war. Der Vereinbarung zufolge hätten Videokameras in der Jerusalemer Al-Aqsa Moschee installiert werden sollen. Das Filmmaterial wäre dann in Echtzeit sowohl an die israelischen als auch an die jordanischen Behörden übertragen worden. Eine solche Vereinbarung hätte nicht nur die Sicherheit in der Al-Aqsa Moschee erhöht, sondern auch potenzielle feindliche Aktivitäten der Muslimbruderschaft, der Hamas, des nördlichen Zweigs der „Islamischen Bewegung“ Israels und Mitglieder der radikalen islamistischen Organisation Hizb ut-Tahrir aufgedeckt und verhindert.

Die Muslimbruderschaft und die Hamas haben es tatsächlich auch geschafft, ihre Beziehungen zu Ägypten, der Palästinensischen Autonomiebehörde und Jordanien zu verderben. Nachdem jordanische Islamisten jahrelang dem Königshaus der Haschemiten – Nachkommen des Propheten Mohammed – die Treue gehalten hatten, sind die Hamas und die Muslimbruderschaft in den letzten Jahren mit der jordanischen Regierung in Konflikt geraten.

Die Zeichen für diesen Konflikt waren sehr bald schon in Form von Drohbotschaften an den Wänden der Al-Aqsa Moschee zu sehen. Sie warnten vor der Anbringung der Kameras. Die Hinweise waren deutlich: „Die Kameras werden zerstört und die Hände, die sie angebracht haben, werden abgehackt.“

Einzig das Vorhandensein der jordanischen Waqf ist es, was die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) – sowie subversive Elemente aus der Muslimbruderschaft, der Islamischen Bewegung, der Hamas und der Hizb ut-Tahrir – bislang davon abgehalten hat, die Al-Aqsa Moschee in einen Stützpunkt in einem Religionskrieg zu verwandeln. Einem Religionskrieg zwischen dem Islam und dem Judentum, der auf der falschen Behauptung basiert, die Juden und die israelische Regierung hätten sich insgeheim verschworen, die Moschee zu zerstören.

Die Wahrheit ist jedoch, dass die Kameras endlich ein für alle Mal beweisen würden, wer die tatsächlichen Provokateure sind, die die Moschee gefährden. Die Kameras würden die Heuchlerei der Palästinensischen Autonomiebehörde aufdecken, die so tut, als habe sie Interesse an der Al-Aqsa Moschee, während sie in Wirklichkeit einfach nur den Juden den Zugang zum Tempelberg verweigern will.

Genau das ist der Grund, warum die PA, die Hamas, die Islamische Bewegung und die Hizb ut-Tahrir sich alle dem Projekt dermassen widersetzen.

Leider haben die Jordanier das Projekt daher aufgegeben. Die Zusammenarbeit zwischen Israel und Jordanien hatte zur Folge, dass diese extremistischen islamischen Gruppierungen am Spielfeldrand bleiben mussten, während sie gleichzeitig das souveräne Auftreten Israels in Jerusalem stärkte und, was noch wichtiger ist, die Funktion Jordaniens in der religiösen Verwaltung der Al-Aqsa Moschee von Neuem bekräftigte.

Selbst wenn es so wäre, wie einige behaupten, und das Projekt zur Installation von Kameras ursprünglich von Israels Wunsch getrieben war, die Moschee aus Gründen seiner eigenen Sicherheit zu überwachen und das Bild Israels im Ausland aufzupolieren, so war es doch auch ein deutlicher Wunsch Israels, ruhig zu bleiben und die Propagandisten unschädlich zu machen, die zu Gewalt anstiften und politisches Kapital aus den dort stattfindenden Randalen schlagen.

Die Möglichkeit, die Aktivitäten in und um die Moschee zu überwachen, hätte auch europäische Regierungen, wie z. B. Frankreich und die EU, die sich in die Angelegenheiten anderer Länder einmischen, davon abhalten können die Spannungen auf dem Tempelberg zu verstärken, um so ihre eigenen heuchlerischen politischen Programme voranzubringen. Sie hoffen, die Araber beschwichtigen zu können, indem sie Israel attackieren.

Auch wenn wir nicht von der Bezeichnung „Tempelberg“ begeistert sind, der sich auf den Zweiten Tempel der Juden bezieht, der 90 v. Chr. von den Römern zerstört wurde und auf dessen Ruinen die Al-Aqsa Moschee errichtet wurde, ist die Verwendung des Namens dennoch in der islamischen Geschichtsschreibung gut dokumentiert. Kalif Umar ibn al-Chattab eroberte Jerusalem im Jahr 638 n. Chr. und legte das innere Heiligtum des Tempels frei, das jüdische Allerheiligste, das von den Römern mit Schutt bedeckt worden war. Unterstützt wurde er dabei von Ka‘b al-Ahbar, einem zum Islam konvertierten Rabbiner. Der Ort trug den Namen Tempelberg bis er in jüngerer Zeit von der UNESCO in „Haram al-Sharif“ umbenannt wurde, ein weiteres Beispiel für den tückischen und unverblümten Versuch der UN, die Geschichte umzuschreiben. Die Umbenennung des Tempelbergs in Haram al-Sharif wird selbst von uns Moslems für eine niederträchtige Lüge angesehen, die nicht nur die historische Präsenz der Juden, sondern auch die der Christen in Jerusalem leugnet. Halten sie uns wirklich für so dumm?

Die Kapitulation der Vereinten Nationen gegenüber dem extremistischen Islam schwappt nicht nur in den Nahen Osten, sondern auch bis nach Europa hinüber, das derzeit eifrig zu seiner eigenen Vergewaltigung einlädt.

Kameras in der Nähe der Al-Aqsa Moschee wären daher allen terroristischen Organisationen ein schmerzhafter Dorn im Auge. Die äusserst erfolgreiche Zusammenarbeit in diesem Bereich – zwischen Jordanien und Israel sowie zwischen Ägypten und Israel – dient der Sicherheit und dem Interesse aller dreier Länder, wie auch der der Palästinenser, die nicht von islamistischen Extremisten übergenommen werden wollen, die noch brutaler sind, als unsere jetzigen Anführer. Und genau das ist auch der Grund, warum palästinensische Elemente, von der Palästinensischen Autonomiebehörde bis hin zur Hamas, das Projekt so nachdrücklich sabotieren wollten.

Allein die Anbringung von Kameras hätte der Hamas und all den anderen islamistischen Organisationen einen harten Schlag versetzt, sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene, arbeiten sie doch unentwegt daran, das Lügengespinst enger zu weben, demzufolge die „Al-Aqsa Moschee in Gefahr ist“, da Israel angeblich deren Zerstörung plant. Die Anbringung von Kameras wäre ein harter Schlag für die Anhänger des wegen Aufhetzung inhaftierten Raed Salah von der Islamischen Bewegung gewesen, die mit Photoshop Bilder von „Ausgrabungen zur Zerstörung der Identifikationsfigur“ erstellen und ihr Möglichstes tun, um Blutvergiessen zu provozieren.

Die Anbringung von Kameras hätte auch der Forderung der Palästinensischen Autonomiebehörde, dass Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen palästinensischen Staates dienen soll, einen harten Schlag versetzt. Tatsache ist, dass keine für den Islam bedeutsame Stadt – weder Medina, noch Mekka, Ghom, Kerbela oder Nadschaf – die Hauptstadt eines muslimischen Landes ist.

Sollte es tatsächlich den aufrichtigen Wunsch nach einem palästinensischen Staat geben – und diesbezüglich bestehen ernsthafte Zweifel – sollte Ramallah unsere rechtmässige Hauptstadt sein. Wenn nicht, dann kann jeder noch heute wieder nach Hause gehen; es wird keine Lösung geben.

Ein zentraler Faktor in der Gleichung ist die haschemitische Dynastie Jordaniens. Die Al-Aqsa Moschee ist für Jordanien als religiöse Rechtfertigung seines Königreichs von entscheidender Bedeutung, ebenso wie die Saudis die religiöse Rechtfertigung von Mekka und Medina brauchen. Jordaniens Anspruch auf die Al-Aqsa Moschee ist also Teil seiner Friedensvereinbarung mit Israel. Die Behauptung der Hamas einer „extremistischen israelischen Provokation“ ist daher eher ein Angriff auf Jordanien, als auf Israel. Die Drohung „die Hände derer abzuhacken, die die Kameras installieren“, ist im Wesentlichen eine Drohung gegen Jordanien, ebenso wie gegen Ägypten.

Die Ägypter gehen hart gegen die Hamas vor und die Jordanier liessen nicht lange auf sich warten und schlossen die Büros der Muslimbruderschaft. Die Geier kreisen; nur die Israelis sind verwirrt.

Egal was die heimtückische UN denkt – sich den Forderungen der Islamisten auszuliefern, wird den Krieg gegen den Terror nicht gewinnen. Kapitulation ist in der Tat der sicherste Weg, den Terrorismus weiter voranzubringen und den Fall Jordaniens, des übrigen Nahen Ostens und des Westens zu garantieren. Möglicherweise ist die nächste US-Regierung klug genug, dies zu verstehen.

Bassam Tawil via Gatestone Institute. Bassam Tawil lebt als Wissenschaftler und Journalist im Nahen Osten.