Methodisten wollen in Frieden investieren

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Tebbetts Missouri United Methodist Church. Foto ThePhotoRun , CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons
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Im Jahr 2016 spielt sich das Frontgeschehen im Krieg gegen die Legitimität des jüdischen Staats nicht etwa in Gaza oder an der Nordgrenze Israels ab – und noch nicht einmal auf den Golanhöhen. Es ist die globale Bewegung Boycott, Divestment and Sanctions (Boykott, Kapitalabzug und Sanktionen, kurz BDS), die versucht den jüdischen Staat durch dessen Delegitimierung in der Weltgemeinschaft aufzulösen.

von Abraham Cooper und Yitzchok Adlerstein

Diese hässliche Kampagne spielt sich auf den Hochschulen ab, so etwa vor Kurzem an der University of California-Irvine, wo die Campus-Polizei eingreifen musste, um (hauptsächlich) jüdische Frauen vor „Aktivisten“ zu schützen, die gegen einen Film über israelische Soldaten protestierten.

BDS-ler, die behaupten, ihre Aktionen seien „für den Frieden“, hatten bislang einen beachtlichen Erfolg bei den grossen protestantischen Kirchenbünden. Bei der gerade zu Ende gegangenen, alle vier Jahre stattfindenden Generalkonferenz der evangelisch-methodistischen Kirche stimmten die Delegierten jedoch dafür, sich von dem Kapitalabzug aus Israel zu verabschieden.

Als der Hammer fiel, der das Ende der Konferenz verkündete, hatten die Delegierten eine Resolution abgelehnt, in deren Folge die Kirche Kapital aus amerikanischen Unternehmen abgezogen hätte, die beschuldigt wurden, von der israelischen Kontrolle von Judäa und Samarien (Westjordanland) zu profitieren. Was jedoch noch wichtiger ist: eine beachtliche Zahl von Mitgliedern hatte ihre Kirche darum gebeten, ihre Verbindung zu der US-Kampagne End the Israeli Occupation (ETO), einer der schlimmsten Verbreiterinnen der BDS-Hasstiraden, zu beenden.

Die Delegierten reagierten damit tatsächlich auf die von den Befürwortern der Massnahme genannte Begründung, die sich auf ETOs einseitige Agenda berief, Israel ökonomisch, sozial und kulturell zu isolieren und den „umfassenden Kapitalabzug“ aus Israel zu fördern. Die abstimmenden Methodisten kamen zu dem Schluss, dass ausschliesslich eine Seite zu beschuldigen, während das Fehlverhalten seitens der Hamas, der Hisbollah und des Irans einfach ignoriert wird, der Sache des Friedens nicht dienlich ist.

Offengestanden hatten jüdische Aktivisten bereits das Schlimmste von der Konferenz der Methodisten erwartet. Wir hofften, dass ‚das geringere Übel‘ der konkurrierenden anti-israelischen „Friedens“-Resolutionen verabschiedet werden würde.

Wenn es auch vielleicht ein wenig verfrüht ist, dies als einen Wendepunkt gegenüber der BDS-Bewegung in den etablierten protestantischen Kirchen anzusehen, sind immerhin die Methodisten zu dem Schluss gelangt, dass der Divestment-Aufruf der ETO-Kampagne die Palästinenser auch nicht weiter bringt – ganz im Gegensatz zu Investitionen.

Ist es möglich, dass diese Delegierten erkannt haben, dass es bei BDS eher um Boshaftigkeit und Bestrafung geht, als um Fortschritte? Dass die aufgrund des Drucks durch die BDS-Bewegung erfolgte Schliessung des SodaStream-Werks in Ma‘ale Adumim Dutzenden von Palästinensern die Chance auf eine angemessene Existenzgrundlage entzogen hat? Dass die BDS-ler eher falsche Anschuldigungen wegen ungerechter Wasserversorgung gegen Israel herausschreien, als die Entsalzungsanlagen zu akzeptieren, die den Palästinensern angeboten werden? Vielleicht. Fazit ist, dass die Mehrheit der Delegierten sich einig war, dass Investitionen als Baustein für den Frieden im Heiligen Land dienen können, indem sie die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Arabern und Juden fördern.

Wenn – und in diesem Fall ist es ein ganz grosses „wenn“ – die Kirchen mit einem realistischeren und praktischeren Ansatz an die palästinensische Sache herangehen, werden sie möglicherweise eine lautere moralische Kollektivstimme hören können, die zur Verteidigung von schätzungsweise 190 Millionen gefährdeten Christen auf drei Kontinenten aufruft. Vielleicht kann ein Teil ihrer Empörung auf den erschreckenden Rekord unserer Regierung verlagert werden, was christliche Flüchtlinge anbetrifft, deren Zahl in Syrien sich auf 10 % beläuft. Nach Auskunft des US-State Department Refugee Processing Center betrug seit dem Beginn der Notfallmassnahmen im letzten Oktober der Anteil der Christen an den von den USA aufgenommenen Personen lediglich 0,44 %. Im Mai wurden 499 syrische Flüchtlinge von den USA aufgenommen, darunter keine Christen.

Werden die Bedrohungen für Leib und Leben, denen sich die Christen tagtäglich gegenüber sehen – und die faktische Ausrottung christlichen Lebens in den historischen christlichen Gemeinschaften des Irak – letzten Endes diese Kirchen dazu bewegen können, sich neu zu orientieren und ihren beträchtlichen Einfluss in eine andere Richtung zu lenken, um das Leiden ihrer Glaubensgeschwister zu mildern? Werden sie sich dafür einsetzen, dass syrische Christen in einer grossen Zahl als Flüchtlinge in dieses Land kommen dürfen?

Die Delegierten der Generalversammlung berichteten, dass ein Brief, der die BDS-Bewegung aufs Schärfste verurteilte – verfasst von Hillary Clinton, ihres Zeichens praktizierende Methodistin– vermutlich auch einen Einfluss auf die Abstimmung hatte. In einem Brief an einen jüdischen Aktivisten schrieb sie: „Ich glaube, BDS will Israel bestrafen und diktieren, wie die Israelis und die Palästinenser die Kernfragen ihres Konflikts lösen sollen … Ich weiss, Sie stimmen zu, wenn ich sage, dass wir es zu einer Priorität machen müssen, gegen die BDS-Bewegung vorzugehen und dass wir zusammenarbeiten müssen – über Parteigrenzen hinaus und mit einem vielfältigen Spektrum an Stimmen – um diesen Trend durch Information und Anwaltschaft umzukehren und wir müssen bei zukünftigen Versuchen, Israel zu isolieren und zu delegitimieren, zurückschlagen … Wenn rund um die Welt der Antisemitismus wächst, müssen wir die energischen Bestrebungen, Israel und das jüdische Volk zu verleumden und zu unterminieren, zurückweisen.“

Frau Clinton hat es richtig verstanden. Wir müssen uns fragen, ob Bernie Sanders eine ähnliche Erklärung abgeben würde.

Unsere Gesellschaft darf im Kampf gegen BDS nicht in ihrer Wachsamkeit nachlassen. Wenn jedoch die Methodisten die Einseitigkeit, Verzerrung der Wahrheit und den Extremismus von BDS durchschaut haben, werden vielleicht auch andere, einschliesslich der europäischen Gründer und Unterstützer der BDS-Bewegung, dazu in der Lage sein.

Für einige ist allerdings der Hass (und Selbsthass) wichtiger als der Verstand. Für einige sind BDS bequeme Buchstaben, hinter denen sie ihren Antisemitismus verbergen können. Wie auch immer sich diese Kämpfe innerhalb der Kirchen abspielen mögen, die vielen BDS-Gruppen auf den Campussen und die „Jewish Voice for Peace“ werden, unterstützt von unantastbaren, unkündbaren Akademikern, ihre extremen BDS-Anti-Friedenskampagnen auch weiterhin fortführen, nachdem unseren christlichen Nachbarn schon lange ein Licht aufgegangen ist.

In englisch zuerst erschienen bei The Algemeiner. Rabbi Abraham Cooper ist stellvertretender Dekan des Simon Wiesenthal Centers. Rabbi Yitzchok Adlerstein ist Direktor für Interkonfessionelle Angelegenheiten des Wiesenthal Centers.