Wenn ich gross bin, will ich …

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Die beiden Gründerinnnen von Toya-Play. Foto: Israel21c
Lesezeit: 5 Minuten

Toya – Play a Difference stellt Kindern in Form von mobilen Spielen die unglaublichen Lebensgeschichten von Frauen vor, die die Welt veränderten.

Von Viva Sarah Press

Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein Kind sagt: „Wenn ich gross bin, will ich wie … die Ärztin Elizabeth Blackwell, die Naturforscherin Maria Sybilla Merian, die Astronautin Kalpana Chawla, die Umweltschützerin Wangari Maathai oder die Architektin Zaha Hadid sein.“

Zwei israelische Unternehmerinnen arbeiten jedoch jetzt daran, dies zu ändern.

Anat Shperling und Yifat Anzelevich, die Gründungspartner von Toya – Play a Difference, benutzen mobile Spiele, um Kinder mit den Lebensgeschichten von Frauen vertraut zu machen, die die Welt veränderten.

„Toya ist eine Content Brand, also eine Marke, die nicht nur ein Produkt anbietet, sondern auch informiert und unterhält, und wir entwickeln digitale Spiele mit der Intention, Mädchen zu helfen, ihr volles Potential zu erkennen. Unsere Spiele folgen den Spuren aussergewöhnlicher Frauen in Wissenschaft, Raumfahrt, Sport etc.“, erklärt Shperling, erfahrene Sozialunternehmerin und Entwicklerin von Empowerment-Programmen für Frauen, gegenüber ISRAEL21c.

Die Markteinführung des ersten Spiels von Shperling und Anzelevich ist für Mai anvisiert. Es basiert auf dem Gameplay des beliebten Open-World-Spiels Minecraft und verfolgt das Leben einer Naturforscherin in Afrika.

„Minecraft ist ein geschlechtsneutrales Spiel“, heben die beiden hervor.

Die digitalen Spiele von Toya wurden jedoch auch entwickelt, um Jungen über die Talente und Fähigkeiten von Mädchen aufzuklären.

„Wir wollen über die Abenteuer einer aussergewöhnlichen Frau berichten und wir wollen, dass auch Jungen sie kennenlernen. Wir können nichts bewegen, wenn wir nur den Mädchen erzählen, was sie alles sein können“, sagt Shperling. „Auch Jungs müssen diese Frauen kennen. Die Mädchen werden sein wollen wie sie; die Jungs werden sie kennen und gemeinsam mit den Mädchen ein Spiel spielen, in dem es um sie geht.“

Entwicklungshürden überwinden

Die beiden Gründerinnen von Toya sagen, dass sie nicht gezielt versuchen wollen, Mädchen zu ermutigen, die Welt der Wissenschaft, Technologie, Ingenieurskunst oder Mathematik zu betreten – was z. B. das Ziel der Purple and Nine Webisode-Reihe ist – sondern ihnen einfach sämtliche ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten aufzuzeigen.

„Es geht nicht darum, das was Jungs tun, einfach zu kopieren, sondern es auf eine neue Art und Weise zu tun“, stellt Shperling fest.

„Du kannst genauso gut in der Modewelt, als Köchin oder als Model tätig sein; Du musst keine Mathematikerin werden. Sei, wer immer Du sein willst – aber Mädchen sollten über all ihre Möglichkeiten informiert sein.“

„Es ist natürlich klar, dass nicht jeder alles machen kann, aber zumindest sollten sie die Möglichkeit haben, darüber nachzudenken“, fügt Anzelevich hinzu.

Anzelevich entwickelt die Spiele in ihrem Grafikstudio, während die Inhalte von Shperling produziert werden, die das International Women‘s Film Festival und die Women in the Picture Association ins Leben rief, um die Vertretung von Frauen in der Filmwelt zu fördern.

Die beiden testen ihre Ideen an zwei Minecraft spielenden Kontrollgruppen von 8- bis 10-jährigen Mädchen und solchen, die älter als 11 Jahre sind.

„Die Forschung hat gezeigt, dass im Alter von vier Jahren sowohl Jungen als auch Mädchen sagen, sie wären gerne eines Tages Präsident; wenn sie jedoch das Alter von 12 Jahren erreicht haben, sagen die Mädchen plötzlich, sie wollen Model werden, während die Jungs weiterhin Präsident werden wollen“, heisst es im Leitbild ihres Unternehmens.

Eine vor Kurzem von der Entertainment Software Association durchgeführte Studie hat ergeben, dass 44 % aller Spieler Frauen sind. Der Bericht zeigt ausserdem, dass ein Grossteil der Eltern (63 %) der Meinung ist, dass Videospiele ein positiver Bestandteil im Leben ihres Kindes sind.

Gleichzeitig sagen Shperling und Anzelevich, die sehen, wie ihre eigenen Töchter im Zeitalter von digitalen Spielen und Apps aufwachsen, sie fänden es unbegreiflich, dass sich selbst im Jahr 2016 in den  Spielen, die sich an Mädchen richten, immer noch alles um Hairstyling, Make-up und Kleidung dreht. „Dies stellt eine bedeutende Hürde in der Entwicklung der Mädchen dar“, finden die beiden Frauen.

Du kannst nicht sein, was Du nicht sehen kannst

Das vorerst ganz auf sich gestellte Gaming-Startup von Shperling und Anzelevich schloss vor Kurzem den zweiten Programmteil der TechForGood Rallye ab, einem in Tel Aviv ansässigen Beschleuniger für Unternehmer, der auf kreative Weise Technologie zur Lösung sozialer Fragen nutzen. Die Gründerinnen berichten, Business Angel hätten bereits ihr Interesse an ihrem Unternehmen bekundet und aktuell treffen sie sich mit den Geldgebern.

Und während in vielen Spielen die Spieler früher oder später ausser Gefecht gesetzt werden, warten die vielschichtigen Spiele von Toya ständig mit neuen Szenarien auf und regen die Spieler dazu an, weiterzumachen. Im Verlauf des Spiels verwandeln sie den Spieler in einen „intelligenten und schönen Avatar, der die Lebensgeschichten aussergewöhnlicher Frauen verfolgt.“

Die beiden Frauen zitieren gerne Marie Wilson, die Gründerin und emeritierte Präsidentin des White House Project, die einmal sagte: „Du kannst nicht sein, was Du nicht sehen kannst.“

Die Medien, die Mädchen heutzutage umgeben, sagen ihnen permanent, welche Art von Frau sie sein sollen, wenn sie erwachsen sind. „Da wir und unsere Töchter von der Populärkultur umgeben sind, sind wir überzeugt, dass ein Spiel ein guter Weg sein könnte, um ihnen die Geschichten zu erzählen, die sie bislang noch nicht kennen“, sagt Shperling.

„Wir werden eine Reihe herausfordernder Spiele in der digitalen Welt kreieren und wir werden die Art und Weise, wie Mädchen über diese Frauen informiert werden, verändern, damit sie sagen können: ‚Ich will Naturforscherin werden oder einmal zum Mond fliegen, etc.‘“

Zuerst erschienen in Englisch bei Israel21c.

Apropos Frauen-Power: Die Times of Israel hat anlässlich des Yom Haatzmaut von letzter Woche eine Liste mit 68 inspirierenden Frauen Israels veröffentlicht.