Wenn Palästinenser im Gefängnis sterben

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Parade der Polizei der Palästinensischen Autonomiebehörde, Januar 2015. Foto Gatestone
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Drei palästinensische Männer wurden vor zwei Wochen tot in ihren Gefängniszellen im Westjordanland und dem Gazastreifen aufgefunden.

Doch ihre Schicksale weckten nicht das Interesse der internationalen Medien oder von Menschenrechtsorganisationen in den USA und Europa. Ihr Fall wurde auch nicht dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) der Vereinten Nationen zur Kenntnis gebracht.

Über den Fall des 17-jährigen Mohamed Kasba, der nördlich von Jerusalem von einem Offizier der israelischen Armee erschossen wurde, als er dessen Auto mit Steinen attackierte, wurde in den westlichen Medien hingegen ausführlich berichtet.

Die UNO beeilte sich sogar, die Tötung Kasbas zu verurteilen, und rief zu einem “sofortigen Ende” der Gewalt auf – jeder müsse nun Ruhe bewahren. “Dies bestätigt erneut die Notwendigkeit eines politischen Prozesses, der darauf zielt, zwei Staaten zu errichten, die in Sicherheit und Frieden Seite an Seite leben”, sagte der UN-Sonderkoordinator für den Friedensprozess im Nahen Osten, Nickolay Maldenov.

Wie sich jeder denken kann, erwähnte der UN-Offizielle mit keinem Wort die Todesfälle in den Gefängnissen der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und der Hamas. Er sah nicht einmal eine Veranlassung, Besorgnis darüber auszudrücken oder eine Untersuchung zu fordern. Die UNO schaut – ebenso wie die westlichen Mainstreammedien – weg, wenn Palästinenser von anderen Palästinensern gefoltert oder umgebracht werden.

Der Grund, weshalb der Fall der drei Inhaftierten niemanden in der internationalen Gemeinschaft interessieren wird, ist, dass sie nicht in einem israelischen Gefängnis gestorben sind. Stattdessen starben die drei, während sie in von Palästinensern geführten Gefängnissen festgehalten wurden.

Wären sie in israelischer Haft gestorben, würden ihre Namen höchstwahrscheinlich auf den Titelseiten der meisten führenden westlichen Zeitungen erscheinen. Ihre Familien hätten alle Hände voll zu tun, im Beisein westlicher Journalisten von israelischen “Grausamkeiten” und “Menschenrechtsverletzungen” zu sprechen.

Doch nun wird kein bekannter westlicher Journalist irgendeine der Familien der drei Häftlinge besuchen: Denn sie sind nicht in einem israelischen Gefängnis gestorben.

In derselben Woche, als die drei Palästinenser tot im Gefängnis aufgefunden wurden, nahm der UN-Menschenrechtsrat eine Resolution an, die Israel wegen der im letzten Jahr durchgeführtenOperation Protective Edge im Gazastreifen verurteilt. Wieder einmal entschloss sich der UN-Menschenrechtsrat, die Menschenrechtsverletzungen zu ignorieren, die von der Hamas und der Palästinensischen Autonomiebehörde verübt werden, welche Inhaftierten ihre elementaren Rechte und angemessene medizinische Versorgung verweigern.

Zwei von ihnen starben in Sicherheitseinrichtungen der PA in Bethlehem, der dritte wurde tot in einem Gefängnis der Hamas im Gazastreifen aufgefunden.

Bei den beiden Toten in den Gefängniszellen in Bethlehem handelt es sich um Shadi Mohamed Obeidallah und Hasem Jassin Udwan. Der Mann, der im Gefängnis im Gazastreifen starb, trägt den Namen Khaled Hammad al-Balbisi.

Die drei Männer hätten Selbstmord begangen, behaupten die Palästinensische Autonomiebehörde und die Hamas.

Im Falle Obeidallahs sagt die Polizei der Palästinensischen Autonomiebehörde, er habe sich auf der Toilette des Gefängnisses mit einem Kleidungsstück erhängt. Er war inhaftiert worden, weil er im Verdacht stand, vor drei Jahren einen Mord begangen zu haben.

Der zweite Mann, Udwan, starb wenige Tage später in einer anderen Einrichtung der Polizei in Bethlehem. Nach Polizeiangaben hat auch er Selbstmord verübt.

Der Inhaftierte im Gazastreifen, al-Balbisi, wurde von den Hamas-Behörden festgehalten, weil er gegen seine Frau gewalttätig geworden sein soll.

Doch al-Balbisi, 43, hat offensichtlich nicht Selbstmord begangen. Er war sehr krank, als er von den Sicherheitskräften der Hamas verhaftet wurde, und erhielt in der Haft keine ausreichende medizinische Versorgung.

Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR), eine in Gaza ansässige Non-Profit-Organisation, die sich dem Schutz von Menschenrechten, der Förderung des Rechtsstaats und der Aufrechterhaltung demokratischer Prinzipien in den Palästinensergebieten widmet, fordert eine Untersuchung der Todesumstände der Inhaftierten.

“Das PCHR betont, dass die Palästinensische Autonomiebehörde die Verantwortung für das Leben von Gefangenen und Inhaftierten in ihrer Gewalt trägt und daher dafür verantwortlich ist, sie mit Würde zu behandeln; darunter fällt auch das Angebot medizinischer Versorgung”, teilt die Gruppe in einer Erklärung mit.

Wenn in weniger als einer Woche drei Häftlinge sterben, sollten die Alarmglocken läuten, vor allem bei sogenannten propalästinensischen Gruppen und Menschenrechtsaktivisten in verschiedenen Teilen der Welt.

Diese Leute aber scheren sich ebenso wenig wie die UNO und die Mainstreammedien um die Menschenrechte der Palästinenser, wenn Israel nicht verantwortlich gemacht werden kann. Ihre Israelbesessenheit hat sie blind gemacht gegenüber der Not der Palästinenser, die unter der Palästinensischen Autonomiebehörde leben, und genauso blind sind sie gegenüber den schrecklichen Verbrechen, die jeden Tag von muslimischen Terroristen im Nahen Osten und anderswo verübt werden.

Die Geschichte der drei Männer, die in palästinensischen Gefängnissen starben, zeigt einmal mehr, wie die internationale Gemeinschaft und die Medien mit zweierlei Mass messen, wenn es um den israelisch-palästinensischen Konflikt geht.

Zusammenfassung eines Originalbeitrags von: Khaled Abu Toameh via Gatestone Institute. Khaled Abu Toameh ist ein preisgekrönter arabisch-israelischer Journalist und TV-Produzent, der sich in den letzten drei Jahrzehnten palästinensischen und arabischen Angelegenheiten gewidmet hat. Er erhielt 2014 den Daniel Pearl Award vom renommierten Los Angeles Press Club verliehen. Übersetzung: Stefan Frank