“Palästinafreunde”: Kein Wort zu Jarmuk

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"Jafra-PFLP-Office-Yarmouk Camp" by Tobbe - Own work. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons
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Es ist altbekannt, dass sogenannte „Palästinafreunde“ in ihrer angeblichen Solidarität mit Palästinensern äusserst wählerisch sind. Nur wenn Israel als vermeintlicher Übeltäter verdammt werden kann, erregen sich ihre Gemüter, anderenfalls vernimmt man von ihnen kein Sterbenswörtchen.

Seit Jahren dauert das Leiden der palästinensischen Bewohner von Jarmuk, einem Vorort am südlichen Stadtrand von Damaskus, schon an. Als ob Hunger und Krankheiten nicht genug wären, hat sich ihre prekäre Situation in den vergangen Tagen noch einmal verschlimmert. Am Freitag begannen ungefähr 300 Kämpfer des Islamischen Staates mit der Eroberung von Jarmuk und lieferten sich Gefechte mit syrischen Rebellen, welche den Vormarsch vom IS aufzuhalten versuchten. Die IS-Kämpfer erhielten offenbar Unterstützung von Jabhat Al-Nusra, dem syrischen Ableger von Al-Qaida, der in der Vergangenheit eine blutige Fehde mit dem Islamischen Staat führte.

Die Kämpfer des IS eroberten innert Kürze über 90% von Jarmuk und töteten dabei mindestens neun Mitglieder der bewaffneten Palästinenserorganisation Aknaf Bait Al Maqdes, welcher der Hamas nahesteht. Zudem nahmen sie offenbar zwei Anführer von Bait Al Maqdes gefangen und köpften sie in Folge.

Doch nicht nur seitens des Islamischen Staates droht Gefahr für die Flüchtlinge. Syrische Kampfflugzeuge bombardierten Jarmuk in den letzten Tagen und sorgten für zivile Opfer. Das Assad-Regime hat die regelmässige Einfuhr von Hilfsgütern von Nahrungsmitteln und Wasser seit langem verweigert und die Eingeschlossenen haben nun gemäss eines palästinensischen Aktivisten keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung.

Nun wäre davon auszugehen, dass die vermeintlichen Palästinenserfreunde auf der ganzen Welt alles daran setzen würden, die Öffentlichkeit auf die Gräuel von Jarmuk aufmerksam zu machen und den palästinensischen Flüchtlingen in Syrien zu helfen, sei es durch Spendenaufrufe oder durch Petitionen. Doch weit gefehlt: Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, scheinen die selbsternannten Verfechter der palästinensischen Sache keinen Gedanken an die Opfer von Jarmuk verschwenden zu wollen.

Dies gilt auch für die Schweiz. Der hiesige BDS-Ableger ist mit dem Versuch beschäftigt, Israel aus der FIFA auszuschliessen und fordert Lauryn Hill auf, ihr Konzert in Israel abzusagen. Café Palestine organisiert derweil Vorträge über die „israelische Apartheid“. Auch die Gesellschaft Schweiz-Palästina und das Netzwerk für einen gerechten Frieden in Nahost scheinen sich nicht um das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge in Yarmuk zu kümmern. Einzig Free Palestine Zürich informiert seine schmale Anhängerschaft über die Ereignisse in Syrien.

Es bleibt dabei: Keine öffentliche Protestkundgebung, keine Petitionen, keine Spendenaufrufe, ja nicht einmal ein einfaches Flugblatt. Ganz offensichtlich taugen Palästinenser, für deren Leiden Israel nicht zum Sündenbock gemacht werden kann, wenig für die Propagandabestrebungen ihrer vermeintlichen Vertreter ihn Europa. Brendan O’Neill, Chefredaktor des Spiked Magazine, hat diese Heuchelei zurecht aufs Schärfste kritisiert. Palästinenser, so O’Neill, seien für ihre europäischen Wohltäter wenig mehr als ein nützliches Vehikel, um sich die eigene moralische Überlegenheit zu versichern beim Ausleben ihrer anti-israelischen Ressentiments.

Vielleicht aber nehmen sich die vermeintlichen Palästinafreunde aber auch schlicht und einfach ein Vorbild am Zynismus von PA-Präsident Mahmud Abbas, der bereits 2013 verkündete, es sei besser wenn palästinensische Flüchtlinge in Syrien sterben würden, statt dass sie ihr “Rückkehrrecht” aufgäben.

1 Kommentar

  1. Es ging doch niemals um das Wohl der palästinensischen Araber. Oder hat sich irgend jemand jemals über die Flüchtlingslager im Libanon, Irak, Jordanien, Ägypten oder Syrien echauffiert? Gibtt es eine einzige Resolution von der UN gegen eines der "Gastländer"? Findet sich an der Kölner Schandmauer auch nur ein einziges Bild über das Leid der Menschen dort? Eben!!!!

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