Warum schliessen sich Mädchen im Teenageralter aus Europa ISIS an?

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Symbolbild PD
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Mädchen im Teenageralter sind der Gleichgewichtspunkt des Westen: nahezu alle westlichen Pop-Kulturen sind auf den Geschmack von Mädchen in diesem Alter zugeschnitten. In der Tat ist die westliche Zivilisation grösstenteils ein Erfolg, insofern sie die Welt zu einem sicherem Ort für junge Mädchen gemacht hat – sie gehen zur Schule, bekommen einen Job und entscheiden, wen und wann sie heiraten, oder ob sie überhaupt heiraten wollen. Wenn sich Mädchen im Teenageralter abwenden und ISIS bereitwillig annehmen, heisst das, dass der Westen verliert.

Eine Umfrage des Washington Instituts for Near East Policy zeigt, dass der Islamische Staat (IS)in Europa mehr Unterstützung hat als im Nahen Osten. Laut Umfrage haben nur 3 Prozent der Ägypter, 5 Prozent der Saudis und weniger als 1 Prozent der Libanesen „eine positive Meinung zu IS“. Hingegen stehen 7 Prozent der Befragten in Grossbritannien dieser Gruppe positiv gegenüber, sowie 16 Prozent der Befragten in Frankreich – von ihnen sind 27 Prozent zwischen 18 und 24 Jahre alt.

Diese Zahlen sollten schwerlich überraschen. Tausende junge Muslime aus Europa sind bereits in den Nahen Osten aufgebrochen, um dem Anführer der Organisation, Abu Bakr al-Baghdadi, beim Aufbau eines authentischen islamischen Kalifats zu helfen. Verblüffend dabei ist, dass IS nicht nur junge Männer anspricht, sondern auch junge, europäische Frauen; viele Hunderte sind nach Syrien und den Irak gereist, um Kämpfer des Islamischen Staats zu heiraten. Sicher, einige haben ihre Entscheidung bereut wie das 15-jährige jüdische Mädchen Nora el-Bathy aus Frankreich. Aber das ändert kaum etwas am wesentlichen Punkt: Die Mädchen suchten IS Kämpfer, weil der Westen schwach und unmännlich erscheint, und sie sehnen sich nach echten Männern, die bereit sind, zu töten und sterben für das, an was sie glauben.

Warum? Europa bietet ein grossartiges Gesundheitswesen, Sozialhilfe und viele attraktive junge Männer und Frauen, die sexuell frei sind – anders als die grosse Mehrheit von Frauen im Nahen Osten ausserhalb Israels. Wenn es also die Wahl zwischen einem bequemen, wenn auch langweiligem Leben als Apotheker in Hamburg  oder kämpfen und sterben in der Wüste gibt, warum wählen dann Tausende Muslime aus dem Westen das Letztere?

Weil trotz aller wunderbaren Sozialleistungen und Konsumartikel, Europa unfähig geworden ist, dem Leben seiner Bürger, egal ob Muslim oder nicht, Sinn zu stiften. Eine Generation junger europäischer Muslime gibt ihr relativ einfaches Leben in Malmö, Marseilles und Manchester für die Schlachtfelder in Syrien und Irak auf, weil Europa keine Werte hat, für die es sich lohnt zu leben – oder zu sterben. Europäische Sicherheitsdienste sorgen sich, dass die grosse Anzahl Jihadi Kämpfer mit westlichen Reisepässen, dazu bestimmt sind Ärger zu machen, falls sie zurückkehren sollten. Das Problem ist jedoch nicht, was diese europäischen Muslime bei ihrer Rückkehr im Gepäck haben, sondern warum sie überhaupt Europa verlassen haben. Für die ausländischen Kämpfer des Islamischen Staat, besonders das westeuropäische Kontingent, steht die Idee eines Kalifats im Einklang mit einer Art existenzieller Authentizität, die in den grossen und düsteren zu Lagerhalle für muslimische Jugendliche gewordenen Vororten fehlt.

Und genau diese Gewalt des IS spricht Europäer an. Für den Nahen Osten hat Blutvergiessen nichts aussergewöhnliches, auch wenn IS sogar für al-Qaida „zu extrem“ ist. Das Level an Gewalt – Enthauptungen, Kreuzigungen etc. – ist in der regionalen Politik nicht anders zu erwarten. Saudi-Arabien, Verbündeter der USA, enthauptet Verbrecher inmitten von Riyadh, und Präsident Barack Obamas neuer BFF (‚Best Friend Forever‘) in der Region – ein iranisches Regime, das er als rational bezeichnet – hängt Verbrecher an Baukränen auf. Doch für die europäischen Kämpfer ist Gewalt mehr ein Beweis von Authentizität.

Entsteht ein Vakuum, geschieht genau das: hässliche Ideen füllen die Lücke. Schaut man sich um, fällt es nicht so schwer zu glauben, dass heutzutage das Hässliche, Boshafte und Dumme die Oberhand hat und nur wenig Widerstand von den sogenannten Verteidigern des Guten erfährt.

Vladimir Putin ist eine hip-hop Ikone, weil ihm Europa aus der Hand frisst – er kann die Lichter in Europa jederzeit ausschalten, wann er will. Er kann sogar soweit in die Ukraine vordringen wie er will, weil er weiss, dass die USA ihn nicht aufhalten werden. Israel hat die Hamas im Lauf der 40-tägigen Operation Schutzschild niedergewalzt, aber da stehen bereits die westlichen Nationen parat, veranstalten eine Geberkonferenz und entlasten die Hamas jeglicher Verantwortung für Tod und Zerstörung in Gaza. Warum? Weil sie nicht mehr die Vitalität aufbringen können, die es braucht, um eine Bande bärtiger Terroristen mit RPGs zu demontieren und so hoffen sie, sich stattdessen freikaufen zu können.

Die desillusionierte und entfremdete Jugend sieht, wie westliche Mächte sich umdrehen und es hinnehmen, immer wieder. Es ist nicht so, dass wir es geniessen, erniedrigt zu werden. Es ist einfach so, dass wir nicht wirklich an etwas glauben, für das es sich lohnt zu kämpfen. Und darum stellen sich Tausende junge muslimische Männer gegen uns – und darum verachten uns 15-jährige Mädchen.

Gekürzte Fassung der Originalversion: Why the Teenage Girls of Europe Are Joining ISIS by Lee Smith © Tablet Magazine, October 22, 2014.

 

1 Kommentar

  1. Irgendwann ist der Nachschub von Teenagermädchen für die “ISIS“ ausgeschöpft, was dann? Sind die Führerinnen, Organisatorinnen, Mitläuferinnen und Verderberinnen der jüdischen und israelischen Jugend genügend ausgelastet mit verleumden, dämonisieren und delegitimieren von Israel? Die gibt’s zuhauf in den USA, Europa und sogar in Israel. Da hatte ich einst in meiner Webseite eine Idee, die ich hier wiederhole.
    Nach meinen Überlegungen und einer entsprechenden grafischen Darstellung stehen diese Personen dem Islam und seiner Ideologie nicht eh näher als dem Judentum oder gar dem Zionismus? Wäre es nicht angebracht, sich den Menschenschlächtern der IS zur Verfügung zu stellen? Motto: Wir tun was, wir strampeln!
    Ob die „IS“ ältliche Antizionistinnen akzeptiert und auf „Helene Thomas-Typen“ steht, weiss ich nicht. Aber diese Freiwilligen könnten zumindest durch Fleiss das erlangen, was im Islam einer „Mitzwah“ nahekommt.

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