Israel und die arabische Welt: Zweckbündnisse in einem langen Krieg

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IDF Einheiten suchen nach versteckten Tunnels, die von der Hamas für Angriffe auf Israel genutzt werden. Foto Israel Defense Forces
IDF Einheiten suchen nach versteckten Tunnels, die von der Hamas für Angriffe auf Israel genutzt werden. Foto Israel Defense Forces
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66 Jahre nach der Gründung des Staates Israel und 47 Jahre, nachdem Israel das Westjordanland und Gaza erobert hat, bestätigt der Status Quo  einmal mehr seine (relativen) Vorteile.

Heute hat Israel Friedensverträge, sowie enge und kooperative Sicherheitsarrangements mit Ägypten und Jordanien. Zahlreiche der wichtigsten arabischen Regierungen (Kuwait, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien), sowie die Palästinensische Autonomiebehörde PA im Westjordantal, teilen mit Israel eine gemeinsame Sichtweise auf die wichtigsten, sie bedrohende Gefahren. Für alle gehen, wie Jonathan Rynhhold vom Begin-Sadat Center an der Bar-Ilan Universität beschreibt, „die Hauptgefahren vom Iran und von radikal-sunnitischen Islamisten wie der Muslimbruderschaft und der Hamas aus. Sie versuchen diesen gegenüber ein Gleichgewicht der Kräfte zu bewahren und zu fördern.“

Im jüngsten Konflikt zwischen Israel und der Hamas hofften all diese Staaten und die PA eindeutig auf einen israelischen Sieg und einen reellen Rückschlag für die Hamas. Sie alle kämpfen gegen dieselben Feinde – Feinde, welche die regionale Ordnung stürzen und entweder eine iranische Hegemonie oder ein islamistisches Kalifat etablieren wollen. All dies führt dazu, dass sich Israel und viele arabische Staatsoberhäupter sich als potenzielle Alliierte statt als ewige Feinde betrachten.

Netanyahu mag nicht über das Allheilmittel für den Konflikt mit den Palästinensern verfügen, aber die von Obama, der UNO et al angebotenen „Lösungen“ sind chancenlos. Nach dem Krieg dieses Sommers hat niemand Lust, die nationale Sicherheit aufs Spiel zu setzen.

2005, als die PA ganz Gaza noch regierte, entwarfen wir (die Bush Administration, Anm. Audiatur-Online) ein „Abkommen über Verkehr und Zugang“, welches detaillierte Regeln für die Ein- und Ausfuhr von Personen und Gütern aus und nach Gaza aufstellte. Der Mangel an Vertrauen auf beiden Seiten, sowie die gezielten Versuche der Hamas, die Implementierung zu verunmöglichen, führten dazu, dass das Abkommen sich schon erledigte, bevor überhaupt seine Tinte getrocknet war. Es ist einfach zu  sagen, dass der jetzt für den Wiederaufbau benötigt Zement würde beispielsweise genau überwacht, um die intendierte Verwendung zu gewährleisten und Zweckentfremdung für den Bau weitere Hamas-Tunnels zu verunmöglichen. Doch wer genau würde innerhalb Gazas und angesichts der Einschüchterung durch die Hamas die Überwachung vornehmen?

Netanyahu mag tatsächlich über eine Strategie für den Palästinenserkonflikt verfügen, wie Jonathan Spyer in seiner Erklärung für den Widerstand Netanyahus gegen eine Eroberung Gazas darlegt. Seine Vorsicht rühre von seiner Wahrnehmung her, dass „das, was Israel „Kriege“ und „Operationen“ nennt, in Wahrheit nur Episoden sind in einem langen Krieg des Landes gegen jene sind, die seine Zerstörung suchen… In einem solchen Konflikt zählt…die Fähigkeit, auszuharren, die eigenen Kräfte – militärisch wie auch gesellschaftlich – zu konservieren und auf die Zermürbung des gegnerischen Willens hinzuarbeiten.“

„Diese Sichtweise“ ist sich „der grundsätzlich unerbittlichen Natur der arabischen und islamischen Feindschaft gegenüber Israel gewahr. Deshalb beinhaltet sei eine integrierte Skepsis gegenüber der Möglichkeit einer historischen Versöhnung und endgültigen Friedensabkommen. Zugleich schliesst [sie] Zweckbündnisse mit regionalen Kräften nicht aus.“

Weil Ägypten, Saudi-Arabien und die Emirate Status Quo-Kräfte sind, zielen ihre nationalen Strategien darauf ab, den Erfolg revolutionärer Regimes oder Bewegungen wie dem Islamische Staat, Hamas oder Iran zu verhindern. Darin finden Israel und die arabischen Staaten eine gemeinsame Grundlange sowie ein geteiltes Gefühl von Schock und Horror über die Unfähigkeit ihrer Alliierten im Westen, die Bedrohung zu begreifen.

Abstract der Originalversion: Israel and the Arab World: Alliances of Convenience in a Long War by Elliott Abrams © Mosaic Magazine, Monthly Essay, September 2014.