NZZ berichtet nur ungenügend über Eskalation in Gaza

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Die Reichweite einer M-302 beträgt 160 km und hat einen Sprengkopf von 144 kg. Zum besseren Verständnis haben wir Reichweite an der Stadt Bern illustriert:
Die Reichweite einer M-302 beträgt 160 km und hat einen Sprengkopf von 144 kg. Zum besseren Verständnis haben wir Reichweite an der Stadt Bern illustriert.
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Hartnäckig hält die NZZ am Auslöser der aktuellen Eskalation in Gaza fest – die Entführung und Ermordung der israelischen Jugendlichen. Mit ebengleicher Hartnäckigkeit wird dem Leser die Gefährlichkeit der Hamas vorenthalten. Dabei sind seit dem Tag der Entführung am 12. Juni mehr als 250 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Die jüngste IDF-Operation begann am 8. Juli.

Der Beitrag auf der Frontseite vom gestrigen Mittwoch 9. Juli zeigt einmal mehr exemplarisch die Probleme der Israel-Berichterstattung in der NZZ und weiteren Schweizer Medien auf. Die wenigen Tatsachen, die Monika Bolliger nennt, mögen zwar grundsätzlich stimmen, werden aber überrollt von ihrem Narrativ und fehlenden Hinweisen und Informationen. „Israels Luftwaffe und Marine bombardierten über 100 Lokalitäten, darunter auch Wohnhäuser“, schreibt sie. Ob nun gewollt oder nicht, erweckt sie damit den Eindruck, Israel greife gezielt Zivilisten an. Denn, so schreibt sie konsequent weiter, war „in mindestens einem Fall die Familie von der israelischen Armee gewarnt worden und konnte das Haus evakuieren. Trotzdem gab es mindestens 16 Todesopfer auf palästinensischer Seite.“

Frau Bolliger schürt das Bild eines Kampfes gegen Zivilisten, den Israel führt. Zu Unrecht, denn die von Israel beschossenen Ziele sind allesamt von militärischer Bedeutung. Die IDF griff beispielsweise in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch 160 Ziele in Gaza an, darunter 118 versteckte Raketenabschussvorrichtungen, 10 Tunnels, 6 offizielle Hamas-Einrichtungen sowie 10 Kommandoposten.

Weiter schreibt sie, dass es trotz Warnungen durch die IDF, „mindestens 16 Todesopfer auf palästinensischer Seite“ gegeben habe. Während diese ohne Zweifel eine Tragödie sind, sollte bedenkt werden, dass es unter anderem Tote gibt, weil die Hamas bewusst in Wohngebieten operiert und zusätzlich menschliche Schutzschilde verwendet, wie ein Palästinenser breitwillig gegenüber der New York Times erklärt. Auch die IDF hat den Einsatz menschlicher Schutzschilde dokumentiert.

Die Aktionen der Hamas erfahren eine periphere Aufmerksamkeit, obwohl dabei spannende Entwicklungen der Kampffähigkeiten der Hamas zutage treten. Fast in neutralem Ton verweist Frau Bolliger zumindest darauf, dass die Hamas auch Raketen mit grösserer Reichweite einsetzte. Dass einer davon bis nach Hadera (ca. 110 km von Gaza entfernt) gefeuert wurde oder dass fünf Männer der Marine-Einheit (!) der Hamas am 8. Juni nahe dem Kibbutz Zikim versuchten, eine Armee-Trainingsbasis zu infiltrieren und anzugreifen, erwähnt sie mit keinem Wort. Ein akkurates Bild der Ereignisse vermag sie ihren Lesern nicht zu vermitteln.

Allerdings gibt es auch eine positive Meldung: In erfrischender Abwechslung benennt Eric Gujer, Chef von Bolliger, in seinem Kommentar die Hamas als die Verantwortlichen für das jüngste Blutvergiessen. Qualitätsjournalismus zeichnet sich unter anderem durch die Vermittlung komplexer Zusammenhänge aus. Bolligers Berichterstattung wird aber stets von ihrer eigenen Meinung beeinflusst und so dreht sie sich auf dem immer gleichen ‚Vorwurfskarussell‘ munter weiter. Vielleicht sollten sie und Herr Gujer für einmal die Rollen tauschen.

 

 

 

 

 

3 Kommentare

  1. Audiatur könnte noch eine viel plausiblere Schweizerkarte malen. GANZ ROT. Abschusspunkt nicht Bern, sondern irgendwo in Israel. Das würde dann die Abdeckung mit 200 Atomsprengköpfen demonstrieren, die Israel mittels Jericho-3 -raketen an jedem Ort in Europa mit Erstschlagsqualität zünden kann. Das wäre dann eine realistische Lagekarte.

    Eine Presseschelte wie in diesem und vielen anderen Artikeln von Mitarbeitern einer fremden Botschaft kennen wir aus den 30er und 40er Jahren. Man hat letztere seinerzeit dann ausgewiesen und ausgebürgert sofern sie Schweizer waren.

  2. Vielleicht sollte Frau Bolliger sich in das mondäne 5* Hotel in Gaza begeben, dann könnte sie vor Ort recherchieren! Das wäre dann echter Qualitätsjournalismus.

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