Israel: Bürger helfen syrischen Flüchtlingen in Jordanien

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Beamte des UNHCR – UN Hochkommissar für Flüchtlinge – beschrieben die Lage in Syrien als die schlimmste Flüchtlingskrise der letzten 20 Jahre; mehr als eine Millionen Syrer, davon die Hälfte Kinder, sind in den vergangenen sechs Monaten aus ihrem Land geflüchtet. Seit Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges im März 2011 ist die Gesamtzahl der syrischen Flüchtlinge auf mehr als 2 Millionen Menschen angestiegen. Gemäss dem jordanischen Minister für Medienangelegenheiten, Mohammad Al-Momani, sind mehr als eine Millionen dieser Flüchtlinge nach Jordanien geströmt.

Diese tragische Entwicklung ist an den benachbarten Israelis nicht unbemerkt vorbeigezogen.

„Es gibt viele israelische Bürger und Organisationen, die an der Verteilung von Hilfsgütern an syrische Flüchtlinge beteiligt sind und Hunderttausend Tonnen an humanitärer Hilfe nach Jordanien geschickt haben,“ sagt Dr. Nir Boms von der Universität Haifa kürzlich in einem Interview mit Tazpit Nachrichtenagentur.

Dr. Boms ist selbst aktiv in den Hilfslieferungen an die syrischen Flüchtlinge via der israelischen Gruppe Hand in Hand with Syrian refugees. Hand in Hand besteht aus besorgten israelischen Bürgern und NGOs und wurde anfangs 2013 initiiert, um die Situation in Syrien anzusprechen.

Zusammen mit der amerikanisch-christlichen Wohltätigkeitsorganisation Operation Blessing [Operation Segen] und dem israelischen Reut Institut, beschaffte Hand in Hand die Mittel und verschickte und verteilte im Lauf des letzten Jahres humanitäre Hilfslieferungen an syrische Flüchtlinge in Jordanien.

Mithilfe der Operation Blessing schickte Hand in Hand im Mai eine LKW-Ladung mit 5‘000 Winterjacken und Sweatshirts und 1‘000 Paar Hosen und Spielsachen an die syrischen Flüchtlingen.

„Anfangs wussten wir nicht, ob die LKW-Ladung erfolgt nach Jordanien und an die syrischen Flüchtlinge gelangen würde, „ sagt Melanie, die ihren richtigen Namen lieber nicht erwähnt wissen möchte. Melanie, eine israelische Mutter aus dem Norden Israels, leitet zusammen mit Dr. Boms dieses Projekt und hat Tausende Kleidungsstücke und Gelder gesammelt, um dieses Projekt zu ermöglichen.

„Es begann mit Mund-zu-Mund Propaganda – anfangs fingen wir an, bei Nachbarn und Freunden zu sammeln, dann bei den unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen im Land, einschliesslich Juden und Arabern, und schliesslich bei internationalen Unterstützern,“ erklärt Melanie.

„Das, was wir machen, ist unsere jüdische Pflicht, „ erklärt Dr. Boms. „Es ist eine jüdische Botschaft – nach all dem, was unsere Nation durchgemacht hat, können wir nicht ignorieren, was in Syrien abgeht. Auf humanitärer Ebene schulden wir dem syrischen Volk unsere Hilfe.“

Als der LKW endlich sein Ziel erreicht hatte, waren die Flüchtlinge voller Begeisterung, sagt Melanie. „Unsere israelische Delegation berichtete, dass viele Kinder keine Winterjacken und andere Bekleidungsstücke hatten, so wurde der LKW von glücklichen Gesichtern in Empfang genommen.“

Auch der politischen Sensibilität musste Rechnung getragen werden – Melanie entfernte alle hebräischen Etiketten an der Kleidung. Ferner wurden die Sachen durch die christliche Organisation geschickt, weil Jordanien die Einreise des LKWs verweigert hätte, hätte es gewusst, dass Israel oder jüdische Organisationen hinter der Kleidersammlung stehen.

„Wir bekommen viel positives Feedback – besonders von syrischen Flüchtlingen via unserer Facebook Seite,“ sagt Melanie. In diesem Jahr sammelt Hand in Hand Geld für den Kauf von Wolldecken für die syrischen Flüchtlinge für den Winter in Jordanien.

„Es gibt immer schlechte Nachrichten aus dieser Region; die humanitäre Hilfe ist das einzig positive Ergebnis aus der syrischen Tragödie. Vielleicht können Projekte wie Hand in Hand dazu beitragen, einen anderen Nahen Osten zu schaffen,“ meint Dr. Boms.

Quelle: Israel’s Private Citizens Aiding Syrian Refugees in Jordan by Anav Silverman © Tazpit News Agency, September 15, 2013. Photo Courtesy: Hand in Hand With Syrian Refugees

1 Kommentar

  1. Dass Juden anderen Menschen in Not helfen, ohne dies an die grosse Glocke zu hängen, ist in der Tradition des Judentums verankert.
    Maimonides lehrt,dass die grösste Wohltätigkeit die ist, bei der Sender und Empfänger sich nicht kennen, also in gegenseitiger Anonymität verbleiben.
    Diesem Anspruch werden die Lieferung nach Syrien durch "Hand in Hand" und "Operation blessing" bedauernswerterweise mehr als gerecht.
    Wie traurig ist es, dass verschleiert werden muss, dass der Transport israelische Produkte enthält, damit er nicht Gefahr läuft, von Jordanien, einem Land,mit dem wir einen Friedensvertrag haben, zurückgewiesen zu werden.

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