IDF: Keine Frage der Religion

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Der israelische Araber Muhammad Atrash aus Dabburiya. Foto IDF
Lesezeit: 4 Minuten

Im Juni wurden die neusten Rekruten der Golan-Brigade der IDF auf den Staat Israel vereidigt. Unter ihnen der 18-jährige israelische Araber Muhammad Atrash aus Dabburiya, einem Dorf in Galiläa. Als er an der Reihe war, legte er seinen Eid auf dem Koran ab, statt der hebräischen Bibel.

Muhammads Reise bis zu diesem Moment im Juni begann eineinhalb Jahre zuvor, als sein älterer Bruder Milad, 19 Jahre, sich in die Armee einschrieb.

„Warum gehen wir, die Muslime, nicht zur Armee?“ erinnert sich Milad, seine Familie gefragt zu haben. „Sie erklärten mir, dass die Juden dienen, weil es ihr Land ist, dass die Drusen ein Abkommen mit der IDF haben und viele islamische Bewegungen gegen den Militärdienst in der IDF sind.“

„Ich sagte ihnen, dass es mir egal ist. Ich will zur Armee, um mein Dorf zu schützen, mein Land“, erwiderte Milad.

Nach der Grundausbildung wurde Milad mit der Integration von Minderheiten im örtlichen Rekrutierungszentrum im Norden beauftragt. In dieser Position kann er Soldaten unterstützen, die den gleichen Herausforderungen gegenüberstehen wie er. Im Juli wird seine Offiziersausbildung beginnen.

Es scheint, als hätte Milad sein Gefühl der Verpflichtung zur Verteidigung Israels an seinen jüngeren Bruder weitergegeben. Als Muhammad die Schule beendete, überzeugte ihn Milad, dass die Armee die beste Lösung für ihn sei.

Anfangs war es schwer für Muhammad, unter anderem weil er nicht gut Hebräisch sprach. „Ich den ersten Wochen verstand ich überhaupt nichts, weder die Befehle, noch was die anderen Soldaten erzählten,“ erinnert er sich. „Ich habe etwas Hebräisch schreiben gelernt, sodass ich meinen Freunden aus der Armee wenigstens aufschreiben konnte, was ich sagen wollte. Anfangs war es sehr schwer, aber allmählich habe ich alles gelernt.“

Während seines Armeedienstes sie er nie mit Rassismus konfrontiert worden, meint Muhammad, auch sein älterer Bruder nicht. Doch Zuhause komme ihr Armeedienst nicht immer gut an, erklären beide.

„Wenn unsere Mutter unsere Uniformen wäscht, stellen wir sicher, dass sie das im Haus macht, sodass unsere Uniformen nicht gestohlen werden“, erklärt Milad.

Einige ihrer Freunde waren auch gegen den Wehrdienst. „Ich habe keine Freunde mehr aus meinem Dorf, „ sagt Milad. „Alle meine Freunde haben sich entschieden, unsere Freundschaft zu beenden, aber das ist in Ordnung. Ich habe nun neue Freunde, hier, in der Armee.“

„Anfangs hatte meine Mutter Angst, dass ich zur IDF gehe, „ meint Milad, „aber als sie dann sah, dass es mich glücklich macht, war sie auch glücklich. Jetzt sagt sie meinen Brüdern, sie sollen sich auch einschreiben. Ich versuche auch meine Cousins davon zu überzeugen, zur Armee zu gehen“, lächelt er.

Er würde andere mit seinem Hintergrund dazu ermutigen, auch in der IDF zu dienen, stellt Muhammad klar. „Wir bewachen unser Land, wir müssen es beschützen und es ist egal, wer auf der anderen Seite steht – Araber oder Nicht-Araber, Muslim oder Nicht-Muslim. Am Ende beschützt jeder seine Familie.“

Israelische Araber sind nicht verpflichtet, in der israelischen Armee den obligatorischen Wehrdienst zu leisten, obwohl viele Beduinen freiwillig dienen und sich laut Israel Hayom jedes Jahr um die 50 christlich Araber zum Armeedienst verpflichten. Die IDF gibt keine offiziellen Zahlen zur Rekrutierung nach Religionszugehörigkeit heraus. Quellen schätzen, dass sich ungefähr 20 muslimische Araber pro Jahr in die IDF einschreiben. (Nach einem Abkommen von 1956 sind Drusen zum obligatorischen Wehrdienst verpflichtet).

Fuad Garifat ist einer der Beduinen, die freiwillig in der Armee dienen und ist nun Oberstabsfeldwebel im Verteidigungsministerium. Er stärkt den Bund zwischen dem Militär und der Beduinen-Gemeinde und versucht, die Beduinen zu einer vermehrten Einschreibung in die Armee zu ermutigen. Dazu hat er engen Kontakt mit dem Zentrum der Israelischen Luftwaffe IAF aufgebaut, die spezielle Programme für die Minderheiten in Israel anbietet, die durch die Besuche mehr über die Armee lernt.

„Die Realität bezwingt die Vorstellung, wenn man sieht, dass junge Männer und Frauen aus der Beduinen Gemeinde an Aktivitäten des IAF Zentrums teilnehmen“, sagt Garifat. „Die erste Gruppe, die ins IAF Zentrum kann, war extrem angetan, weil sie eine ganz neue Welt kennenlernte.“

Garifat selber wuchs in sehr einfachen Verhältnissen im Dorf Zarzir auf. Sein Dorf hatte weder Strom, noch Strassen, kein Kanalisationssystem und seine Schule befand sich in einer Hütte, erinnert er sich. „Wenn man in einer schwierigen Umwelt ohne Infrastruktur und unter schwierigen sozialen Bedingungen aufwächst, muss man seine eigene Zukunft wählen und etwas unternehmen“, sagt Garifat.

Die Armee war sein Ausweg. Deshalb glaubt er, dass jugendliche Beduinen die Möglichkeit erhalten, Barrieren zu überwinden und sich in die israelische Gesellschaft zu integrieren, wenn sie mit den Aktivitäten des IAF Zentrums vertraut gemacht werden. Gleichzeitig wird die israelische Öffentlichkeit befähigt, ihre Minderheiten ebenso kennenzulernen.

Für die Artush Brüder und Faud Garifat ist die IDF der Weg, um wie alle Israelis ihren Beitrag zur Sicherheit ihres Landes beizutragen; doch dass sie in die IDF dienen, trägt auch zur Stärkung der Zusammenarbeit mit und zur Integration von Israels Minderheiten bei. Diese Botschaft, so hoffen sie, wird von ihren Gemeinden verstanden werden.

Quellen: History in the Making at the IAF Center, Israel Air Force Center Foundation, June 20, 2013 & Not a Matter of Religion, IDF Blog, June 20, 2013.

2 Kommentare

  1. Zur Vereidigung in der israelischen Armee kann man den Tanach, den Koran oder das Neue Testament wählen. Welches Buch der Soldat/die Soldatin wählt, ist ihm/ihr freigestellt. Die Wahl des Buches ist religionsunabhängig. Wer sich für keins dieser Bücher entscheiden kann oder will, kann stattdessen auch die Waffe wählen.
    Egal welches Buch man wählt, ob Tanach, Koran oder NT, es wird kein Eid auf einen bestimmten Vers oder Sure abgelegt.
    Die Vereidigungsformel lautet "ich schwöre..", doch aus religiösen Gründen wählen einige die Formel "ich erkläre…"

  2. Es wäre interessant zu erfahren, auf welche Sure des Koran´s der Eid abgelegt wird ?
    Vielen Dank für eine Antwort- happy, thank you !

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