Gesegnet seien die Friedensstifter

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Vor fünf Jahren hoffte die Türkei, zwischen Israel und Syrien zu vermitteln – ein Bestreben, dass jeder bewunderte, der Verfasser dieser Kolumne jedoch mit der (Un)Möglichkeit griechischer Vermittlung zwischen griechischen und türkischen Zyprioten verglich.

Ein halbes Jahrzehnt und allerlei Schattierungen der Kriegsführung mit Israel und Syrien später hofft die Türkei nun, zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde zu vermitteln – ein Bestreben, das niemand bewundert und der Verfasser dieser Kolumne weiterhin jener (un)möglichen griechischer Vermittlung zwischen griechischen und türkischen Zyprioten vergleicht.

Die türkische Bereitwilligkeit, eine führende Rolle (oder überhaupt eine Rolle) im arabisch-israelischen Konflikt einzunehmen (wie in jedem anderen Konflikt irgendwo auf der Welt oder draussen im All), ist ein offenes Geheimnis. Doch erst kürzlich lehnte der israelische Minister für internationale Beziehungen Yuval Steinitz diese Idee trotz der theoretischen türkisch-israelischen Entspannung ab. Überraschend war das kaum.
Und der palästinensische Aussenminister Riad al-Malki ist sich mit Steinitz einiger als mit irgendjemand anderem aus irgendeinem grauen Gebäude in Ankara, der einen einflussreichen Stuhl okkupiert. Al-Malki sagte, dass eine türkische Vermittlung wahrscheinlich nicht hilfreich sein würde, weil die Türkei ihre strategische Beziehung zu Israel noch nicht erneuert habe. Daher, so al-Malki, bevorzuge die Palästinensische Autonomiebehörde, dass das Nahostquartett die Vermittlung fortsetze.

Islamistischen Arabern sei es freigestellt zu glauben, dass der palästinensische Aussenminister ein Zionist ist.
Und türkische Islamisten können al-Malki beschuldigen, ein heimlicher Kemalist/Zionist zu sein. Aber Fakten sind Fakten.

Washington mag glauben, dass die beiden Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und Benjamin Netanyahu sich endgültig über die Telefonleitung die Hände gegeben haben. Am Wochenende umriss der türkischen Aussenminister Ahmet Davutoğlu weitere Schritte, die Israel machen müsse, damit die diplomatischen Beziehungen vollumfänglich wieder hergestellt würden, darunter die vollständige Aufhebung der wirtschaftlichen Restriktionen für den Gazastreifen. Laut Davutoğlu sollten „alle [israelischen ] Embargos [über Gaza] ein für alle Mal eliminiert werden.” Wir können allerdings nicht wissen, ob Davutoğlu „alle Embargos” wörtlich meint, wenn er „alle Embargos” sagt.
Keine Beschränkungen mehr für die Einfuhr von Waffen? Raketen? Material für unschuldige, in Heimarbeit angefertigte Katyuschas? Es ist reichlich Zeit, bevor Präsident Barack Obama und US-Aussenminister John Kerry das wahre Gesicht des türkischen Triumphalismus über die israelische Entschuldigung erkennen werden und die in der Folge erzwungene und künstliche Entspannung. Erdoğan macht kein Geheimnis aus der Tatsache, dass er Israels Existenzrecht „nur in den Grenzen vor 1967” anerkennt, eine Ansicht, die die Herrn Obama und Kerry vielleicht scheu teilen könnten oder auch nicht. Wenn sie diese Ansicht teilen, können sie aus dem Quartett immer noch ein Quintett machen, ein Quartett mit einem Bauchtänzer. Das Dumme ist nur, dass der Bauchtänzer heimlich hoffen könnte, Israel in seine Grenzen vor 1948 zurückzudrängen.

Wir alle wissen, dass die Amerikaner auf ein Wunder hoffen – in dem der verhaltene Islamist Erdoğan in der Lage wäre, die nicht so verhaltene islamistische Hamas dazu zu überreden, sich in eine Entität zu verwandeln, die im Reich der Vernunft lebt. Damit diese Mission jedoch erfolgreich sein kann, müssten die Amerikaner erst mal jemanden finden, der in der Läge wäre, Erdoğan davon zu überzeugen, sich in einen Politiker zu verwandeln, der im Reich der Vernunft lebt.

Andererseits wissen wir alle, dass Friedensstifter gesegnet. Aber gibt es nicht einen Bibelverweis auf falsche Friedensstifter?

Originalversion: Blessed are the peacemakers by ©BURAK BEKDİL, Hurriyet Daily, April 10, 2013.