NZZ, Archäologie und Politik

2
Das von jemenitischen Juden gegründete Dorf Silwan. Foto U. Sahm
Lesezeit: 2 Minuten

Zur Kritik von Ulrich Sahm Folgendes: Ich zweifle nicht daran, dass bei den Ausgrabungen in Silwan qualifizierte Archäologen hervorragende Arbeit leisten. Es geht im Artikel aber nicht um die archäologisch bedeutsamen Funde und die akademischen Diskussionen darum, sondern um die selektive Darstellung der Funde im Besucherpark – der notabene “City of David” heisst, obwohl es in dem Park keine archäologischen Hinweise auf David gibt. Die Bibel steht in der Sichtweise der Parkbetreiber Mittelpunkt, die Perioden davor und danach spielen eine Nebenrolle. Dass Jerusalem hier begründet wurde, bezweifle ich nicht, das steht im Artikel. Doch die Aussagen, die Archäologie machen kann, und die Erwartungen an sie klaffen bekanntermassen oft weit auseinander. Es ist auch zu unterscheiden zwischen Thesen, Hinweisen und fundierten Beweisen. Es scheint wohl naheliegend, dass König David in Ur-Jerusalem gelebt hat. Die religiöse und kulturhistorische Bedeutung der biblischen Figur Davids ist aber weit grösser, als es die Archäologie je wird nachweisen können und, so würde ich meinen, auch nicht von dieser abhängig.

In Israel / Palästina ist Archäologie immer ein Politikum, mit dem zu beweisen versucht wird, wer zuerst da war. Doch mit dieser Sichtweise könnte Italien den halben Mittelmeerraum für sich beanspruchen. Wir müssen von der heutigen Situation ausgehen, und diese ist so, dass sich mitten in der “City of David” palästinensische Wohnhäuser befinden. Die archäologischen Ausgrabungen in Ur-Jerusalem, einem Ort von grösster Bedeutung für die jüdische Geschichte wie die Weltgeschichte, der zugleich aber auch im Herzen des Konfliktes liegt und der als international als besetztes Gebiet gilt, werden mit politischen Zielen verknüpft. Darauf habe ich im Artikel das Augenmerk legen wollen.

Monika Bolliger

Kritik von Ulrich Sahm: NZZ im Dienste palästinensischer Politik in Jerusalem (11. März 2013)

Auf folgende Kritikpunkte und Falschaussagen, die Ulrich Sahm aufgezeigt hat, geht Frau Bolliger nicht ein:

  • Dass sie kein Gespräch mit einem Verantwortlichen der „City of David“ geführt hat
  • Dass der NZZ-Titel eine Verdrehung der Tatsachen ist
  • Dass sie die Gründungsgeschichte von Silwan ignoriert, welches 1920 noch unbewohnt war
  • Dass archäologische Funde, ob nun aus muslimischer, christlich byzantinischer oder kanaanäische Epoche gleichermassen ausgestellt werden und keine Nebenrolle spielen

2 Kommentare

  1. Bolliger hat noch nie in einem ihrer Artikel die "ganze" Geschichte erzählt. Sie ist eindeutig voreingenommen. Warum wohl?

  2. Es gibt auch keine archäologische Hinweise auf Palästinenser, weder in Jerusalem, noch in Israel, Jehuda und Schomron. Was an Palästinenser erinnert, sind die vielen israelischen und jüdischen Terroropfer.

Kommentarfunktion ist geschlossen.