Erst holten sie Mila Kunis ab – Antisemitismus in der Ukraine

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Mila Kunis. Foto Gage Skidmore. Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 über Wikimedia Commons.
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Eine der bekanntesten Personen ukrainisch-jüdischer Herkunft ist wohl die wunderschöne und begabte Schauspielerin Mila Kunis. Jüngst wurde sie zur Zielscheibe eines Parlamentsabgeordneten der rechtsextremistischen Svbododa-Partei, die bekannt dafür ist, ihre Reden und öffentlichen Mitteilungen regelmässig mit Antisemitismus zu injizieren. Dieser verkündete spöttisch, dass Mila „keine Ukrainerin, sondern eine zhydovka“ sei. Zhydovka ist eine verletzende und beleidigende Bezeichnung für eine Jüdin und es war offensichtlich ein mieser Versuch, Judenhass innerhalb der zulässigen Grenzen der ukrainischen Mainstream-Debatte zu streuen.

Trotz der weithin akzeptierten Vorstellung, dass wir in einer immer globalisierteren Welt leben, bezweifeln viele Menschen, dass die Geschehnisse in den Hallen eines fern abgelegenen Parlaments irgendwo auf der Welt irgendeinen Einfluss auf unser Leben haben könnten. Vielmehr aber sollten die Ereignisse, die sich aktuell in der Ukraine zutragen, ein jeden, der von einer toleranten und friedvollen internationalen Gemeinschaft träumt, aufhorchen lassen.

Es gibt den zunehmenden Trend, dass eine antisemitische Ansammlung von Hasspredigern das demokratische Parlament der Ukraine missbraucht, um auf eine Art und Weise ihre Botschaften zu speien und zur Gewalt anzustiften – auf eine Art und Weise, die wir in die ferne Vergangenheit verbannt zu hoffen glaubten. Es war furchtbar, bei unseren letzten Wahlen Zeuge zu sein, wie Svoboda mehr als 10% der Stimmen erhielt. Wie alle ultranationalistischen Parteien führten sie ihre politische Kampagne mit einer Botschaft, die Angst in der Gesellschaft verbreiten sollte und wurde dieser gewählt. In schrillem Ton warnte sie, dass Ausländer und Minderheiten sich darauf vorbereitet hätten, das Land zu übernehmen. Svoboda erhob einige der virulentesten Feinde der Freiheit aus vergangenen Generationen zum Idol – wie beispielsweise der Architekt der Nazi-Propaganda, Joseph Goebbels – und unternimmt alles, um Hass in der ukrainischen Gesellschaft alltäglich – und tragfähig – zu machen.

Bedauerlicherweise erkennen die Führer der Svoboda-Partei, dass sie auf fruchtbaren Boden stossen, auf dem sie ihre gefährliche Agenda ernten können. In den letzten Jahrzehnten hat der Antisemitismus zwar abgenommen, doch herrscht Einigkeit darüber, dass er besonders in bildungsfernen Gesellschaftsschichten weiterhin in zu vielen Köpfen vorhanden ist. Das Misstrauen gegen Juden nutzt Svoboda aus Popularität bei den wenig begünstigten Gesellschaftsschichten zu gewinnen, die die Chance, Teil der Hasskampagne zu sein, willkommen hiessen.

Sollte die zunehmende Beliebtheit der Svoboda-Partei ausserhalb der Ukraine unbemerkt bleiben, könnten wir bald einen Punkt erreichen, an dem es kein Zurück gibt.

Dann würde die Idee der Partei, über weitgehende legislative Mittel zur Einschränkung der Meinungsfreiheit von Andersdenkenden zu verfügen, einem Zweck dienen: die  Einwanderung all jener, die sie als un-ukrainisch betrachten, zu verhindern. Trotz der entschiedenen Massnahmen der aktuellen Regierung in Kiev, diesen Übergriffen von Svoboda entgegenzutreten, könnte dies eintreten. Man muss wahrlich ignorant sein gegenüber der Geschichte dieser Region, um nicht zu erkennen, dass solche Kampagnen  in der vermeintlichen Gestalt des Populismus begannen und Demokratie schnell in Massenchaos, Gewalt und, wie schon zuvor, zum Völkermord umschlagen kann.

Glücklicherweise sind wir diesem Punkt nicht nahe und es gibt keinen Grund, in Panik zu verfallen. Die internationalen Institutionen sind stark genug, den Aufstieg dieses Teufels frühzeitig wahrzunehmen. Vor nicht allzu langer Zeit schaute die internationale Gemeinschaft schweigend zu, als Hitler und die Nazis die Welt dazu verleitete zu glauben, ihr Judenhass (jener der Nazis) sei es nicht oder „gefährlich genug“, um eine internationale Verurteilung zu rechtfertigen.

Als die Welt es endlich darauf aufmerksam wurde, war es zu spät.

Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sind die heimtückischsten und ansteckendsten sozialen Krankheiten, welche die Menschheit je erlebt hat. Zivilisierte Gesellschaften werden mit diesen Krankheiten infiziert, bevor sie überhaupt einschätzen können, zu welchen Schäden diese Erkrankung mit Sicherheit führt.

Diese Angelegenheit schreit nach einer sofortigen und ehrlichen Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der Führung der amerikanisch-jüdischen Gemeinde und der US-Regierung. Die Ukraine und die USA haben eine starke Allianz aufgebaut, dich sich definiert durch eine wirtschaftliche Partnerschaft und eine diplomatischen Vision davon, wie viel uns verbindet, um gemeinsam Bedrohungen zu thematisieren und Gelegenheiten zu kultivieren. Sollte die Svoboda-Partei weiter expandieren, kann dies den regionalen und internationalen Abkommen nur schaden und zu Instabilität auf unseren gemeinsamen Märkten führen.

Hass endet nie mit Worten; schnell eskaliert er in gewalttätigeren Ausdrucksformen. Auch macht Hass nicht an den Landesgrenzen halt, besonders in der heutigen Welt der sozialen Medien und Echtzeit-Kommunikation.

Ich appelliere an alle friedvollen und besorgten Führer weltweit, sich dem Kampf gegen Svoboda und allem wofür steht, anzuschliessen. Wir alle wissen, dass der Einsatz für die Welt viel zu hoch ist, als dass sie sagen könnte „wir haben es nicht gewusst und daher haben wir nichts unternommen.“

Oleksandr Feldman ist Mitglied des ukrainischen Parlaments und Präsident des ukrainisch-jüdischen Komitees.

Originalversion: First They Came for Mila Kunis – Ukraine’s Anti-Semitism by Oleksandr Feldman © Gatestone Institute, February 4, 2013.