Interessiert sich die NZZ für Menschenrechte?

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Die Siedlung Beitar Ilit, Foto Yoninah. Lizenziert unter Creative Commons Attribution 2.5 via Wikimedia Commons.
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Kaum liegen neue Baupläne zur Erweiterung von Siedlungen auf dem Tisch oder werden alte genehmigt, erfolgt planmässig eine internationale Verurteilung Israels. Sogar der UN-Sicherheitsrat wird bemüht, um eine entsprechende Resolution zu verabschieden, was dann jedoch durch ein Veto der USA verhindert wird. Alles läuft stets nach Schema F ab.

Deshalb berichtet die NZZ über UN-Resolutionen gegen Israel wohl vornehmlich mittels Agenturmeldungen. Ein hauseigener Redaktor würde vielleicht auf die Idee kommen, Qualität und Quantität dieser UN-Resolutionen einmal genauer zu betrachten, um schliesslich auf die Frage zu stossen: Geht es hier wirklich um Menschenrechte? Nein. Stattdessen wird unter dem Deckmantel der Menschenrechte der Siedlungsbau thematisiert und dient als billiger Vorwand, um Israel ins Visier zu nehmen.

Erst am 18. Dezember hat die UN-Generalversammlung (UNGV) neun Resolutionen zu den Rechten von Palästinensern und zum Golan angenommen und Israel scharf kritisiert. Gestern am 19. Dezember verhinderte nur ein Veto der USA, dass Israel auch noch durch den UN-Sicherheitsrat für seine Siedlungsbaupläne verurteilt wurde.

Bisher hat die gegenwärtige UNGV 2012 22 länderspezifische Resolutionen zu Israel angenommen. Lediglich vier Resolutionen betrafen Burma, den Iran, Nord-Korea und…Syrien.

Kaum vorstellbar, aber der UN und ihrer Mitgliedstaaten sind die  40.000 seit Ausbruch des Aufstandes getöteten Menschen und die massiven Menschenrechtsverletzungen in Syrien kaum Bemühungen, geschweige denn Resolutionen wert. Am Sonntag wurde das palästinensische Flüchtlingslager Yarmuk südlich von Damaskus von der syrischen Armee bombardiert, 95 Prozent der Anwohner haben Yarmuk verlassen müssen. Der Hilferuf des palästinensischen Präsidenten Abbas an die UNO, den fliehenden Palästinensern den Zugang ins Westjordanland und nach Gaza zu ermöglichen, verhallte bislang unerhört. Der UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon war mit den neuen israelischen Siedlungsbauplänen beschäftigt. Laut UN verstossen diese auch gegen die Menschenrechte der Palästinenser und damit gibt die Organisation eine Priorisierung von Menschenrechten vor: wenn Palästinenser wirklich an Leib und Leben bedroht sind und sich zudem in Gebieten ausserhalb Israels/Palästinas aufhalten, hilft ihnen die UN nicht weiter. Jürg Bischoff berichtet zwar über die Geschehnisse in Yarmuk und das Schicksal der dortigen palästinensischen Anwohner (NZZ, 20.12.2012). Doch ihre Menschenrechte und die Rolle, die die UN dort spielen sollte, blendet er elegant aus, indem er erst gar nicht darüber berichtet.

Der Siedlungsbau in Ramat Shlomo in Ostjerusalem ist der NZZ wiederum einen eigenen Beitrag Wert. In ihrem jüngsten Beitrag (NZZ, 19.12.2012) widerspricht Frau Bolliger nicht der palästinensischen Sicht, dass der Siedlungsbau eine Zweistaatenlösung unterminiere, wenn sie der israelischen Regierung vorwirft, sich unter einem palästinensischen Staat „eine Ansammlung von Inseln“ vorzustellen.

Palästinenser und ihre Menschenrechte interessieren die NZZ nur, wenn Israel im Mittelpunkt steht. Und auch dann ist es nicht einmal ein ehrliches Anliegen, sondern offenbart einen ideologisch gesteuerten Journalismus.

Sandra Hoffmann © Audiatur-Online

9 Kommentare

  1. Ich meine “Antisemiten”, im Sinne von Nichtjuden, die Juden zumindest nicht mögen. Nichtjuden die gegen Israel und gegen Zionismus sind, sind immer auch “Antisemiten”. Was sonst?

  2. Middle East conflict is seen as most important one from history and religion point of view. That is why NZZ and others pays a lot of attention. False critic is better than false applause anyway.

    Europe (and UN) is a part of conflict, not a solution, unfortunately. They are seen by Arabs as creators of Israel.

    There were many Arab countries established after WWI but creation of safe Jewish home failed because of politics and British. Agreement between Zionists and Arabs (Weizmann-Faisal) failed due to GB.

    So what media are doing? Correct. Blaming (irrationally) Israel and trolling Jews. Who else and see how cute>

    http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/naechstes-jahr-in-palaestina-1.17913454

    Actually someone can also blame Jews that they are profiting from false critic and anti-Israel propaganda in media. Why not?

  3. Die NZZ ist ein Unternehmen, das strikt nach kaufmännischen Regeln geführt wird. Mit Altruismus hat das nichts zu tun und hat in der NZZ keinen Platz. Wozu auch?

    Zudem, die NZZ ist eher Forum der rechten Antisemiten, der TA eher der linken Antisemiten.

  4. Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Syrien, gegen Palästinenser in Syrien, rufen bei Weiten nicht solche Emotionen und Empörung hervor, wie der Wohungsbau im Westjordanland und bestätigen damit die Priorisierung wie im Beitrag genannt.

  5. Leider übernehmen die hiesigen Medien fast immer (und ungeprüft) die Sichtweise der Palästinenser (Fatah, Hamas usw.).
    Zu den Bauplänen Israels wird seit Jahren absichtlich ungenau berichtet. Unlängst wurde von fast allen Agenturen bzw. Medien behauptet, dass die Pläne bezüglich E1 Cis – Jordanien teilen würden, falls man sie denn umsetzt.
    Ich zitiere hier aus einem Blog („Blick auf die Welt – von Beer Sheva aus“): „Selbst in serioesen Medien wie der FAZ wird unwidersprochen behauptet, die eventuellen Bauten im Gebiet zwischen Jerusalem und Ma’ale Adumim ( E1) wuerden die Westbank in zwei Teile zerschneiden.
    In ihrer augenfaelligen Unwahrheit erinnert mich diese Luege an die nachdrueckliche und falsche Behauptung, der Gazastreifen werde von Israel abgeriegelt.
    Auch im Fall der aktuellen Luege muss man nur mal eine Karte anschauen“.
    Die abgebildeten Karten in diesem Blog – Beitrag (siehe den Link unten) zeigen klar, dass es diese „Zweiteilung“ nicht geben wird (falls gebaut wird).
    Wenn es darum geht, das Bedürfnis zu befriedigen gegen Israel Stimmung zu machen, dann spielen Fakten also leider meist keine Rolle mehr. Dies ist in der Neuen Zürcher Zeitung aber auch in vielen anderen Medien so.
    Den oben erwähnten lesenswerten Beitrag findet man hier (in „Blick auf die Welt – von Beer Sheva aus“): http://beer7.wordpress.com/2012/12/05/die-zweiteilung-des-westjordanlands/

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