Türkei: Was soll‘s….

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Ahmet Davutoğlu mit Recep Tayyip Erdoğan in Ägypten. Foto Kahire Yunus Emre Enstitüsü. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons.
Lesezeit: 3 Minuten

2010 behauptete der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan: „Diejenigen, die den Terror unterstützen, sind Kollaborateure von Terroristen.“ Nun bezeichnete in der vergangenen Woche Herr Erdoğan Israel als einen „terroristischen Staat“. Deutet Erdoğan damit an, dass die USA und die EU Förderer des Terrorismus sind, da sie Israels Recht auf Selbstverteidigung anerkannten und stattdessen die Hamas als terroristisches Gebilde bezeichnet haben?

Der türkische Aussenminister Ahmet Davutoğlu hat bestätigt, dass die Türkei den Kontakt mit Israel in einer Phase wiederaufgenohmen habe, die schliesslich den Waffenstillstand im Gazastreifen bewirkte. Zugleich sagte er aber: „Dies stellt keinen Dialog mit Israel dar.“ Davor hatte die israelische Presse berichtet, dass sich der Spitzendiplomat des türkischen Aussenministeriums und ein Gesandter des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Genf getroffen hätten.

Interessant. Das türkische und das israelische Aussenministerium und die Geheimdienste unterhielten offenbar einen Dialog über die Bedingungen der Waffenruhe, aber dieser Dialog war kein Dialog. Man fragt sich wirklich: Wie hoffte die Türkei, zwischen zwei Seiten zu vermitteln, wenn sie mit keiner Seite spricht? Was soll‘s, das ist nicht das einzige verwirrende Engagement zwischen der Türkei und Israel.

Seit dem törichten, aber tragischen Überfall auf die Mavi Marmara im Jahr 2010 haben die türkischen Führer unzählige Male wiederholt, dass die diplomatischen Beziehungen mit Israel, die momentan nicht abgekühlt, sondern tiefgefroren sind, nur wiederaufgenommen würden, wenn sich Israel offiziell für die Mavi Marmara entschuldigte, den Familien der Opfer Entschädigung bezahlte und die Seeblockade des Gazastreifens aufhebe.

Auf der Webseite des türkischen Aussenministeriums hört sich das jedoch anders an. Laut dem Abschnitt unter dem Titel „Israel“ „fordert [die Türkei] eine offizielle Entschuldigung und Entschädigung von Israel, um die diplomatischen Beziehungen zu normalisieren. Israel hat diese Anforderungen noch nicht erfüllt.“

Und wie steht es mit der dritten Bedingung? Unterscheiden sich die Bedingungen des Ministeriums für eine Normalisierung von denjenigen des Ministers (und des Ministerpräsidenten)? Glaubt das Ministerium, dass eine Entschuldigung und Entschädigung ohne Aufhebung der Blockade des Gazastreifens die Beziehungen mit Israel normalisiere? Ist sich Minister Davutoğlu eigentlich bewusst, dass sein Ministerium die dritte Voraussetzung für Normalisierung stillschweigend entfernt hat? Weiss Ministerpräsident Erdoğan davon? Oder hofft Chef-Diplomat Davutoğlu, der für den Inhalt der Seite verantwortlich ist, auf eine baldige Entsendung auf eine schicke Mission nach Somalia? Wieder einmal: Was soll‘s.

Letzten Endes hat das wunderbare aussenpolitische Kalkül Professor Davutoğlus aus einem unberechenbaren, unbeständigen, mysteriösen und unruhigen Nahen Osten ein perfektes Enigma  gemacht: Die Türkei und Israel haben einen gemeinsamen Feind: Syrien. Die Türkei und ihr Feind Syrien haben ebenfalls einen gemeinsamen Feind: Israel. Die Türkei befindet sich im Krieg gegen ihre eigenen Kurden, verbündet sich aber mit den irakischen Kurden gegen Bagdad; die Türkei und ihr Feind Israel haben einen weiteren gemeinsamen Feind: Iran – wenngleich die Feindschaft im Falle der Türkei ein offenes Geheimnis ist, während es sich im Falle Israels um einen  Krieg um die Existenz handelt; die Türkei befindet sich in offener Feindschaft mit Israel – und in geheim-offener mit Israels benachbarten Feind, Libanon; die Türkei, spricht, wenn nötig, mit ihrem Feind Israel, unterhält aber keinen Dialog mit dem jüdischen Staat; die Türkei stellt drei Voraussetzungen für die Normalisierung der Beziehungen zu Israel, aber ihr Aussenministerium nur zwei; Ägyptens herrschende Islamisten können mit den Israelis sprechen und unterhalten normale diplomatische Beziehungen mit Jerusalem, aber die „säkulare“ Türkei kann/tut dies nicht; und die Türkei verbündet sich sowohl mit den USA als auch mit der Hamas, die ihre amerikanischen Verbündeten als terroristisches Gebilde ansehen, während die Türkei den jüdischen Verbündeten ihres amerikanischen Verbündeten als einen terroristischen Staat betrachtet.

Kein Wunder,  sind türkische Seifenopern solch ein regionaler Hit. Aber auch hier: Was soll‘s …

Originalversion: Never Mind… by Burak Bekdil © Hurriyet Daily News, November 28, 2012.

1 Kommentar

  1. shalom meine Freunde

    die Türkei ist ein rein <<islamischer Staat << der in der EU und Europ nichs zu suchen hat, Nur ewa 10 Prozent des türkischen Staates liegt in Europa. Erdogan sagt ja auch ganz offen <<wir werden im Falle eines Krieges auf Seite
    der arabischen Länder,die Palis eingeschlossen , sein.
    Das die Moslembruderschaft in Ägyten einen islamischen Staat aufbaut<<könnten seine Machtträume beenden. David

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