Yitzhak Shamir, 1916-2012

0
P.M. Yitzhak Shamir von http://www.flickr.com/people/69061470@N05 - http://www.flickr.com/photos/government_press_office/8019495821/. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Lesezeit: 3 Minuten

Die Meinungen über den verstorbenen israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Shamir könnten gegensätzlicher nicht sein. Für die einen war er der Beste, für die anderen der Schlechteste. Doch wie auch immer; er hatte eine Eigenschaft, über die sich alle einig waren: Beständigkeit. Er war kein Publikumsliebling, keine grosser Redner, er war niemand, den man „liebte“ oder „hasste“, sondern einfach jemand, dem man zustimmte oder eben nicht – weil er immer der Gleiche blieb.

Er war der ultimative Geheimagent. Der beste Beweis dafür war nicht einmal seine Beständigkeit, sondern dass Menachem Begin ihn überhaupt zu seinem Nachfolger gewählt hat. „Shamir? Wer ist Shamir?“ Der Agent aus Vorstaatszeiten, Ex-Untergrundkämpfer und Ex-Mossad Chef, versuchte nicht im Entferntesten, sich selbst einen Namen zu machen, nachdem er von seinen Geheimdienstverantwortlichkeiten pensioniert worden war. Shamir wer? Seine gesamte Amtszeit als Ministerpräsident und sein darauffolgender Ruhestand bestätigten die komplette Überraschung bei seiner Wahl durch Begin. Er war Mr. Silent, der ultimative Agent.

Seine Sätze waren kurz. Nähere Ausführungen gab er keine. Er war nicht fotogen, er war kein Promi, und schon gar nicht „cool“. Er war der Alptraum eines jeden Journalisten. Keiner schenkte ihm Beachtung, lediglich seiner Politik. Und so wollte er es auch.

Zu Shamirs Vermächtnis gibt es zwei verschiedene Ansichten. Einige sehen ihn als katastrophalen Führer. Er wollte sich dem palästinensischen Thema einfach nicht annehmen. Der ganze „Friedensprozess“ mit den Palästinensern, der mit der Grundsatzerklärung eingeleitet wurde – dem „Handschlag“ auf der Wiese vor dem Weissen Haus am 13. September 1993 -, begann, als er nicht mehr im Amt war. Einige sagen, dass die darauffolgenden Intifadas und der Terrorismus hätten vermieden werden können, wenn Shamir an der Friedenskonferenz von Madrid 1991 nur etwas entgegenkommender gewesen wäre. Einige sagen, dass seine Ablehnung der Bereitschaft Jordaniens in den frühen 80er Jahre, eine Rolle im Westjordanland zu übernehmen, unvermeidlich zur Intifada (die 1987 begann) führte. Andere wiederum behaupten das Gegenteil: Wäre Israel beim palästinensischen Thema hart geblieben – so wie Shamir mit seiner eisernen Beständigkeit –, hätte Israel an seinem Plan einer palästinensischen Autonomie statt Unabhängigkeit festgehalten, dann wäre es nicht zu den Busexplosionen, Selbstmordanschlägen und Morden gekommen, die während Shamirs Präsidentschaft nur selten erfolgten.

Wahrscheinlich wird das Thema von Shamirs Vermächtnis nie für alle Seiten zufriedenstellen gelöst werden. Trotzdem finden Aspekte seines Vermächtnisses universelle Zustimmung und Erkenntlichkeit:

  • Shamir beharrte darauf, dass kein Friedensplan je die Rückgabe der Golan Höhen an Syrien beinhalten sollte. Schaut man auf das gegenwärtige Syrien – man muss sich nur vorstellen, wie leicht diese Gewalt auf Israel überschwappen könnte, wenn Syrien den Golan zurückerhalten hätte; nicht zu erwähnen die Vorstellung, wie das aktuelle syrische Regime, das seine Brutalität der ganzen Welt präsentiert, sich je an ein Abkommen halten würde, Israel nicht vom Golan aus anzugreifen. Wie das endgültige israelisch-palästinensische Ergebnis im Westjordanland auch aussehen mag, es sollte eine vollständige Übereinstimmung um des Friedens Willens geben, dass die Golan Höhen israelische Kontrolle nicht verlassen.
  • Shamir ermöglichte die Einwanderung von Zehntausenden äthiopischen Juden und Hunderttausenden russischen Juden nach Israel. Er hat nicht viel darüber geredet – er hat über nichts viel geredet – aber er es hat geschehen gemacht.
  • Shamir sagte Präsident George H.W. Buch, dass Israel keine Vergeltung gegen Raketenangriffen von Saddam Hussein während des ersten Golfkrieges 1992 üben würde. Shamir garantierte die Stabilität der Bush’en Koalition, gab in scharfsinniger Weise dem Präsidenten das, was er brauchte und hat damit seine eigene Politik für den restlichen arabisch-israelischen Konflikt undurchdringbar für amerikanischen Druck gemacht.
  • Shamir hat die USA überzeugt, die sowjetischen Juden nach Israel zu führen, statt in die Diaspora.

Was hätte Shamir noch machen können, um die israelische Sicherheit zu stärken? Wir werden es wohl nie wissen. Hier war ein Mann, der es nicht nötig hatte zu prahlen. Wenn man auch sonst nicht an ihm vermissen wird, so doch sicherlich diese eine Qualität eines israelischen Ministerpräsidenten.

Originalversion: Yitzhak Shamir, 1916-2012 © Intermountain Jewish News, July 6 2012. All rights reserved.