Ägyptens Nazipartei stellt sich vor

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Sayyed Gamal Foto: Memri

“Dies ist eine neue Partei. Ihre Ideologie wird Ägyptens Probleme lösen“, so Dr. Mamdouh Mansour, Mitglied der neuen ägyptischen Nazipartei, wie sie am 22. September bei „Dream1 TV“ vorgestellt wurde. Fernsehmoderator Wael El-Ebrashi begrüsste die Teilnehmer einer Gesprächsrunde mit „Heil Hitler“ und erklärte den Zuschauern, dass der Nazismus eine tyrannische, faschistische, politische Ideologie sei, die der Welt Ruin und Zerstörung gebracht habe.

Mansour erklärte, dass die neue ägyptische Partei „offen und nicht im Geheimen, wie die Freimaurer“ agiere. Sie habe schon 300 Mitglieder. Sayyed Gamal sagte: „Wir haben nur die positiven Aspekte der Nazi-Partei übergenommen, nicht die negativen.“

Nazi Parteichef Muhi Al-Din Gamal vertritt die Vision, innerhalb von zehn Jahren im Parlament vertreten zu sein und dann auch den Präsidenten zu stellen. „Unser politisches Ziel ist es, die arabische Rasse, die Sprecher der arabischen Sprache, zur besten Rasse zu machen.“ Am Ende solle in aller Welt Arabisch gesprochen werden. Neben ihm hatte er eine arabische Ausgabe von Hitlers „Mein Kampf“ aufgestellt.

Moderator Wael El-Ebrashi fragte seine Studiogäste: „Warum sollten wir hier in Ägypten diese tyrannisch-faschistische politische Bewegung importieren, sie aus der (Mottenkiste) der Geschichte hervorholen, nachdem sie von der ganzen Welt ausgespuckt worden ist?”

Amr Fouad antwortete: “Erst einmal wurde der ägyptische Bürger sehr erniedrigt. Da wollen wir eine Linie ziehen. Unser erstes Ziel ist die Vorherrschaft der ägyptischen Rasse.“ Der Moderator fragt: „So wie Hitler von der Überlegenheit der arischen Rasse über den Rest der Menschheit gesprochen hat? Das ist extremer Rassismus. ”

Muhammad Abd Al-Rahman erklärt, dass die Idee selbstverständlich in einer Facebook-Gruppe aufgekommen sei. „Viele von uns hatten schon zuvor an die Vorherrschaft der ägyptischen Rasse geglaubt.“ Gleichwohl werde die ägyptische Nazi-Partei nicht wie Hitlers sein, „weil wir von den Konzepten des Islam überzeugt sind.“ Als Beispiel nennt er Hitlers Feindseligkeit gegenüber allen Juden. Als Moslem glaube er, dass das Judentum als monotheistische Religion respektiert werden müsse. „Ich bin nicht gegenüber allen Juden feindselig, sondern nur gegenüber der Zionistischen Entität. Die Zionisten stellen eine Gefahr für die Araber dar. Deshalb bin ich ihr Feind.“

Mansour sagte, dass die ägyptischen Nazis keinen Holocaust an den Juden ausführen wollten und die Juden auch nicht bekämpfen. „Das ist die Aufgabe des Staates. Da mischen wir uns nicht ein.“

Rami Gan sagte, dass die Nazi-Partei den Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel nicht anerkenne. „Wir wollen einen ägyptischen Atomreaktor bauen, von Ägyptern errichtet und mit ägyptischen Komponenten.“ Alle Ägypter würden sich um dieses nationale Projekt vereinen.

Ahmad Sayyed fügt hinzu: „Wir wollen keine vollgültige Nazipartei sein, sondern nur, dass die Rasse unseres Landes über den Rest der Welt herrscht. Die arabische Welt sollte sich vereinen, damit wir eine vereinte Kraft werden, wie die EU.“

Zur Frage, ob Hitlers Nazi-Ideen Teil des Parteiprogramms würden, bringt Fouad ein erklärendes Beispiel: „Ein deutscher Offizier wurde während der deutschen Besatzung in Frankreich getötet. Um die Ehre dieses Offiziers wiederherzustellen, wurden 75 Franzosen getötet. Deshalb begegnet man jedem deutschen Touristen in Europa mit Respekt.“
Die Ägypter wollen jedoch laut Fouad nicht wegen ihres Blutes respektiert werden, sondern dank Industrie, Tourismus, Landwirtschaft und Entwicklung.

Verehrung für Adolf Hitler und die Nazis ist in der arabischen Welt weit verbreitet. Deutsche Touristen erstaunt es immer wieder, in Jerusalems Altstadt von Palästinensern mit einem freundlichen „Heil Hitler“ begrüsst zu werden, oft mit dem Zusatz: „Schade, dass Ihr Deutschen Hitlers Werk nicht vollendet habt. Dann hätten wir heute weniger Probleme“.

Einem Bericht der angesehenen ägyptischen Zeitung Al Ahram aus dem Jahr 2002 ist zu entnehmen, dass der Leiter der „Administrativen Kontrollbehörde“ (zur Bekämpfung von Korruption) damals „Hitler Tantawi“ hiess.  http://weekly.ahram.org.eg/2002/598/eg3.htm
Der gleiche Mann oder vielleicht ein zufälliger Namensvetter wird als ehemaliger Kabinettsminister, als Generalmajor (der sich mit US-Vizepräsident Dick Cheney traf) und auf einer Liste „korrupter Ägypter“ auf einer Homepage der Opposition erwähnt.

(C) Ulrich W. Sahm

Einen Mitschnitt der Sendung sowie ein Transkript der Aussagen finden sich hier: http://www.memritv.org/clip/en/3131.htm

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